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Tausende in Mexiko, Zehntausende auf den Straßen in den Ländern Mittelamerikas: Zwei, drei, viele Karawanen kommen…

Tausende in Mexiko, Zehntausende auf den Straßen in den Ländern Mittelamerikas: Zwei, drei, viele Karawanen kommen…Während die ersten Teile der Karawane – längst nicht mehr nur von Menschen aus Honduras gebildet, sondern auch aus Guatemala und El Salvador – bereits im Süden Mexikos in Ciudad Hidalgo waren (am Montag), waren Tausende immer noch am Grenzfluss zwischen Mexiko und Guatemala und nochmals Tausende auf den Straßen Guatemalas. „Die Karawane“ sind längst mehrere und transnational. Trump schäumt und weiß (aus eigener Erfahrung?) dass die meisten, die da marschieren, ohnehin Verbrecher seien. Der einzige Mittelamerikaner, der diese Haltung teilt, ist wohl der sogenannte Präsident von Honduras. Genaue Zahlen hat kaum jemand, aber die meisten Schätzungen gehen dahin, dass es inzwischen etwa 14.000 Menschen sind, die sich auf den Weg gemacht haben, die Mehrheit mit dem Ziel USA. Wo sich dadurch sicher ein Teil der 325 Millionen Menschen im nach Bevölkerungszahl drittgrößten Land der Erde bedroht fühlen wird und sich hinter ihrem Präsidenten zusammen finden. Wie in allen betroffenen Ländern wird sicher auch in den USA von allen Seiten mobilisiert werden. Siehe dazu unsere aktuelle Materialsammlung „Die Karawanen kommen“ vom 24. Oktober 2018 und den Hinweis auf unsere erste Dokumentation vom 22. Oktober:

 „Die Karawanen kommen“

(24. Oktober 2018)

„Trump will Honduras, San Salvador und Guatemala zu Gefängnissen machen“ von Florian Rötzer am 23. Oktober 2018 bei telepolis externer Link betrachtet die Karawane vom Standpunkt ihrer Auswirkungen auf die US-Politik: „Solche Karawanen von Menschen aus Mittelamerika, die in die USA einwandern und auf ihre Not aufmerksam machen wollen, hat es seit 2010 immer wieder gegeben. Die letzte Karawane mit dem Namen „Viacrucis del Migrante“ (Kreuzweg der Migration) war im Frühjahr ungehindert in Mexiko bis zur Grenze gelangt. Die mexikanische Regierung hatte sie als legale Kundgebung betrachtet. Tump schimpfte natürlich, konnte sie aber auch schon damals zur Legitimation seiner Forderung nach einer Verschärfung der Einwanderungsregeln und zum Bau der Mauer verwenden. Die Demokraten würden „offene Genzen“ wollen und damit Drogen und Kriminalität in die USA lassen. Natürlich ist die Karawane an der Grenze an ihr Ende gelangt, auch wenn rechte Medien und Politiker gewarnt hatten, sie sei wie eine Armee organisiert Jetzt haben die Organisatoren um die 10.000 Menschen nach eigenen Angaben – andere sprechen von wenigen tausend – dazu gebracht, an die mexikanische Grenze in der Karawane „Caminata Migrante“ zu marschieren, wo viele auf dem Fluss Suchiate auf Booten und schwimmend, teilweise unter Lebensgefahr, die Grenze von Guatemala nach Mexiko illegal überquert hatten. Die mexikanische Regierung hatte dieses Mal auf den Druck aus Washington reagiert und die Grenzbrücke gesperrt. Die Organisation „Pueblo sin Fronteras“ wirbt für Völkerverständigung und das Niederreißen von Mauern. Geschwärmt wird, dass es „noch nie in der Geschichte Lateinamerikas ein so großer Exodus zu sehen gewesen“ sei. Gestartet war die Karawane am 12. Oktober in Honduras, einem der ärmsten und gewalttätigsten Länder Mittelamerikas, in dem mit der Hilfe der USA und anderer westlicher Länder der linke Präsident von der Oberschicht und dem Militär gestürzt wurde…

„Trump alarmiert das Militär und kündigt Hilfsgelder wegen des Migrantenstroms aus Mittelamerika“ am 22. Oktober 2018 bei der NZZ externer Link meldet zu den US-Reaktionen: „Als Reaktion auf den Migranten-Marsch hat US-Präsident Donald Trump angekündigt, Hilfen für Guatemala, Honduras und El Salvador zu kürzen. Die drei Länder hätten nicht genügend getan, die Menschen an einer illegalen Einreise in die USA zu hindern. Polizei und Armee in Mexiko seien leider nicht imstande, die Menschen zu stoppen, schrieb Trump am Montag auf Twitter. Er habe daher den amerikanischen Grenzschutz und das Militär alarmiert, dass es sich hierbei um einen nationalen Notstand handle. Was daraus folgen könnte, sagte er zunächst nicht. Trump hatte ausserdem damit gedroht, die Grenze zu Mexiko zu schliessen, und betont, er werde diesmal nicht die Nationalgarde, sondern die regulären Streitkräfte rufen. Ob das rechtmässig wäre, ist unklar. Ein Bundesgesetz verbietet es den US-Streitkräften, als Polizeigewalt in den USA Recht und Gesetz durchzusetzen. Der US-Präsident behauptete am Montag erneut, unter den Migranten seien Kriminelle. Diese These hatte er bereits am Freitag verbreitet – ohne jedoch zu erklären, auf welchen Informationen diese Aussage basiert. Auch Unbekannte aus dem Nahen Osten hätten sich unter die Gruppe gemischt, schrieb Trump am Montag bei Twitter. Er gab den oppositionellen Demokraten die Schuld für die Entwicklung und warf ihnen vor, sie hätten strengere Migrationsgesetze verhindert…

„Why Mexico isn’t stopping the migrant caravan“ von Kevin Sieff und Joshua Partlow am 22. Oktober 2018 in der Washington Post externer Link ist ein Beitrag, in dem versucht wird, aus amerikanischer Sicht nachzuvollziehen, warum die mexikanischen Behörden nicht so agieren, wie es sich die USA wünschen würden. Und weist dabei insbesondere auf die anders gearteten mexikanischen Migrationsgesetze hin – die aber dennoch nicht verhindert hätten, dass Mexiko im letzten Jahr 82.000 Menschen aus Mittelamerika ausgewiesen hätte.

„Ningún Estado está preparado ante las caravanas migrantes“ von Fabiola Ménde und Damián Mendoza am 20. Oktober 2018 bei UNAM Global  externer Link halten zwar ebenfalls fest, dass keiner der betroffenen Staaten auf diese Karawane wirklich vorbereitet sei und in der Lage, sie zu steuern, zeht aber eine völlig andere Konsequenz als Trump&Co. Sie weisen anhand der Aussagen von Spezialisten der Universität nach, dass etwa die mexikanische Regierung mit der Entsendung von Armee-Kontingenten an die Grenze nach Guatemala die gesetzlichen Bestimmungen für den Armee-Einsatz verletze, eben gerade weil die noch amtierende Regierung alles tun wolle, um den USA behilflich zu sein und keine eigene Migrationspolitik habe.

„Migrantes de Honduras denuncian que en México les han arrebatado sus hijos“ am 22. Oktober 2018 bei El Criterio externer Link ist ein Bericht über eine Pressekonferenz von Sprechern der Karawane, die diese zusammen mit mexikanischen demokratischen Gruppierungen im Stadtpark der mexikanischen Grenzstadt Tapachula organisiert hatten. Dabei kritisierten sie die mexikanischen Behörden, die an der Grenzbrücke Familien gewaltsam getrennt hätten.

„Ataque a migrantes hondureños en la frontera con México“ am 19. Oktober 2018 bei Desinformemonos externer Link ist eine Fotodokumentation über den (gescheiterten) Versuch der mexikanischen Staatsgewalt, die Karawane am Einzug in Mexiko zu hindern…

„EL UNIVERSAL: MÁS DE 14 MIL HONDUREÑOS EN CARAVANA MIGRANTE“ am 23. Oktober 2018 bei El Libertador externer Link ist ein Beispiel für zahlreiche Artikel in Zeitungen und anderen Medien von Honduras über die Presseberichterstattung in Mexico über die Karawane. Die mexikanische Zeitung El Universal hat die verschiedenen offiziellen Angaben addiert und mit der Wirklichkeit vergleichen. So hätten beispielsweise die Behörden von Ciudad Hidalogo in Mexico angegeben, knapp über 700 Menschen seien in den „Auffangräumen“ registriert worden. Was, so der Zeitungsbericht, durchaus zutreffen könne, aber man müsse eben etwa die weit über 1.000 Menschen, die im Stadtpark übernachtet hätten, dazu zählen. Insgesamt wird anhand der verschiedenen kommentierten Berichte mexikanischer Medien unterstrichen, dass hier ganz massiv Stimmung gegen die MigrantInnen gemacht werde, etwa, wenn eine Zeitung die Karawanen als ein „Unglück“ bezeichnet, das künftig verhindert werden müsse. Die Zahl der in den verschiedenen Zügen der Karawane (oder eben den verschiedenen Karawanen) gehenden Menschen wird dabei auf etwa 14.000 geschätzt.

„La xenofobia que inundó las redes en las primeras horas que la Caravana Migrante ingresó a Mexico, fue derrotada“ am 23. Oktober 2018 bei der Coordinadora 1D externer Link (Twitter)  ist ein Beitrag der mexikanischen Menschenrechtsorganisation, in dem festgehalten wird, dass die „Welle der Fremdenfeindlichkeit“ , die in den Stunden der Ankunft der Karawane soziale Netzwerke und Medien Mexikos geprägt hätten besiegt worden sei: Auf dem Weg von Ciudad Hidalgo nach Tapachula sei der Marsch der Karawane von zahlreichen Akten und Aktivitäten der Solidarität und Unterstützung geprägt gewesen.

„Salgamos a apoyar a nuestros hermanos caravaneros que van a EEUU en busca de trabajo“ von Pedro Echeverria am 22. Oktober 2018 bei Rebelion.org externer Link ist ein Beitrag, der die Solidarität mit der „Caravaneros“ einfordert und über die Mobilisierungen zur Solidarität berichtet – auch von Polizeieinheiten, die nicht gegen die Karawane vorgegangen seien, entgegen entsprechender Befehle.

„Madres de migrantes arropan a integrantes de la Caravana“ am 23. Oktober 2018 bei La Jornada externer Link ist ein Fotobericht über den Empfang der Karawane durch Mütter aus denselben ländern, deren Kinder bei Migrationsversuchen „verschwunden“ sind – einer der zahlreichen Akte der Solidarität, nicht nur in Mexiko.

„Delegados del PDHgt observan respeto a los Derechos Humanos de personas migrantes“  am 23. Oktober 2018 beim PDH Guatemala externer Link (Twitter) ist ein Streckenbericht aus der Umgebung der Stadt Chiquimula, wo Vertreter des PDH (staatliches Menschenrechtszentrum) über die Einhaltung der Rechte der Migranten wachen – eine Meldung, an der sowohl die Tatsache dieser Aktivität bemerkenswert ist, als auch die Örtlichkeit: Noch lange nicht an der Grenze zu Mexiko (etwa 400 Kilometer), handelt es sich hier faktisch um eine andere Karawane.

„Los migrantes hondurenos que entraron a México se dirigen a la frontera de Estados Unidos“ am 23. Oktober bei Prensa Comunitaria externer Link (Twitter) ist ein Video über jenen Teil der Karawane, der bereits das mexikanische Grenzgebiet verlassen hat – in Richtung USA.

„Frontera Agua Caliente“ am 20. Oktober 2018 bei Nicaragua y mas externer Link (Twitter) ist ein Videobericht von honduranischen Flüchtlingen, die die Polizeisperren an der Grenze zu Guatemala überwinden – zu einer Zeit, da jene, die eine Woche zuvor ihren Marsch begonnen hatten, längst „eine Grenze weiter“ waren, an der von Guatemala nach Mexiko…

„El éxodo hondureño, un campanazo para los estados neoliberales“ von Ollantay Itzamná am 22. Oktober 2018 bei Rebelion.org externer Link ist ein Beitrag, der die zentralen Ursachen für die Flucht aus Honduras knapp zusammen fasst. Etwa, dass von den 9 Millionen Menschen, die in Honduras leben (grob ein Drittel der Fläche der BRD) rund 6 Millionen in Armut leben müssen – und dies in einem Staat, der seit dem von den USA angezettelten „legalen Putsch“ 2009 endgültig zu einem „failed state“ geworden sei.

„Centroamérica: ¿Qué significa y que busca conseguir la caravana de migrantes?“ am 22. Oktober 2018 bei Resumen Latinoammericano externer Link ist ein Beitrag, der vor allem in der Zuspitzung der Lage in Honduras nach der Wahl 2017 die ganz aktuellen Gründe für die Fluchtbewegung sieht, weil die Repression nach den Wahlen das Faß für viele zum überlaufen gebracht habe. Das erste politische ergebnis der Karawane wird dabei darin gesehen, dass die Popularität der Regierung Hernandez nicht nur in Honduras selbst weiter gesunken sei, sondern auch in den Nachbarländern Mittelamerikas.

„Honduras: Demonstration für Flüchtende fordert Rücktritt des Präsidenten“ von Nina Baghery am 23. Oktober 2018 bei amerika21.de externer Link über die immer heftigeren Reaktionen im Ursprungsland: „Bei einem Protestmarsch in der honduranischen Hauptstadt haben zahlreiche Menschen ihre Solidarität mit den geflüchteten Mitbürgern bekundet und den Rücktritt von Präsident Juan Orlando Hernández gefordert, den sie für den massiven Flüchtlingszug in die USA verantwortlich machen. Bereits seit dem Korruptionsskandal um das Institut für Soziale Sicherheit 2015 und verstärkt seit der iillegalen Durchsetzung seiner Wiederwahl 2017 fordern immer mehr Menschen den Rücktritt von Hernández…

„‘It’s time for me to go back’: Deportees join migrant caravan to return to U.S.“ von Kevin Sieff am 21. Oktober 2018 in der Washington Post externer Link ist ein Artikel über Menschen mit speziellen Erfahrungen, die sich ebenfalls der Karawane angeschlossen haben: Die schon einmal aus den USA ausgewiesen wurden (oder freiwillig zurück kehrten) und jetzt wieder da hin wollen. Dabei wird auch berichtet, dass von den bisher in Mexiko angekommenen Menschen rund 10%, also etwa 700, das Angebot angenommen haben, in Mexiko Aufenthalt zu beantragen.

„Diesmal in Gemeinschaft und sichtbar: Flucht durch Guatemala und Mexiko“ von Eva Kalny am 23. Oktober 2018 bei amerika21.de fasst die Bedeutung der Entwicklung so zusammen: „Die Karawane aus Honduras macht für die Weltöffentlichkeit sichtbar, was bereits seit langem tägliche Realität in der Region ist: Menschen sehen sich gezwungen ihr Leben zu riskieren, um überleben zu können. Das Schicksal der Menschen, die in der Karawane unterwegs sind, ist auch das Schicksal vieler Menschen in Guatemala. Das Land ist selbst von massiver Emigration betroffen und viele der Zurückgebliebenen leiden darunter, dass ihre Angehörigen die gefährliche Reise nicht überlebt haben oder als „verschwunden“ gelten. Angesichts extremer sozialer Ungleichheit, hoher Kriminalitätsraten und mangelnder Perspektiven insbesondere für junge Menschen verlassen täglich Unzählige das Land in Richtung USA. Gleichzeitig ist Guatemala selbst Durchreiseland für Geflüchtete und Migranten aus ganz Zentralamerika und in den Grenzregionen der Tieflandprovinz Petén leben Gemeinden von Menschen, die es nicht über die mexikanische Grenze geschafft haben oder aus anderen Gründen nicht mehr weiterreisen. Die im Vergleich zu Europa oder den USA sehr tolerante Gesetzeslage, die Migranten aus den Mitgliedsstaaten der ehemaligen Zentralamerikanischen Föderation (1823-1838) innerhalb dieser Staaten – mit Ausnahme von Costa Rica – weitgehende Rechte einräumt, findet in der Praxis oft nur wenig Anwendung. So werden auch in Guatemala Migranten und Geflüchtete anderer zentralamerikanischer Ländern von Schleppern ausgebeutet und müssen bei Kontrollen Schmiergeld an die Polizei zahlen. Immer wieder werden sie Opfer xenophober Rhetorik nationaler und lokaler Politiker…

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=138993
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