Google und Journalistenschulen: Investionen in Dankbarkeit

Google ist böse„… An diesem Wochenende ist es wieder so weit: Chefredakteure und Verlagsmanager aus der ganzen Welt – auch von großen deutschen Verlagen wie Axel Springer – fliegen zum Branchentreffen „Newsgeist“ ein, diesmal in Phoenix/Arizona. Der wesentliche Treiber dieser geschlossenen Gesellschaft: Google. Google veranstaltet und fördert Branchentalks, pumpt über einen eigens eingerichteten Fonds für Innovationsprojekte europaweit 150 Millionen Euro in die teils notleidende Szene und spendiert Stipendien für sogenannte Datenjournalisten. Von den bisherigen Google-Aktivitäten profitieren hierzulande – nicht zuletzt auch finanziell – Dutzende Medienhäuser, darunter der Spiegel, die FAZ, Lokalzeitungen und auch die taz. Nun kommt ein weiterer Baustein dazu: Googles „News Lab“ baut ein „University Network“ auf und verpartnert sich dafür mit den Institutionen, die Journalisten ausbilden – Journalistenschulen und Fachbereiche an Universitäten, auch aus Deutschland. Der Tech-Konzern unterstützt gezielt Einrichtungen, die „die Zukunft der Medien gestalten, indem sie die nächste Generation von Journalisten ausbilden“, wie Google-Manager Nicholas Whitaker zum Start erklärte. Er will eigene Ausbilder schicken, die angehenden Journalisten erklären, wie sie im Netz kommunizieren, recherchieren und Informationen verifizieren – natürlich mit nützlichen Helferlein des kalifornischen Konzerns. „Google will angehende Journalisten an sich binden, die noch eine jahrzehntelange Karriere in den Redaktionen vor sich haben und dann vielleicht ein Gefühl von Dankbarkeit für Google mit sich herumtragen, weil das Unternehmen ihnen bei den ersten Schritten geholfen hat“, befürchtet Lorenz Matzat…“ Artikel von Daniel Bouhs vom 9. Dezember 2016 bei der taz online externer Link und ein Kommentar:

  • Warum Google kein Partner für Journalisten sein kann
    „Google macht alles richtig. Zumindest „richtig“ in dem Sinne eines auf den shareholder value ausgerichteten Unternehmens. (…) Es ist nicht „böse“ oder „schlimm“, was der Konzern tut. Es ist legitimer Lobbyismus, der schlicht nach dem Lehrbuch umgesetzt wird. Der Knackpunkt ist, wie die Zielgruppe dieser Bemühung des Konzerns –  Journalisten und Verlage – damit umgeht. Eine kritische Auseinandersetzung damit gibt es hierzulande, soweit ich das beobachten kann, kaum. Ein Konzern betreibt PR, um Meinungsbildung zu beeinflussen und Agenda Setting zu betreiben. Journalisten und Verlagen, die in diesem Sektor eine wesentliche Rolle spielen und damit besondere Verantwortung tragen, sollten solchem Lobbyismus gegenüber Sensibilität an den Tag legen. (…) Ein Teil der Journalisten und Verlagsvertreter sonnt sich lieber im Glanz des fernen Silicon Valleys und lässt sich von professionellen Lobbyisten umschmeicheln, als das zu tun, was sie als Journalisten bzw. Verlage mit ihren journalistischen Produkten tun sollten: Die knallharten Interessen von Google zu hinterfragen. Nimmt man allen wohlfeilen PR-Sprech beiseite, bleibt eine Motivation übrig: Google benötigt das „news ecosystem“ als Nährboden für sein auf Werbung basierendes Geschäftsmodell…“ Kommentar von Lorenz Matzat vom 10. Dezember 2016 bei medium.com externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=108600
nach oben