Rassismus und Nationalismus auch in Pirmasens. Zum Beispiel – und wie es auch anders gehen könnte

Flüchtlinge Willkommen - Refugees Welcome? Mythen und Fakten zur Migrations- und Flüchtlingspolitik. «luxemburg argumente» Nr. 8 vom April 2014Die Stadt Pirmasens wird in Abstimmung mit der Landesregierung den Zuzug von anerkannten Flüchtlingen ohne Arbeits- oder Ausbildungsplatz stoppen. Dazu werde ein Erlass an alle Ausländerbehörden im Land vorbereitet, teilte die rheinland-pfälzische Integrationsministerin Anne Spiegel (Grüne) am Mittwoch in Mainz mit. Aufgrund der niedrigen Mieten in der strukturschwachen Westpfalz sind deutlich mehr Flüchtlinge nach Pirmasens gezogen als in andere Städte des Landes. Eigentlich muss Pirmasens nur 0,99 Prozent der landesweit zu verteilenden Flüchtlinge aufnehmen – tatsächlich leben dort aber 2,23 Prozent der Flüchtlinge. Die Stadt teilte am Mittwoch mit: „Pirmasens erkämpft Zuzugssperre für anerkannte Asylbewerber.“ (…) Die Zugänge beliefen sich im vergangenen Jahr nach Angaben der Stadt auf 678; davon kamen 565 aus anderen Gemeinden nach Pirmasens. Insgesamt leben in Pirmasens zurzeit 1.309 Flüchtlinge, unter ihnen 235 zugewiesene Asylsuchende, die ihren Aufenthaltsort nicht frei wählen können. Hauptherkunftsländer sind Syrien, Afghanistan und Somalia. In Pirmasens leben rund 42.000 Menschen“ – aus der dpa-Meldung „Auf Freiberg folgt Pirmasens“ am 28. Februar 2018 in der taz externer Link, in der über den ach so erfolgreichen Kampf der Stadt Pirmasens berichtet wird, die nicht noch mehr Hungerleider in ihren Mauern haben möchte… Siehe dazu auch einen Beitrag zur Haltung der grünen Integrations-Ministerin in Rheinland-Pfalz, in dem auch mögliche linke Alternativen anhand eines spanischen Beispiels diskutiert werden:

  • „Auch Grüne unterstützt Zuzugstopp für Migranten in Pirmasens“ von Peter Nowak am 01. März 2018 bei telepolis externer Link, worin zur Ministerin betont wird: „Sinnvoll wäre nicht eine moralische Kritik, sondern eine Bewegung für die sozialen Rechte aller Menschen wie in Spanien. „Herzlich Willkommen“, steht auf der Homepage von Pirmasens in der Pfalz. Doch der Gruß gilt nicht für alle. Denn nun macht die Stadt bundesweit Schlagzeilen, weil sie den Zuzug von anerkannten Migranten ohne Arbeit und Ausbildung stoppen will. Solche Maßnahmen wurden in den letzen Wochen in Cottbus und Freiberg ebenfalls verhängt.  Doch das Besondere im Fall Pirmasens ist, dass die Zuzugssperre mit dem Integrationsministerium in Rheinland Pfalz abgesprochen ist, das von der Grünen-Politikerin Anne Spiegel geleitet wird.  (…) Eine Amtsträgerin mit Grünen-Parteibuch wird wissen, dass Zuzugssperren für Migranten bei Teilen der eigenen Basis äußerst kritisch beurteilt werden. Sicherlich gäbe da auch Proteste, wenn ein CDU-Politiker einen Zuzugstopp zu verantworten hätte. Daher hat Spiegel die Maßnahme auch mit einer Ausnahmesituation begründet“. In dem Artikel wird zu sozialen und politischen Alternativen auf Spanien verwiesen: „Mieterbündnisse riefen zu einer Kundgebung vor der spanischen Botschaft auf, um sich mit den Forderungen der Plattform der Hypothekengeschädigten (PAH) zu solidarisieren. Die Plattform hatte zu diesem transnationalen Aktionstag aufgerufen, um Druck auf die rechte spanische Regierung auszuüben.  Diese blockiert einen vom PAH eingebrachten Gesetzentwurf, der Zehntausenden von Mietern in Spanien mehr Rechtssicherheit geben würde. Unter anderem soll folgendes festgeschrieben werden. (…)Ein Zwangsräumungsmoratorium wird nicht mal in Berlin von der außerparlamentarischen Linken diskutiert, obwohl dort aktuell eine Senatorin der Linkspartei regiert: Auch die Sicherstellung der Grundversorgung für alle, unabhängig, ob sie Zahlungsrückstände haben oder nicht, wäre in Pirmasens genau so aktuell wie in Berlin und anderen Städten.  Gäbe es Bündnisse, die solche Forderungen aufstellen und auch bereit wären, dafür Druck zu machen, stünde die Linke auch in Deutschland besser da. Dann könnte sie auch mehr Zugang zu einkommensarmen Menschen bekommen und dann wäre es auch möglich, mit ihnen darüber zu diskutieren, dass ein Kampf um soziale Rechte nicht auf Nation und Herkunft begrenzt ist.  Doch bisher ist eine solche Bewegung höchstens in manchen Großstädten in Ansätzen vorhanden, in ökonomisch abgehängten Städten wie Pirmasens ist sie nahezu unbekannt“.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=128777
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