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Trumps „nette Leute“ immer aktiver: Massenmord in einer Synagoge in Pittsburgh, zweifacher Mord in einem Supermarkt in Louisville, tägliche Attacken „stolzer Jungs“

USA nach Charlottesville: "Make Racism wrong again"Als vor etwa mehr als einem Jahr, im August 2017, in Charlottesville und anderen Städten der USA faschistische Aufmärsche stattfanden und deren Angriffe auf antifaschistische Gegenaktionen in Mord und Totschlag bestanden, meinte der gewählte Präsident der USA, es gebe auf beiden Seiten „nette Leute“. Und während, wie anderswo – nicht so weit weg – auch, die Polizei das „Recht“ der faschistischen Gruppen, Hass zu verbreiten, verteidigte, breiteten sich während dieses Jahres die Aktivitäten dieser Banden aus. Am Mittwoch, 23. Oktober 2018 ermordete ein für entsprechende Äußerungen bekannter Täter zwei afroamerikanische Männer in einem Laden der Kroger-Kette in Louisville, Kentucky. Am Samstag, 27. Oktober, ein ebenfalls einschlägig bekannter Faschist 11 Menschen in einer Synagoge in Pittsburgh. Aggressive Aktionen von Banden sogenannter „Proud Boys“ und die gescheiterte Serie von Bombenattentaten auf gutbürgerliche Oppositionelle runden das aktuelle Bild der faschistischen Aktivitäten in den USA ab. Siehe in der Materialsammlung zu den faschistischen Aktivitäten und ihren Hintergründen in den USA inklusive Reaktionen aus Gewerkschaften und sozialen Bewegungen einige aktuelle Beiträge:

„An anti-Semite ambushed a synagogue mid-service. Why extremists keep attacking places of worship“ von Tara Burton am 27. Oktober 2018 bei Vox externer Link war der erste Beitrag mit näheren Informationen zum Täter: Laut Zeugenaussagen für antisemitische Hasstiraden bekannt, die er über das rechte Gap Netzwerk verbreitete. In einem kurzen Abriss der wachsenden Zahl von Mordanschlägen auf religiöse Einrichtungen stellt die Autorin sowohl heraus, dass alle Täter für ihre mordlustige Gesinnung bekannt waren, als auch, dass hinter gerade diesen Anschlägen auf solche Zentren die Absicht stehe, die jeweilige Gemeinschaft zu treffen.

„Minutes – News and Notes“ bei The New Republic externer Link ist eine wöchentliche Überblicks-Kolumne zu politischen Meldungen aus den USA, in der in dieser Woche die Aussagen von Trump zu Briefbomben und Anschlägen dokumentiert sind, die deutlich machen, dass er zwar stets die „angebrachten“ rituellen Beteuerungen twittert, aber stets danach zu seiner rechten Sache kommt – etwa mit der Behauptung, die Briefbomben an Vertreter der Demokratischen Partei seien eine Provokation der Linken gegen ihn und die seinen – was er so lange behauptete, bis das Gegenteil eindeutig war, was dann nicht mehr kommentiert wurde.

„None of these tech companies deserve any kudos“ am 28. Oktober 2018 im Twitter-Kanal von New York City Antifa externer Link ist ein Beitrag zur Kritik an den Unternehmen, die dabei helfen, dass rechte Netzwerke ihre Hassbotschaften verbreiten können – auch jetzt, wie nach dem Mord an Heather Heyer vor über einem Jahr  gibt es PR-Maßnahmen gegen die „Dienstleister der Hassprediger“, die schon längst hätten ergriffen werden können, als Maßnahme gegen alltägliche permanente Gesetzesverstöße.

„Yet Again: 11 Dead in Mass Shooting At Pittsburgh Synagogue“ am 27. Oktober 2018 bei Common Dreams externer Link ist ein knapper Überblick über Kritiken demokratischer AktivistInnen der letzten Tage an Trumps Stimmungsmache: So wird als Beispiel verschiedentlich darauf verwiesen, dass Trumps verlogene Hetztiraden gegen die mittelamerikanische Migrationskarawane auf diversen rechten Plattformen damit kommentiert wurde, dass sei „deren Werk“ – wobei sehr deutlich wurde, wer damit gemeint ist.

„Pipe Bombs from the Right — #Antifa Mans the Wall“ am 26. Oktober 2018 bei Enough is enough externer Link dokumentiert ist ein Aufruf des stellvertretenden Vorsitzenden des AFL-CIO im Bundesstaat Vermont (vor den Morden in Pittsburgh) über die Aufgaben gewerkschaftlichen Antifaschismus im Angesicht der Briefbomben auf die Mainstream-Opposition zu Trump, die darin als lediglich durch die Medien am meisten behandelter Bestandteil der rechten Offensive bewertet werden – und im Zusammenhang damit betrachtet, dass Trump bei den kommenden Zwischenwahlen die Republikanische Partei bei seinem Rechtskurs voll hinter sich hat.

Pittsburgh-Attentäter: „Alle Juden müssen sterben“ von Florian Rötzer am 28. Oktober 2018 bei telepolis externer Link zur Wirkung Trumpscher Tiraden: „Während der Paketbombentäter die Demokraten hasste, ebenso wie die Schwulen, die Schwarzen und die Migranten, hasste der Waffenfan Robert Bowers die Juden, die er mit gewalttätigen Einwanderern verband. Kurz vor seiner Tat schrieb er: „HIAS [Hebrew Immigrant Aid Society] will Invasoren hereinbringen, die Menschen töten. Ich kann nicht abwarten und zusehen, wie meine Leute geschlachtet werden.“ Nach seiner Ansicht würden Juden helfen, Menschen aus den Migranten-Karawanen in die USA zu bringen. Er fand auch, dass man sie anstatt als „Illegale“ besser als „Invasoren“ bezeichnen sollte. Bowers zitierte auf seinem Gab-Account, dass Juden „Kinder Satans“ seien. Nach einem Bericht der Anti-Defamation League ist der Antisemitismus parallel mit dem Aufstieg von Trump angewachsen. Antisemitische Angriffe hätten von 2016 bis 2017 um 57 Prozent zugenommen, mehr als seit vielen Jahrzehnten…“

„Es war die bange Frage von Amerikas Juden: «Wann trifft es uns?»“ von Peter Winkler am 28. Oktober 2018 in der NZZ externer Link unterstreicht noch einmal die Zusammenhänge: „August 2017 in Charlottesville, Virginia. Die Heimatstadt Thomas Jeffersons und der University of Virginia hat soeben beschlossen, eine Reiterstatue des konföderierten Generals Robert Lee zu entfernen. Der Plan – er ist übrigens immer noch nicht ausgeführt, sondern Gegenstand eines langen juristischen Prozesses – wird von Nationalisten und Rassisten als willkommene Gelegenheit erkannt, mit Demonstrationen und einem nächtlichen Fackelzug Präsenz zu markieren. Sie fühlen sich in ihrem Weltbild, in dem sie das einzige gelungene Endprodukt der menschlichen Evolution sind, bedroht: von Immigranten, Antifaschisten, Dunkelhäutigen – und Juden. Sie sind sich bewusst, dass sie mitten in der medialen Sommerflaute eine unübersehbare Präsenz mit globaler Ausstrahlung markieren können. Vor allem der Fackelzug muss bei allen, die auch nur den Hauch eines historischen Gedächtnisses haben, beklemmende Gefühle auslösen. Und als die Demonstranten mit ihren Fackeln zu skandieren beginnen, kann es eigentlich nicht mehr überraschen, was sie in die Mikrofone der Weltpresse schreien: «Juden werden uns nicht ersetzen.» Donald Trump verurteilt die Kundgebung zwar. Aber er erklärt auch, es hätten sich unter den Demonstranten «einige sehr feine Menschen» befunden…“

„Man who killed 2 at Kroger tried to enter a predominantly black church minutes earlier, police say“ von Faith Karimi am 28. Oktober 2018 bei CNN externer Link war die Meldung über den Doppelmord in Louisville am Mittwoch, aktualisiert mit einer Polizeimitteilung, der Täter habe vorher versucht, eine Kirche anzugreifen…

„Proud Boys try to spread terror from coast to coast“ am 26. Oktober 2018 beim Socialist Worker externer Link ist ein Beitrag über die landesweiten Aktivitäten der faschistischen „Stolze Jungs“ Banden, die innerhalb weniger Tage eine ganze Serie von Überfällen organisierten – etwa auf Kundgebungen von Angehörigen der Opfer von Polizeigewalt…

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=139212
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