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US-Gewerkschaften: Von Mitgliederrückgang, neuen Möglichkeiten und einer wichtigen Gewerkschaftswahl

Teilzeitbeschäftigte an US-Universitäten haben das Recht auf gewerkschaftliche OrganisierungDie Entwicklung der US-Gewerkschaften ist weitgehend bekannt: zusammen mit den massiven Ausgliederungen aus traditionellen Industriebetrieben, entweder ins (oft auch: benachbarte) Ausland oder in die eigenen, weitgehend „gewerkschaftsfreien“ Südstaaten ein massiver Rückgang der Mitgliedszahlen. Welche Auswirkungen – auf alle Beschäftigten – das hat, wird in den hier gesammelten Beiträgen ebenso deutlich, wie die Aktivitäten und Möglichkeiten der Organisierung in neuen Bereichen – und die Arbeit der Gewerkschaftsopposition, den Apparaten Leben einzuhauchen. Siehe dazu die aktuelle Umschau „US-Gewerkschaften am Kreuzweg?“ vom 01. September 2016:

„US-Gewerkschaften am Kreuzweg?“

„How the Decline in Union Membership Is Hurting All of Us: Report“ von Deirdre Fulton am 30. August 2016 bei Common Dreams externer Link ist ein Beitrag über eine jüngst veröffentlichte Studie des Economic Policy Institute über den Zusammenhang von massiven Rückgängen bei der Gewerkschaftsmitgliedschaft (die in der Privatwirtschaft gegenwärtig bei etwa 5% der Beschäftigten liegt) und der anwachsenden Lohnverluste aller Beschäftigten. Die Autoren der Studie berechneten zum Vergleichsjahr 1979 für weiße Männer ohne höheren Schulabschluss einen Verlust von über 200 Dollar im Monat gegenüber den Zeiten, als es noch wesentlich mehr Tarifverträge gab

„From Class to Special Interest“ von Barry Eidlin in der Ausgabe 22 (Sommer 2016) des Jacobinmag externer Link ist ein Beitrag, der die – unterschiedliche – Entwicklung der Gewerkschaften in den USA und Kanada zum Thema hat. Dabei geht er von den unterschiedlichen Tarifabdeckungen aus, die in Kanada immerhin knapp ein Drittel aller Beschäftigten umfasst, während es in den USA nur noch rund 12% sind.

„As Union Membership Declines, Organized Labor Focuses on Nonunion Workers“ von Mariam Baksh am 30. August 2016 im American Prospect externer Link ist ein Beitrag darüber, wie die US Gewerkschaften – und GewerkschafterInnen – versuchen, diese Entwicklung des Niedergangs zu verändern, wobei Kampagnen wie die für den 15 Dollar Mindestlohn eine zentrale Rolle spielten

„Temp Organizing Gets Big Boost from NLRB“ von Harris Freeman und George Gonos am 23. August 2016 in den Labornotes externer Link ist ein Artikel über die Entscheidung des National Labor Relations Board, dass temporär Beschäftigte an den Universitäten (also etwa Studierende, die Lehraufträge haben) das Recht haben, sich gewerkschaftlich zu organisieren. Diese Entscheidung, die von den großen privaten Universitäten der USA massiv bekämpft wird, hat eine Bedeutung weit über den Rahmen der Universitäten hinaus, da sie prinzipiell den Weg öffnet für die Organisation von beschäftigten in sogenannten atypischen Beschäftigungsverhältnissen – wie auch gewerkschaftliche Handlungsmöglichkeiten eröffnet werden bei Unternehmen, die ZeitarbeiterInnen etwa beschäftigten, bisher konnten Gewerkschaften legal nur beim Zeitarbeitsunternehmen aktiv werden

„Graduate Students Are Workers: The Decades-Long Fight for Graduate Unions, and the Path Forward“ von Zach Schwartz-Weinstein am 28. August 2016 bei truthout externer Link ist ein Beitrag, der die Geschichte der Auseinandersetzung um das Recht auf gewerkschaftliche Organisierung an den Universitäten nachzeichnet, die 2005 mit der Selbstorganisation beschäftigter Studierender begann

„We Are Witnessing a New Age of Social Justice Movements—And That Includes Labor“ von Shaun Richman am 23. August 2016 bei In These Times externer Link ist eine ausführliche Buchbesprechung, die als Hauptthema hat, wie in Zeiten, da eine Entwicklung wie die Sanders-Wahlkampagne zum Hervortreten einer neuen linken Strömung in der Gesellschaft beiträgt, die Zusammenarbeit von Gewerkschaften – und hier wird insbesondere auf Basis-GewerkschafterInnen abgehoben – und sozialen Bewegungen Ergebnisse zeitigt – für beide Seiten.

„The Other Big Election“ von Joe Allen am 25. August 2016 im Jacobinmag externer Link ist ein Beitrag über die anstehende Vorstandswahl bei der Teamster-Gewerkschaft. Dabei unterstreicht der Autor, dass angesichts der explosionsartigen Entwicklung im Logistik-Sektor die Wahl des neuen Vorstandes der 1,3 Millionen Mitglieder starken Teamsters eine strategische Bedeutung hat. Der bisherige – ewige – Vorsitzende James Hoffa muss im Oktober gegen Fred Zuckermann von der liste Teamsters United antreten, um seinen Posten zu verteidigen. Zuckermann, Vorsitzender der Teamsters in Louisville, Kentucky hat mit seinem regionalen Verband 8.000 Beschäftigte am dortigen UPS-Weltflughafen organisiert und stellt damit, erst einmal unabhängig von seinen eigenen politischen und gewerkschaftlichen Vorstellungen, eine ganz andere Orientierung dar als Hoffa (der auf das Wachstum der International Brotherhood of Teamsters verweist, das aber nahezu ausschließlich durch Übertritt lokaler Gewerkschaften stattfand, also – außer Beiträgen – keinen wirklichen Fortschritt bedeutet).

„Fred Zuckerman for Teamster General President“ ist die Sonderseite der Teamster-Opposition zur Vorstandswahl im Oktober 2016 externer Link auf der unter anderem hervorgehoben wird, dass Zuckermann von Hoffa aus dem Bundesvorstand ausgeschlossen wurde, weil er die Politik der Zugeständnisse an Unternehmen ablehnte. Auf der Seite wird auch deutlich, dass die oppositionelle Liste „Teamsters United“ ein Zusammenschluss verschiedener gewerkschaftsoppositioneller Strömungen ist

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=103777
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