Für eine erneuerte Theorie der Demokratie muss die Kritik am Kapitalismus wieder ins Zentrum gestellt werden…

Kommentierte Presseschau von Volker Bahl vom 25.6.2019 – wir danken!

Mit dem Maulwurf von Kant über Hegel zu Marx – Für eine erneuerte Theorie der Demokratie, die die Kritik am Kapitalismus wieder ins Zentrum stellen muss … dem pflichtete auch der auf dieser Veranstaltung geehrte 90-jährige Philosoph Jürgen Habermas bei (https://taz.de/Habermas-Symposium-in-Frankfurt/!5602399/ externer Link).

Und das gab es noch auf einer Tagung mit den „Schülern“ von Habermas über aktuelle Krisendiagnosen, in einer Zeit, in der Kapitalinteressen den Staat disziplinieren – durch einen finanzgetriebenen Kapitalismus neoliberaler Prägung. (Nancy Fraser) (https://www.fr.de/kultur/literatur/kollaps-glaubwuerdigkeit-12637158.html externer Link)

Deshalb gelte es jetzt eine „Gegenhegemonie“ aufzubauen. (Zu Nancy Fraser siehe auch noch https://www.perlentaucher.de/buch/nancy-fraser-axel-honneth/umverteilung-oder-anerkennung.html externer Link)

Dem kann sich Bodo Zeuner mit seiner kritischen Bilanz aus 50 Jahren dann auch noch anschließen mit „Kritik und Hoffnung“ (http://diebuchmacherei.de/produkt/kritik-und-hoffnung/ externer Link und https://www.labournet.de/wp-content/uploads/2019/06/zeuner_kritik_hoffnung.pdf pdf)

Dem Anspruch für eine erneuerte Theorie der Demokratie müsse die Kritik am Kapitalismus wieder ins Zentrum gestellt werden, kam nach Micha Brumlik am besten die luzide Analyse der Bankenkrise von 2008 der Soziologe Hauke Brunkhorst nach (https://taz.de/Habermas-Symposium-in-Frankfurt/!5602399/ externer Link).

Es war das Glück in dieser Bankenkrise, dass der Zusammenbruch der Lehman-Brothers-Banken allein durch die historischen Einsichten des damaligen Präsidenten der Federal Reserve Bank, Ben Bernanke, in keynesianischer Weise so bewältigt werden konnte, dass sich eine Krise, die schlimmer geworden wäre als die Weltwirtschaftskrise von 1929, noch vermeiden ließ. (http://indes-online.de/2-2017-europa-am-abgrund externer Link)

Dabei ist die „Dämpfung“ der Finanzkrise von 2008 nur der erste Schritt, während erfolgreiche ökonomisch geleitete Einhegung, um weitere Finanzkrisen zu vermeiden, der weitere wäre (https://blog.zeit.de/herdentrieb/2018/08/19/lehman-pleite-zehn-jahre-danach_10979 externer Link), aber vielleicht reicht dazu der „Instrumentenkasten“, der methodisch den Horizont der Erkenntnis weitgehend bestimmt, bei den Soziologen noch nicht aus.

Jetzt auch die Dominanz des Dollar brechen, dafür plädiert Anne Löscher vom Netzwerk „Plurale Ökonomik“ (https://www.fr.de/wirtschaft/gastwirtschaft/dominanz-dollar-brechen-12666213.html externer Link).

Die Einführung einer allgemeinen globalen Weltwährung hatte u.a. John M. Keynes Ende der 1940-er Jahre schon vorgeschlagen – oder wie es Stephan Schulmeister formuliert hat, das System von Bretton Woods musste an der Fehlkonstruktion der Doppelrolle des Dollar einerseits als Weltwährung und andererseits als nationale Währung scheitern. (vgl. dazu auch Stephan Schulmeister in seinem „Der Weg zur Prosperität“, – Seiten 104 ff.)

Die Folgen einer Prekarisierung eines bedeutenden Teils der Arbeit, (rund ein Fünftel) hat gerade das WSI jetzt noch einmal deutlich gemacht: Die Quote der atypischen Beschäftigungsverhältnisse hat sich mit knapp 21 Prozent auf sehr hohem Niveau stabilisiert. (https://www.dnn.de/Nachrichten/Wirtschaft/Wenig-Rente-und-Altersarmut-Das-droht-bei-Teilzeitjobs-Befristungen-und-Leiharbeit externer Link, zu dieser aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung selbst siehe auch https://www.boeckler.de/14_120630.htm externer Link)

Jetzt auch noch mit den Augen von Michael Kalecki gesehen

Zur ökonomietheoretischen Einordnung vergleiche einfach noch die wunderbare kurze Zusammenfassung der Erkenntnisse des Ökonomen Michael Kalecki, der schon 1943 so hellsichtig schrieb, warum es zu dem Paradigmenwechsel zum Neoliberalismus kommen wird. In seinem Aufsatz „Political Aspekts of Full Employment“ meinte er, das „big business“ wird bei anhaltender Vollbeschäftigung ein Bündnis mit den „Rentiersinteressen“ (dem Finanzkapital) eingehen, dann legitimiert durch die entsprechenden ökonomischen Theorien:
Den Industriellen gefällt andauernde Vollbeschäftigung ganz und gar nicht.. Die Arbeiter würden dabei „außer Kontrolle geraten“ und die Industriekapitäne wären daher erpicht darauf, ihnen eine Lektion zu erteilen. Außerdem benachteiligt der Preisanstieg im Aufschwung die kleinen und großen „Rentiers“…. Deshalb wird sich dieser Lage ein mächtiges Bündnis bilden zwischen der Industrie- und den Rentiers-Interessen – und sie werden wohl mehr als einen Ökonomen finden, der dann auch noch erklärt, dass die Lage vollkommen untragbar sei. (Siehe dazu Stephan Schulmeister in seinem „Prosperität“s-Buch, a.a.o. auf der Seite 102 f. – sowie die dazugehörende Anmerkung 129 auf der Seite 387) Schulmeister fährt dann fort, damit beschrieb Kelecki 1943 genau die politisch-ökonomischen Prozesse der 1970-er Jahre…

Kommentierte Presseschau von Volker Bahl vom 25.6.2019 – wir danken!

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=150863
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