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Während die Horden der RSS quer durch Indien täglich Pogrome veranstalten – besucht der deutsche Botschafter ihren Boss, den Nazi-Fan

Speak Up! Sozialer Aufbruch und Widerstand in IndienMohan Bhagwat heißt der Mann, der sich offen als Bewunderer Adolf Hitlers bekennt: Schon wegen dessen Behandlung des „Judenproblems“. Originaltext! Und vermutlich gedacht als Argument, warum er und seine viele Millionen starke Bande dasselbe gegen die 200 Millionen Moslems in Indien zu tun gedenken und damit durchaus begonnen haben: Wöchentliche Lynchjustiz gegen „Rindfleischfresser“ ist ebenso an der Tagesordnung, wie Schlägerbanden gegen linke Studierende, Überfälle auf Büros Kommunistischer Parteien (von denen es scheinbar nirgendwo so viele gibt wie in Indien – aber diese Überfälle passieren bestimmt nicht, weil diese KPs in der einen oder anderen Weise sozialdemokratisch geworden sind), Pogrome gegen „Hexen“ (tatsächlich) und unendlich viel mehr aus dem blutigen Arsenal des Safran-Faschismus. Der Herr Lindner, seines Zeichens Botschafter der BRD in Indien, besucht diesen obersten Kriminellen und wichtigsten Unterstützer der indischen Regierung. Und verteidigt sich gegen die massive Kritik demokratischer Kräfte in Indien mit dem zynischen Hinweis, der Mann sei nun mal Repräsentant einer politischen Massenbewegung in Indien, die man kennen müsse. Ist er, in der Tat. Also „Shake Hands“ mit dem Killer – und das ist ja nur konsequenter Ausfluss einer Politik der BRD, so zu tun – mit intensiver medialer Unterstützung – als sei die indische Regierung irgendwie demokratisch. Gewählt ist sie – wie die NSDAP es auch war. Massenbewegung eben. Unsere aktuelle Materialsammlung „BRD unterstützt Safran-Faschismus in Indien“ vom 23. Juli 2019 ist auch ein Appell an alle Leserinnen und Leser, die Petition, die Herrn Lindners Abberufung fordert, zu unterzeichnen.

„BRD unterstützt Safran-Faschismus in Indien“

„Mit Rechten reden?“ von Natalie Mayroth am 22. Juli 2019 in neues deutschland online externer Link zu diesem passenden Besuch und ausgesprochen vorsichtig: „… Es sind Männer in beigen halblangen Hosen, weißem Hemd und Stock in der Hand. Die »Halfpants« gelten als Markenzeichen der »Nationalen Freiwilligenorganisation« RSS. Gerade Minderheiten wie Muslime sehen sich in Indien zunehmen von der hindunationalistischen Kaderorganisation eingeschüchtert, die derzeit sechs Millionen Mitglieder umfasst. Nicht zu Unrecht bezeichnet der deutsche Botschafter in Indien, Walter Lindner, die Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS) deshalb als Massenbewegung in Indien. Bilder der Organisation erinnern an die NS-Vergangenheit. Nicht von ungefähr, einige RSS-Mitglieder sympathisieren mit NS-Deutschland. Vergangene Woche wurde Lindner für sein öffentliches Treffen mit dem RSS-Führer Mohan Bhagwat scharf angegriffen. Seit Linders Amtsantritt im Mai war der 62-Jährige Jurist viel im Land unterwegs und informierte von seinen zahlreichen Treffen auf Twitter. So auch über den RSS-Besuch im Nagpur. Vor allem in Indien stieß das bei Intellektuellen auf. Dabei ist Lindner nicht der erste Diplomat, der mit der RSS das Gespräch suchte. Doch er ist einer der wenigen, der öffentlich darüber spricht. Die RSS sei »ein Teil des Mosaiks, aus dem Indien besteht«, man könne ihre Existenz nicht leugnen, sagt er der indischen Tageszeitung »The Hindu«. Dennoch verschafft er ihr damit mediale Aufmerksamkeit. Das wird ihm nun angekreidet. Ebenso, dass er sich auf einem Foto mit Bhagwat zeigt. Eine Onlinepetition sammelt derzeit Stimmen für seinen Rücktritt. Anderseits ist die RSS und deren Einfluss auf die indische Politik in Deutschland kaum ein Thema, das ausführlich behandelt wird. Ihre Mitglieder folgen der Hindutva, der Idee, das säkulare Indien in einen Hindustaat umzuwandeln. Seit dem Aufstieg der hindunationalistischen Volkspartei Bharatiya Janata Party (BJP) 2014 gewinnt auch die rechtsextreme RSS, die 1925 in Nagpur gegründet wurde, immer mehr an Einfluss. Aus ihren Reihen stammt neben dem erst kürzlich im Amt wiederbestätigten Premierminister Narendra Modi, der als junger Mann in der RSS Karriere machte, auch der Gandhi-Attentäter Godse…

„The Cruel Irony of the German Ambassador’s Visit to the RSS Headquarters“ von Sidharth Bhatia am 20. Juli 2019 bei The Wire externer Link ist ein kritischer Beitrag zu diesem Treffen, der damit beginnt, dass an die Vorstellung appelliert wird, Donald Trump würde in der BRD Neonazis besuchen. Der Autor verweist darauf, dass es zwar sicher so sei, dass die indische Regierung keine Anweisungen vom RSS bekommen werde, Tatsache aber sei, dass sowohl der Regierungschef als auch mehrere Minister und andere hohe Funktionäre eben in der RSS-Kultur groß geworden seien. Und er verweist auch darauf, dass es nicht nur die USA waren, die nach den Pogromen im Bundesstaat Gujarat 2002, dem damaligen Landeschef und heutigen Ministerpräsidenten Modi die Einreise in ihr Land untersagten – was sich erst mit dem „Wirtschaftswunder“ von Gujarat wieder geändert habe…

„Hindu Nationalist’s Historical Links to Nazism and Fascism“ von Palash Ghosh am 06. März 2012 bei der International Business Times externer Link war ein ausführlicher Beitrag über die Beziehungen und Haltungen der RSS-Bosse zum deutschen Faschismus. In dem neben vielem anderen auch darauf hingewiesen wird, dass die heutige Regierungspartei BJP Nachfolgeorganisation der Bharatiya Jana Sangh (BJS) Partei sei – diese war ganz offiziell die politische Partei des RSS. Von einigen der einst führenden Mitglieder dieser Organisation werden dann zahlreiche positive Aussagen über Nazideutschland zitiert…

„This is a horrible choice by Amb. Walter Lindner“ am 18. Juli 2019 im Twitter-Kanal von Pieter Friedrich externer Link ist eine Sammlung von Meldungen rund um den Besuch, auch mit einigem Material dazu – und dem Link zu der von ihm gestarteten Petition für den „Rücktritt“ (müsste als Diplomat ja abberufen werden, siehe unten) – sowie Kommentaren auch aus der rechten indischen Ecke, die deutlich machen, dass die Argumentationen so fremd gar nicht sind…

„Indische Verteidigungsministerin Nirmala Sitharaman besucht ihre Amtskollegin in Berlin“ am 12. Februar 2019 bei BtP Concept externer Link ist eine von sehr vielen möglichen eher alltäglichen Meldungen über Zusammenarbeit: „… Nirmala Sitharaman hat keinerlei militärische Vorprägung. Sie war als Staatsministerin im Wirtschaftsministerium und im Finanzministerium eingesetzt. Zudem war sie als Sprecherin in der konservativen Bharatiya Janata Party (BJP) tätig. Sie wirkte emotionslos, als sie die Ehrenformation abschritt und dabei nach vorne statt auf die Soldaten schaute. Ihre deutsche Amtskollegin schaute den Soldaten konsequent ins Gesicht. Zuvor hatte sie noch einem Angehörigen des Wachbataillons zum Geburtstag gratuliert. Eine Geste, die immer wieder sehr gut bei der Truppe ankommt und auch von Kanzlerin und Bundespräsident praktiziert wird. Die Bundeswehr arbeitet mit Indien bei verschiedenen UN-Einsätzen zusammen: Libanon, Südsudan, Libyen und Westsahara. Allein im Südsudan und im Kongo sind etwa 5.000 Inder für UN-Missionen eingesetzt. Indien ist auch interessant für die deutsche Rüstungsindustrie. Allerdings fällt das Land durch ein multilaterales Kaufverhalten auf. Waffen und Gerätschaften werden aus NATO-Staaten und auch aus Russland importiert. Die größten militärischen Herausforderungen stellen derzeit China, Pakistan und Unruhegebiete in Indien selbst dar, wie zum Beispiel Kashmir…“

„Modi hat gewonnen – aber was ist mit Indien?“ von  Aditi Roy Ghatak am 08. Juli 2019 bei qantara.de externer Link fasst die Situation nach Modis abermaligem Wahlsieg so zusammen: „… Kurz nach seinem Wahlsieg versprach Narendra Modi, der Ministerpräsident aller Inder zu sein, nicht nur derjenigen, die für ihn gestimmt haben. Minderheiten brauchten keine Angst zu haben. Internationale Medien lobten diese neue Rhetorik als Zeichen der Mäßigung. Indiens Minderheiten, darunter fast 200 Millionen Muslime sowie Dalits (sogenannte Unberührbare), Adivasis (indigene Gruppen), Christen und andere, hoffen nun, dass ihre schlimmsten Befürchtungen sich nicht bewahrheiten. Sie sind seit Jahrzehnten Opfer von Hindu-Extremismus, und die Aussagen mancher gewählter Politiker lösen Angst aus. Es gilt die ungeschriebene Regel, dass Minderheiten nichts zu befürchten haben, solange sie die Dominanz der Hindus akzeptieren. Doch diese Regel gilt nicht für alle, wie jüngste Hassverbrechen und der Umgang mit ihnen verdeutlichen. Laut Verfassung ist Indien ein säkularer Staat, der alle Religionen akzeptiert. Diese Position wird aber zunehmend in Frage gestellt. Abweichler werden schnell als „Volksfeinde“ hingestellt. Unter anderem sitzen fünf im vergangenen August festgenommene Menschenrechtler und Wissenschaftler noch immer in Haft, weil sie sich für die Rechte Unterdrückter eingesetzt haben. Unabhängige Journalisten, zivilgesellschaftliche Aktivisten und Intellektuelle werden schikaniert, angegriffen und sogar umgebracht. Video-Aufnahmen von Morden an Muslimen sind ein Hit im Internet. Bürgerwehren greifen Menschen an, die Rindfleisch essen oder in eine andere Kaste einheiraten. Sogar wer des Terrorismus verdächtig ist, kann einen politischen Posten bekommen. Pragya Singh Thakur, dem Verschwörung in Zusammenhang mit den Bombenanschlägen auf muslimische Einrichtungen 2006 in der Stadt Maleagaon vorgeworfen wird, sitzt im Parlament. Yogi Adityanath, Regierungschef des bevölkerungsreichsten Bundesstaates Uttar Pradesh, werden Hassreden vorgeworfen. Der Mörder von Mahatma Gandhi wird als Held gefeiert, und Vorstellungen, die lose auf alten Mythologien basieren, triumphieren über wissenschaftliche Erkenntnisse. Bigotterie, Fremden- sowie Frauenfeindlichkeit nehmen überhand. Modis Sieg entspricht dem internationalen Trend sich ausbreitenden Rechtspopulismus. Deren Protagonisten provozieren gesellschaftliche Spaltung…“

„Ein Lob auf einen Hindu-Gott unter Todesqualen“ von Marco Kauffmann Bossart am 29. Juni 2019 in der NZZ online externer Link über einen der inzwischen schon unendlich langen Liste solcher Pogromartiger Vorfälle (die keineswegs von der RSS direkt selbst organisiert sein müssen, aber eben in dem von den RSS geschaffenen „sozialen Klima“ aufblühen…): „…  Ein Mob band Tabrez Ansari an einen Laternenmast in Seraikela, einem Distrikt im indischen Gliedstaat Jharkhand. Laut Augenzeugen wurde er Mitte Juni stundenlang mit Schlägen traktiert. Er soll eines Diebstahls verdächtigt worden sein. Auf Video festgehalten ist, wie der Muslim gezwungen wird, den hinduistischen Gott Ram zu preisen. Die Polizei intervenierte offenbar erst nach 12 Stunden. Sie leistete nach eigenen Angaben erste Hilfe, steckte den angeblichen Dieb dann aber vier Tage ins Gefängnis. Als der 22-Jährige schliesslich ins Spital eingeliefert wurde, erlag er wenig später seinen Verletzungen. Nach offiziellen Angaben sind elf Dorfbewohner verhaftet worden. Das grausige Video, das sich über die sozialen Netzwerke in Windeseile verbreitete, hat die muslimische Minderheit in Indien aufgeschreckt. Für sie ist es unverständlich, dass die politische Führung in Delhi eine halbe Woche schwieg, statt den jüngsten Fall von Mobgewalt hinduistischer Hardliner unmissverständlich zu verurteilen. Premierminister Narendra Modi sagte vier Tage nach Ansaris Tod, der Lynchmord «schmerze» ihn, und er forderte harte Strafen. Der Regierungschef verknüpfte sein Bedauern aber mit einem Gegenangriff auf die Opposition. Niemand habe das Recht, Jharkhand als Hort von Lynchmorden zu verunglimpfen. Der Chief Minister des von Modis Bharatiya Janata Party (BJP) regierten Teilstaats ortete einen Versuch, das Verbrechen politisch zu instrumentalisieren (…) Eine Vielzahl von Untersuchungen deutet darauf hin, dass religiös motivierte Gewaltakte gegen Muslime zugenommen haben, seit Modi vor fünf Jahren erstmals an die Regierungsspitze gewählt wurde. Gemäss Human Rights Watch töteten selbsternannte Kuhwächter zwischen Mai 2015 und Februar 2019 mindestens 44 Personen, unter ihnen 36 Muslime…“

„Lynching : The New Normal Of New India“ von Ashraf Lone am 14. Juli 2019 bei Countercurrents externer Link ist ein Beitrag über die zunehmende Alltäglichkeit von Mobs im ganzen Land, die Lynchjustiz begehen. Diese Verbrechen aber, so der Autor, seien aufgebaut auf einer ganzen Woge in diese Richtung gehender Ereignisse, die sich nach dem neuerlichen Wahlsieg der Hindu-Nationalisten explosionsartig vermehrt hätten: Dass sich eine Menge jemand oder einige Wenige herausgreift, und sie mit Schlägen und Drohungen zwingt, nationalistische Lieder zu singen, beispielsweise, käme heute beinahe jeden Tag vor…

„As Modi’s second term begins, violence against minorities, left activists continue“ am 29. Mai 2019 bei Peoples Dispatch externer Link ist ein Beitrag, in dem neben Berichten über weitere solche „alltäglichen Übergriffe“ auch die zahlreichen Angriffe auf linke AktivistInnen und eine Reihe von Überfällen auf kommunistische Parteibüros berichtet werden.

„Strongly Condemn This Brutal Killing of Adivasis“ am 20. Juli 2019 bei der KPI (Marxisten) externer Link ist eine Stellungnahme gegen den Mord an 10 Kleinbauern im (bevölkerungsreichsten) Bundesstaat Uttar Pradesh. Hier geht es um Landnahme für kapitalistische Agrarprojekte – und die Regierung des Bundesstaats, ebenfalls von der BJP gestellt – und zwar von ihrem radikalen Flügel personifiziert vom Landes-Regierungschef, dem Yogi Adityanath – hat nicht nur für diese räuberische Landnahme gearbeitet, sondern auch dafür mobilisiert – um anschließend selbstverständlich zu behaupten, die hätte mit den Morden aber auch schon gar nichts niemals zu tun gehabt…

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=152026
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