letzte Änderung am 15. Juli 2003

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Schröder's Beeinflussungsversuche

Geänderte und erweiterte Fassung vom 12. Juli 2003

Ist Schröder deshalb nicht nach Italien in Urlaub gefahren, weil er in "basta"-Manier, ähnlich bei den Regionalkonferenzen und beim Sonderparteitag der SPD, nun auch Gewerkschafter inhaltlich "auf Linie bringen will, weil sie seiner arbeitnehmerfeindlichen "Sozialabbau" - Politik (Agenda 2010) bisher so lautstark widerspachen ?

"Schröder forderte die IG Metall auf, sich ein Beispiel an der IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) zu nehmen und verwies auf deren maßvolle
Tarifabschlüsse. Die Gewerkschaften seien in der gleichen Situation wie die SPD: "Sie müssen eine neue Balance zwischen Freiheit und Solidarität in ihren Programmen finden", so Schröder." (Tagesschau 11.7.2003)
Der Weg der IG BCE ist ihr eigener Weg. Ob der der Richtige sein kann, darüber könnten die Kollginnen und Kollegen an der Basis in den Chemie-Betrieben vielleicht am ehesten Auskunft geben. Im Übrigen kann auch die IG BCE noch streiken und hat meines Wissens bisher nicht das "Schweizer Friedensabkommen" (sagt aus, dass nur noch verhandelt aber nicht mehr gestreikt wird) mit dem Kapital unterschrieben. Uns ausgerechnet über die Medien, den vor 30 Jahren gewendeten Gewerkschafts-Softi Hermann Rappe (Kanzler-Freund, war auch SPD-Bundestagsabgeordneter) als "Modell-Kollege" zu empfehlen, ist einfach maßlos antquiert, Herr Schröder.

Die massiven und medial vorgetragenen Beeinflussungsversuche von Kanzler und Kapital sind mehr als nur unerwünscht. Sie sind einfach unverschämt !
Schröder soll doch vor der eigenen Haustüre kehren. Will er, nach der inhaltlichen Verbiegung und neoliberalen Knebelung der SPD, auch noch die
Zerschlagung oder eben nur Schwächung, zumindest aber die inhaltliche und personelle Enthauptung bzw. Zerüttung der Gewerkschaften ? Solche Aussagen und Wünsche, von zum Teil "falschen Freunden", die jetzt von aussen auf die IG Metall geschüttet werden, sind für die Gewerkschaften
wenig hilfreich. Der Sturm der Entrüstung, auch von einfachen Mitgliedern, wird sicher noch folgen.

Um so richtiger ist jetzt, dass im Vorstand die Probleme nicht länger ausgesessen werden, sondern schnellstens der Beirat der IG Metall einen
außerordentlichen Gewerkschaftstag einberuft. Das wird auch von der Basis zunehmend so gefordert. Für das einfache Mitglied ist das schon eine innere Zereißprobe ! Und genau da setzen auch Gewerkschaftgegner an, die Gewerkschaften immer schon für unmodern und überflüssig bezeichneten.

Also, Kolleginnen und Kollegen, soweit hier am Netz, Probleme schnell und demokratisch diskutieren, bewerten und entscheiden, damit der grosse Tanker IG Metall wieder auf klaren Kurs kommt.

Es gilt nach dem inhaltlichen Verfall der Parteienlandschaft, insbesondere SPD, was u.a. die Sozialpolitik betrifft, jetzt nicht auch noch die
"Schröderisierung der Gewerkschaftsbewegung" zuzulassen. Wir brauchen keine "neoliberale kakofonische Perversionen", sondern grundsätzliche aber auch realistische und durchsetzungsfähige gewerkschaftliche Programme und Aktionen mit geeignetem Personal !
Jeder Kompromiss, der natürlich am Ende jeder Tarif-Verhandlung entsteht, braucht Stärke und Durchsetzungsfähigkeit durch Streikfähigkeit, sonst ist der im Grundgesetz verankerte soziale und demokratische Ausgleich grundsätzlich gefährdet.
Diese Demokratie und dieses Kapital braucht als wirksames verhandlungs- und streikfähiges Gegenüber unbedingt zielklare und starke Gewerkschaften, die sich nicht länger nur mit sich selbst beschäftigen dürfen !

Hier könnt ihr übrigens u.a. noch mehr nachlesen:
http://www.spdfraktion.de/[...]viewtopic.php?t=2412

Schweinfurt, 12.7.2003, 10:30:42
Wolfgang Ziller

Stoiber für längere Wochenarbeitszeit ... Rüttgers für längere Lebensarbeitszeiten ... Das sind neueste Meldungen der Tagesschau (Stand: 12.07.2003 16:17 Uhr)
http://www.tagesschau.de/[...]0,1185,OID2035426_TYP6_THE_NAVSPM11180_REF4,00.html

Unverschämt, wie einseitig und kapitalorientiert Politiker ihr Geschäft betreiben !
Da rufen Repräsentanten der CDU/CSU mal wieder zum tarifpolitischen Rückschritt auf. Sie ermuntern einseitig Unternehmerverbands-Funktionäre wie Bodo Finger (Verbandschef in Sachsen), der erst vor wenigen Stunden von Gesamtmetall die Einführung der 38-Stundenwoche im Westen verlangte. Kapitalverteter und nicht wenige Politiker wollen offensichtlich nicht nur Sozialabbau, sondern sie wollen, wie Stoiber raus aus der Tarifautonomie und sie wollen längere, statt kürzere Arbeitszeiten.

Die Kolleginnen und Kollegen im Osten wollten zurecht in die Offensive kommen und haben auch dagegen gestreikt und einige Gewerkschafter vom Westen unterstützten im Solidaritätseinsatz.

Wie soll denn bitte, bei nicht gesteigerter Kaufkraft, die Konjunktur belebt und dadurch noch mehr Arbeitslosigkeit vermieden werden ? Würde die
Arbeitszeit verlängert gäbe es noch viel mehr Arbeitslose ! Deshalb Kolleginnen und Kollegen, gerade jetzt Gewerkschaften stärken statt
schwächen ! Eintreten statt drauftreten !


97422 Schweinfurt, 12.7.2003, 17:59:05

Liebe Kollgeinnen und Kollegen,

eben sah ich Thomas Schlenz (Betriebsratsvorsitzender Thyssen in NRW) bei "Maischberger" (n-tv). Nachdem immernoch alles in den Medien breit getreten wird, wogegen ich bin, möchte ich mich erneut hier im Forum zu Wort melden:

Frage an Alle: Mal ehrlich, wie kann eigentlich ein einstimmmiger Vorstandsbeschluss der IG Metall pro Urabstimmung und Streik im Osten entstehen und dann hält man aus "durchsichtigen Gründen", weil man mit der Personalentscheidung Peters als Vorsitzender (8.4.2003) nicht einverstanden war, nicht bis zum Ende durch ? Schlimmer, man ist auch noch mangelhaft solidarisch. Im Gegenteil man pflegt die Haltung: "nun macht mal da drüben ... ihr werdet schon sehen was dabei rauskommt ... !?"

Wenn dann nach der denkwürdigen Verhandlungs-Nacht der Streik abgebrochen wird, darf man dann Tage darauf wirklich ehrlich erklären, dass ausschließlich Peters und Düvel allein schuld sein sollen ?

Wer glaubt denn dieses Intigenspiel, ohne die entsprechnden Beweise, noch ? Der ganze Vorstand, insbesondere sein geschäftsführender Teil und alle Bezirksleiter waren doch hochgradig mitverantwortlich oder etwa nicht ? Wie müssen sich jetzt eigentlich unsere ostdeutschen Kolleginnen und Kollegen fühlen ?

Soll die IG Metall in Zukunft von einigen ausgewählten BR-Vorsitzenden und GBR-Vorsitzenden der Grossindustrie (insbesondere der im Westen befindlichen Zentralen der Automobilindustrie) stärker beeinflusst werden können, als durch die Delegierten des Gewerkschaftstages der IG Metall ?

Will sich Gerhard Schröder (unser Super-Neoliberaler), der vermutlich schon frühzeitig Klaus Zwickel zum Abbruch der Streiks drängte, jetzt zusammen mit Kapitalvertetern scheinheilig zum Chefberater der IG Metall in Richtung "Reformierung" aufdrängen ? Und das Alles soll über die Medien geschehen ?

Hört einfach auf mit diesem Schwachsinn, denn der Gewerkschaftstag im Oktober und vorher ein ausserordentlicher Gewerkschaftstag sind die souveränen Institutionen, wo eine solche Diskussion auch hingehört, weil nur dort demokratisch abgestimmt werden kann ! Macht Schluss mit der "Kakafonie" in den Medien !

Müssen sich da Einige, in offensichtlicher Ermangelung innerorganisatorischer demokratischer Mehrheiten, den Medien bedienen ?

Manche müssen sich fragen lassen, ob sie das alles wirklich wollten, als sie diese schrägste und schlimmste Debatte, die es je bei Gewerkschaften gab, angestossen hatten ! Und prompt meldeten sich bereits fast sämtliche "Gewerkschaftsfreunde" bis zu Westerwelle "höchst qualifiziert" zu Wort.

Und liebe Kolleginnen und Kollegen aus NRW: Warum kommt von euch, in dieser für die gesamte IG Metall äusserst schwierigen Situation, kein Signal für die Einberufung der Beirats-Sitzung (höchstes Organ der IG Metall zwischen den Gewerkschaftstagen) ?

In Bayern und Baden-Württemberg wurde eine Tendenz für ein Votum zur Einberufung eines ausserordentlichen Gewerkschaftstages schon ermittelt.

Vernunft in dieser Zeit ist: Wenn man Schaden von der IG Metall abwendet und eben nicht, manchmal sehr unqualifiziert, in jedes Mikrofon beisst !

Und Willi Bleicher (legendärer Arbeiterfunktionär und früherer Bezirksleiter aus Stuttgart) sagte, in Erfahrung der Spaltung der Arbeiterbewegung vor 33, zurecht einmal: "Hütet die Einheitsgewerkschaft wie euren Augapfel !"

Vergessen wir bitte diese eindringlichen Worte in diesen heftigen Zeiten nicht !

Mit Kollegialen Grüssen
Wolfgang Ziller, 2. Bevollmächtigter IG Metall Schweinfurt
12. Juli 2003
Schweinfurt

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