Digitalisierungskongress: Arbeit und Gesellschaft 4.0 mitgestalten

Digitalisierungskongress: Arbeit und Gesellschaft 4.0 mitgestalten digikongress2016 in der ver.di Bundesverwaltung, Berlin, am 17. und 18. Oktober 2016 Neue Geschäftsmodelle und Arbeitsprozesse schaffen neue Herausforderungen. Arbeit kann transnational koordiniert und erbracht werden. Digitalisierung und Globalisierung beschleunigen einander. Die Grenzen zwischen Betrieblichem und Privatem, zwischen Arbeit und Gesellschaft verschwimmen. Voraussetzung für Mitbestimmung und Mitgestalten ist, dass trotz dieser neuen Herausforderungen die Steuerungsfähigkeit erhalten und nicht – sei es durch Plattformabhängigkeit oder zentralisierte Technikeinführung – eingeschränkt wird. Wie kann die Digitalisierung für gute Arbeit und gute Dienstleistungen genutzt werden? Wie muss die Mitbestimmung in einer digitalen Arbeitswelt gestaltet sein? Wie können die soziale Sicherung und das Gemeinwohl gestärkt werden? Wer hat die Entscheidungshoheit, der Algorithmus oder die Beschäftigen? Ist Crowdwork eine neue Form kooperativen Arbeitens oder der Rückfall in zerstückelte und unterbezahlte Arbeit? Ist die Share Economy freundschaftliches Teilen oder die Kommerzialisierung des Privaten? Wie kann die Selbstbestimmung und der Datenschutz gestärkt werden? Diese und weitere Fragen stehen im Zentrum des Digitalisierungskongresses der Hans-Böckler-Stiftung in Kooperation mit der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft.“ Siehe Programm und weitere Infos bei der HBS externer Link zum Kongress in der ver.di Bundesverwaltung, Berlin, am 17. und 18. Oktober 2016. Siehe dazu:

  • So verlieren wir sicher. Digitalisierungskongress in Berlin: Staatssekretärin spricht von Einschnitten bei Zeitregelungen. Ver.di will nicht für 35-Stunden-Woche kämpfen
    Mit nur einem Satz entzieht Sabine Pfeiffer den deutschen Gewerkschaften ihre Existenzgrundlage. Eigentlich spricht die Professorin der Universität Hohenheim ja zur fortschreitenden Digitalisierung. Viele oft gehörte Sätze fallen: Der vermehrte Einsatz von Computern und Programmen lasse die Lage unübersichtlich werden, Gewinner und Verlierer des Prozesses ließen sich nicht leicht voraussagen, viele der neugegründeten Unternehmen stünden in Abhängigkeit von größeren Konzernen. Doch Pfeiffer geht einen Schritt über das bereits Bekannte hinaus: »Oft ist es nicht mehr so, dass man sagen kann: Da ist der Arbeitgeber, und der hat andere Interessen als der Arbeitnehmer.« Auf dem Podium neben der Professorin sitzt ein Sekretär von ver. di – er geht auf die Äußerung nicht ein. Das Publikum, in dem viele Gewerkschafter sitzen, schweigt. Die Frage, wofür es noch Arbeitervertretungen brauche, wenn die Interessen von Chef und Beschäftigtem dieselben sind, stellt niemand...“ Bericht von Johannes Supe in junge Welt vom 19.10.2016 externer Link

    • Auch interessant darin: „…. Auf dem Podium saß auch der Arbeitsrechtler Peter Wedde. Der warnte, dass Chancen und Risiken der Digitalisierung keineswegs gleichmäßig auf alle Arbeiter und Angestellten verteilt seien. Am meisten bedroht seien jene, die schon jetzt in prekärer Beschäftigung tätig sind. »Für sie gibt es nicht die Chance, sich selbst zu verwirklichen, sondern nur die Möglichkeit, unter neuen Bedingungen prekär zu arbeiten.« Um solche Angestellten zu schützen, müsse das Arbeitsrecht gestärkt werden. Wedde nannte eine Ausweitung der Sozialversicherungspflicht auf sämtliche Beschäftigungsverhältnisse.“
  • ver.di-Kongress: Die Digitalisierung braucht einen Neustart
    „Gute Arbeit und Digitalisierung – wie geht das zusammen? Diesem Thema widmete sich der diesjährige ver.di-Digitalisierungskongress „Arbeit und Gesellschaft 4.0: Mitbestimmen, mitgestalten!“ mit Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft, Politik und Praxis. (…) Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske stellte in seinem Eröffnungsvortrag die Frage, ob Algorithmen – also Handlungsanweisungen, mithilfe derer Computer Entscheidungen treffen – neutral seien. Seine Antwort war klar: Algorithmen werden von Menschen erdacht, die bestimmte Interesse verfolgen. Deshalb, sagte Bsirske, müssten Unternehmen offenlegen, welche Kriterien ihren Algorithmen zugrunde liegen. (…) Ist der Kapitalismus digitaler Prägung ein besserer? Nein, meinte Bsirske. Die Wirtschaft zeige gefährliche Tendenzen – und müsse eingedämmt werden. „Ausbeutung und lückenlose Kontrolle in allen Lebenslagen und am Arbeitsplatz, das wollen wir nicht“, sagte er. (…) „Wenn wir uns nicht selbst schützen, sind wir total überwacht“, sagte Markus Beckedahl, der Chefredakteur von netzpolitik.org. (…) Die Autorin und Unternehmerin Catharina Bruns betonte das Potenzial der neuen Arbeitsformen. So sei es viel einfacher geworden, sich selbstständig zu machen. (…) „Denkt an die Tengelmann-Beschäftigten, die haben ganz andere Probleme als über Selbstständigkeit nachzudenken“, sagte der Jurist Peter Wedde, Professor an der Frankfurt University of Applied Sciences. Er betonte: Selbstständigkeit in der Internetwirtschaft könne nur von einem kleinen Teil der Bevölkerung als Freiheit erlebt werden. Viele andere dagegen litten unter „erbärmlichen Arbeitsbedingungen“…“ DGB-Kongressbericht vom 19. Oktober 2016 externer Link
  • Tagungsbericht: Digitalisierung braucht ein soziales Betriebssystem
    Wie kann die Digitalisierung für gute Arbeit und gute Dienstleistungen genutzt werden? Wer hat die Entscheidungshoheit, der Algorithmus oder die Beschäftigen? Diese und weitere Fragen standen im Zentrum der Veranstaltung. (…) Genau wie ein Fließband Arbeit sehr stark vorgibt und strukturiert, so seien auch die digitalen Techniken keineswegs anwendungsoffen, betonte Sabine Pfeiffer, Soziologieprofessorin an der Universität Hohenheim. Entscheidend sei deshalb, nach welchen Kriterien die grundlegenden Algorithmen funktionieren: Zielen sie auf Rationalisierung ab oder auf die Entlastung von langweiliger oder körperlich schwerer Arbeit? Um hier wünschenswerte Techniken zu befördern, müssen Beschäftigte aus den verschiedenen Arbeitsfeldern unbedingt in der Frühphase der Entwicklung beteiligt sein. Das Gleiche gilt für die Schnittstelle Bürger-Verwaltung, machte der netzpolitische Aktivist Markus Beckedahl klar. So wie die Funktionsweise freier Software für jeden transparent sei und nach Belieben abgewandelt werden könne, so sollten auch Städte ihre digitalen Angebote gestalten, forderte er. Datenschutz müsse dabei von Anfang an mitgedacht werden...“ Tagungsbericht von Annette Jensen bei der HBS externer Link
  • Interview mit Sabine Pfeiffer: „Was bedeutet Digitalisierung für unterschiedliche Beschäftigtengruppen?“
    „… Bei neuen digitalen Geschäftsmodellen stehen immer die Konsumenten im Zentrum, und es gibt viele kreative Methoden um herauszufinden, was sie gerne hätten. Warum nicht diese Methoden auch für die ganz normalen Beschäftigten in den Fabriken oder Pflegestationen nutzbar machen? Warum nicht mal den 23-jährigen gut verdienenden Nerd mit einer 50-jährigen Montagearbeiterin oder dem Pfleger zusammenbringen, der seit Jahren Schicht arbeitet und einen kaputten Rücken hat? Vielleicht könnten die doch gemeinsam in innovativen Prozessen überlegen, wie man die ganze tolle Technik zur Gestaltung guter Arbeit einsetzen kann. Solche partizipativeren Ansätze können Mitbestimmung ergänzen – aber nicht ersetzen…“ Interview von Annette Jensen im Magazin Mitbestimmung externer Link
  • Digitalisierungskongress: ARBEIT UND GESELLSCHAFT 4.0: MITBESTIMMEN, MITGESTALTEN!
    Arbeitswelt und Gesellschaft im digitalen Zeitalter – wie soll das aussehen? Wie lassen sich Arbeit und Gesellschaft 4.0 mitbestimmen und mitgestalten? Wer hat künftig noch die Entscheidungshoheit – der Algorithmus oder der Mensch? Und wie schützen wir unsere Daten vor unbefugtem Zugriff? Diese und weitere Fragen stehen im Zentrum des Digitalisierungskongresses der Hans-Böckler-Stiftung in Kooperation mit ver.di mit Experten aus Wissenschaft, Politik, Betrieben, Verwaltungen und Netzcommunities am 17. und 18. Oktober in Berlin…“ ver.di-Meldung vom 17. Oktober 2016 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=105913
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