„Die IG Metall – Garant für gute Chancen“: Rückblick auf 2014, Ausblick auf 2015

Die IG Metall startet gestärkt ins Jahr 2015. Viele neue Mitglieder machen die Gewerkschaft schlagkräftiger. Das ist gut so. Denn 2015 will sie einiges auf den Weg bringen. Die erste Etappe ist die Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie. Danach warten weitere Aufgaben, um die Anforderungen einer modernen Industrie- und Arbeitszeitpolitik einzulösen…“ Pressemitteilung vom 19.01.2015 externer Link. Siehe dazu:

  • Interview mit dem Ersten Vorsitzenden der IG Metall, Detlef Wetzel: „Auf uns ist Verlass“
    Die Bilanz des vergangenen Jahres kann sich sehen lassen: Die IG Metall gewann mehr neue Mitglieder und verbuchte politische Erfolge. Auch für 2015 hat sich die Gewerkschaft viel vorgenommen, sagt Detlef Wetzel im Interview…“ Interview vom 20.01.2015 bei der IG Metall externer Link
  • IG Metall expandiert
    Gewerkschaft schafft zum vierten Mal in Folge Mitgliederplus und plant Ausweitung ihres Organisationsbereichs auf Logistiker und Dienstleister…“ Artikel von Daniel Behruzi aus der jungen Welt vom 20.01.2015 – wir danken dem Autor!

Die IG Metall ist 2014 zum vierten Mal in Folge gewachsen. »Auf uns ist Verlass«, erklärte ihr Vorsitzender Detlef Wetzel am Montag in Frankfurt am Main. Im vergangenen Jahr sei die Zahl der Mitglieder netto um 3422 oder 0,2 Prozent auf knapp 2,27 Millionen angestiegen. Damit das so weitergeht, will die Industriegewerkschaft künftig die gesamte Wertschöpfungskette der Metall- und Elektrobranche ins Visier nehmen, also auch Dienstleister, Entwickler, Logistiker und das Gebäudemanagement.

Mehr als 110.000 Menschen sind der Industriegewerkschaft im vergangenen Jahr beigetreten. Überproportional wuchs die Zahl der Angestellten mit 1,5 Prozent und die der Jugendlichen unter 27 Jahren mit 1,3 Prozent. Unter Leiharbeitern – auf deren Organisierung sich die IG Metall in der Vergangenheit konzentriert hatte – hat die Gewerkschaft derzeit 45.000 Mitglieder. Vor einem Jahr waren es noch mehr als 60.000. Wetzel verwies darauf, dass auch 2014 über 10.000 Leiharbeiter der IG Metall beitraten und dass »mit Unterstützung der IG Metall und der Betriebsräte Tausende Leiharbeiter mittlerweile in festen Arbeitsverhältnissen sind«.

Das große Wachstumspotential sieht die Gewerkschaftsspitze in diesem Bereich aber offenbar nicht mehr. Und in der Windindustrie – einem weiteren Schwerpunkt der vergangenen Jahre – sind laut Wetzel bereits 50 Prozent der Beschäftigten organisiert. Das allerdings nur, wenn man den Marktführer Enercon nicht mitzählt, der mit allen Mitteln versucht, die Gewerkschaft außen vor zu halten.

Ihren Schwerpunkt sieht die IG Metall in der kommenden Zeit an anderer Stelle. Sie erhebe einen »Mehrheitsanspruch entlang der gesamten Wertschöpfungskette in unserem Organisationsbereich«, betonte Wetzel. Das soll heißen: Europas größte Einzelgewerkschaft reklamiert die Zuständigkeit über sämtliche Logistik- und Dienstleistungstätigkeiten, die mit der Metallindustrie in Verbindung stehen, für sich. »Für die Arbeitsvorbereitung bis zur Endmontage, für die Lagerverwaltung bis zur Produktion gilt: Wir brauchen ein System unterschiedlicher IG-Metall-Tarifverträge.«

Das beinhaltet zweierlei: Erstens die Ansage, dass der Metallflächentarif nicht mehr überall zur Anwendung kommen soll. Dies durchzusetzen sei »realitätsfern«, sagte Wetzel. Möglich seien Dienstleistungstarifverträge oder auch spezielle, branchenbezogene Vereinbarungen. Zweitens könnte der Vorstoß bestehende Konflikte mit der Schwestergewerkschaft ver.di verschärfen. Denn bislang schließt diese beispielsweise in der Kontraktlogistik Flächentarifverträge ab. Beim Unternehmen Stute Logistics hat das kraftvolle Auftreten der IG Metall bereits zu erheblichen Konflikten zwischen den beiden DGB-Organisationen geführt (jW berichtete). Mit einem Investitionsfonds von jährlich 20 Millionen Euro verfügt die IG Metall über weitaus größere Ressourcen als die Dienstleistungsgewerkschaft.

Wetzel erklärte auf Nachfrage dieser Zeitung, er sei zuversichtlich, dass Abgrenzungsfragen innerhalb des DGB geklärt werden könnten. Die »radikale Veränderung der Wertschöpfungsketten« durch Outsourcing und die Verringerung der Fertigungstiefe mache eine Neuaufstellung unausweichlich. »Alle Gewerkschaften müssen darauf Antworten finden, sonst geht die Geschichte über sie hinweg.«

Ein weiteres Thema, das zuletzt zu Spannungen im Gewerkschaftsbund geführt hatte, ist die gesetzlich verordnete »Tarifeinheit«. Erneut bekräftigte Wetzel seine Unterstützung für das Vorhaben. »Wir sind sehr zufrieden damit, dass die Mehrheitsgewerkschaft im Betrieb zum Zuge kommen soll«, betonte er. Minderheitsgewerkschaften seien ohnehin nicht in der Lage, Tarifverträge zu erstreiken. Anders als ver.di und viele Arbeitsrechtler behauptete Wetzel, die gesetzliche »Tarifeinheit« könne die Flächentarife stärken und beinhalte keinen Eingriff ins Streikrecht. Die Diskussion hierüber sei »ein bisschen überhöht«, so Wetzel.

Für die Metallergewerkschaft soll ohnehin anderes im Vordergrund stehen. Bei der angelaufenen Metalltarifrunde fordert sie 5,5 Prozent mehr Geld, die Einführung einer tariflichen Bildungsteilzeit sowie die Neuregelung der Altersteilzeit. Obwohl sich die Unternehmer aktuell als stur präsentieren, zeigte sich IG-Metall-Vize Jörg Hofmann zuversichtlich, auch in diesem Jahr ohne Urabstimmung und Streik auszukommen.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=73730
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