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Der große Streik in Indien: Trotz massiver Repression auch viele Privatunternehmen bestreikt

Generalstreik in Indien am 2.9.2015 hier in DelhiDie zahlreichen eintägigen Protest-Generalstreiks in Indien seit 1991 – dem Beginn des „Liberalisierungsprojektes“ des indischen Kapitals – waren in der Vergangenheit zumeist davon geprägt, dass sich einerseits vor allem Beschäftigte des öffentlichen Dienstes und im formalen Sektor beteiligten, also deutliche Minderheiten, und andrerseits es in der Regel Aktionen waren, die von den jeweiligen Gewerkschaftsvorständen (in Absprache mit den je führenden Parteien) beschlossen worden waren. Alles Erscheinungen, die bereits bei den letzten Streiks, und insbesondere im letzten Jahr und noch stärker dieses Jahr überwunden waren. Massive Beteiligung von im informellen Bereich arbeitenden Menschen, merkliche Beteiligung autonomer und Betriebsgewerkschaften – und dies trotz wachsender Repression. Unser kurzer Überblick vom 11. September 2016 ist mehr als eine Nachlese zu unserer Berichterstattung der letzten Woche – es ist auch ein Ausblick:

Trotz massiver Repression auch viele Privatunternehmen bestreikt

„Indians Staged One of the Largest Strikes in History, But No One on U.S. Cable News Covered It“ von Zaid Jilani am 06. September 2016 bei The Intercept externer Link ist ein ausgesprochen kritischer Beitrag darüber, welches Echo der große Streik in Indien in den Medien der USA hatte: Weniger noch, als in der BRD, was ein Kunststück ist…

„Contractual workers ransack offices of Paradip Port demanding pay hike and job security“ am 09. September 2016 beim Indian Express externer Link ist eine Meldung darüber, dass die Leiharbeiter des Hafens von Paradip (über deren Beteiligung am Generalstreik wir berichtet hatten) den Kampf weiter führen und erneut gestreikt haben: Für einen Mindestlohn der zum Leben reicht, und für die Übernahme, beides Forderungen aus dem Katalog des Generalstreiks. Die Geschäftsleitung der Hafengesellschaft sah „Agitatoren am Werk, die die Arbeiter zum streiken zwingen“ – eine Argumentation, die nicht selten die Einleitung von Polizeimaßnahmen bedeutet

„Report  of 2nd September Strike“ ist ein Korrespondentenbericht vom 09. September 2016  über die – massive – Streikbeteiligung zahlreicher Belegschaften von Privatunternehmen im Bundesstaat Chhattisgarh, darunter etwa der Pragatisheel Cement Shramik Sangh bei beiden Werken von ACC-Holcim. Weitere knappe Streikberichte von den Betriebsgewerkschaften Jan Aadharit Engineering Mazdoor Union, Lokatantrik Ispat Evam Engineering Mazdoor Union und Jan Aadharit Power Plant Mazdoor Union.

„IT companies offer bed and breakfast to keep work flow in Bengaluru“ von Ashwini M Sripad am 10. September 2016 im Indian Express externer Link ist ein Beitrag über die unterschiedlichen reaktionen bei und von den IT Unternehmen in Bengaluru (Bangalore) auf den Streik, unter anderem auch solchen, die die Anwesenheit der Beschäftigten verlängerten, wie etwa SAP…

„El éxito de la huelga general indica el rumbo a la India“ von Higinio Polo am 07. September 2016 bei rebelion.org externer Link dokumentiert, ist der Begleittext zu einem YouTube-Videofilm über den Streik am 2. September in dem das Haupt-Thema es ist, die Perspektiven aufzuzeigen, die dieser Streik der weiteren Entwicklung in Indien gibt. Dabei geht es zum einen darum, wie wenig effektive Resultate die verschiedenen Kampagnen der nationalistischen, hindufundamentalistischen Modi-Regierung bisher erbracht haben, wenn man die offizielle Zielsetzung der Verbesserung der Lebenslage aller Menschen in Indien zum Maßstab nimmt. Was am deutlichsten dabei geworden ist: Die neoliberale Welle der Hindufundamentalisten hat durchaus Massenunterstützung – und erst recht Unterstützung aus jenen Ländern, deren Unternehmen in Indien investieren sollen  und wollen

„Govt notice to bandh-day absentees“ am 08. September 2016 bei der Times of India externer Link ist die Meldung darüber, dass die Landesregierung von Westbengalen den ersten Streikenden des 2. September eine Aufforderung zugesandt hat, zu erklären, warum gegen sie, trotz ihres „Fehlens“ keine Maßnahmen ergriffen werden sollten – dafür haben sie drei Tage Zeit

„Women workers released on bail“  am 10. September 2016 bei The Hindu externer Link  ist die Meldung darüber, dass 50 Arbeiterinnen aus Alapphuza (Kerala) auf Kaution frei gelassen wurden, die beim Streik festgenommen worden waren, weil sie Straßenblockaden organisiert hatten – eine Meldung, die sowohl die Repression deutlich macht, als auch die Beteiligung der Frauen, die ohnehin längst eine wichtige Rolle in der Gewerkschaftsbewegung eingenommen haben

„For Noida’s Asha workers, strike also about respect„ von Vaibhav Jha am 11. September 2016 in der Hindustan Times externer Link ist ein kurzer Bericht über die streikenden Frauen von Asha in Noida, die seit dem Generalstreik weiterhin für ihre Übernahme kämpfen

„National Strike 2016: Garment workers detained by the police following demo at MEPZ-Special Economic Zone“ am 06. September 2016 im Tamil Nadu Labour Blog externer Link ist ein kurzer Bericht über die Festnahme von Streikenden in der Sonderwirtschaftszone von Chennai – wobei auch dieser Bericht zwei Fakten verdeutlicht – eben die Repression, aber eben auch die Tatsache, dass Beschäftigte in den Unternehmen der Sonderzone sich ebenfalls am Streik beteiligt haben, was eine der Neuigkeiten dieses Streiks ist

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=104286
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