letzte Änderung am 24.März 2003

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Betriebsversammlungsrede von Jürgen Drieling

DaimlerChrysler Werk Bremen 18.03.2003

Kolleginnen und Kollegen,

die gesamte Wirtschaft mit ihren Produzenten, Handelsketten, bis hin zum Tante Emma Laden an der Ecke, ist am Stöhnen. Die zunehmende Kaufzurückhaltung der Bundesbürger drückt auf die Konjunktur. Aktienkurse geraten ins trudeln, statt schwarze, werden überwiegend rote Zahlen geschrieben. Selbst der Handelsriese Metro gab zum Jahresbeginn bekannt, dass er sein Wachstumsziel im Jahr 2002 nicht erreichen konnte. Kleinere Einzelhändler stürzen dagegen in die Pleite. Noch nie war die Anzahl der Insolvenzen so hoch wie im vergangenen Jahr.

Unser Konzern dagegen, kann sich mit mehr als einer Vervierfachung des Operating Profits, zu den Gewinnern in dieser Konjunkturkrise zählen. DaimlerChrysler erzielte im Jahr 2002 einen bereinigten Profit von 5,8 Milliarden ¤ ! Mit den sogenannten Einmaleffekten sind es gar 6,9 Milliarden ¤ ! Diesem Konzern geht es also wirtschaftlich sehr gut! Trotz dieser Profitgigantomanie, werden unsere Vorständler aber nicht müde, uns zu erzählen, wir müssten wirtschaftlicher werden. Es soll weiter auf Teufel komm raus gespart werden!

Genauso unverfroren machen diese und weitere Vorstandsetagen beim beseitigen des Sozialstaates in Berlin bei der Bundesregierung mobil. Da stehen dann die Vorständler Schlange und klingeln bei "ihrem" Kanzler an: Über ihre Lobbyisten, lässt sich dann Kanzler Schröder erzählen, was an Sozialleistungen alles gestrichen, gekürzt und verändert werden muß. Schröder selber nennt das dann Umbau des Sozialstaates, in Wirklichkeit geht es aber um die Abschaffung desselben.

Die Lohnnebenkosten, so tönt es bereits seit Jahren, aus den Vorstandsetagen, müssten gesenkt werden. Die große Allianz der Millionäre verlangt Opfer, von uns der arbeitenden Masse, Opfer, damit sich der Reichtum dieser Millionäre noch schneller vermehren kann. Und Politiker wie Frau Merkel, oder die Herren Westerwelle und Merz, sind die ideologischen Wegbereiter bei der Beseitigung dieses Sozialstaates.

Und so geht es munter weiter: Kein Stein bleibt auf dem anderen, Gerhard Schröders bürgerliche SPD und auch die "Reformhausköstler" der Grünen Partei, sind sich nicht zu schade, uns Arbeitnehmern noch tiefer in die Tasche zu greifen. Landauf, landab fehlt es an Kaufkraft, gehen Millionen von Menschen keiner geregelten Arbeit mehr nach. Sind Millionen von Menschen, wenn überhaupt, immer nur befristet beschäftigt, tauchen dann wieder in die Arbeitslosigkeit, um dann irgendwann mal wieder befristet arbeiten zu dürfen. So gehen Kauf-und Konsumkapazitäten verloren, die am Markt dringend gebraucht würden.

Millionen von Menschen sind bereits seit Jahren arbeitslos und sozial so verarmt, dass sie nur noch den Sozialhilfesatz zum leben haben. Deshalb haben wir eine Konjunkturkrise, deshalb wird uns erzählt wir sollen den Gürtel noch enger schnallen. Statt die Krise zu lösen, wird diese Konjunkturkrise zusätzlich verschärft: Statt die Massenkaufkraft zu stärken werden Milliarden von ¤ der Volkswirtschaft entzogen und auf gewinnbringenden Auslandskonten geparkt. Es ist Geld genug vorhanden, dies Geld steckt einfach nur in den falschen Händen, und auf den falschen Konten.

Da könnte Gerhard Schröder sich für den Sozialstaat verdient machen, da kann Schröder denn auch das tun, wofür er eigentlich gewählt wurde, nämlich den Sozialstaat zu retten, statt ihn zu verbiegen und kaputt zu machen! Gut das wir als Arbeitnehmer hier eigene Instrumente haben und uns wehren können, z. B. gegen den Lohnabbau wie ihn die Daimler-Vorstände mit der Regionalisierung der Löhne vorhaben. In Geld und Profit schwimmend, haben diese Herrschaften den Blick für jegliche Objektivität verloren. Uns bis zu 10% von unserem Monatsverdiensten wegnehmen zu wollen, ist an Profitgier und Frechheit kaum zu überbieten.

Das Argument der unterschiedlichen Preise in den Regionen der Bundesrepublik, ist nichts anderes als Schaumschlägerei, Seifenblasen oder Ausdruck von Arroganz der Mächtigen, gegenüber uns Arbeitnehmern. Mag vielleicht eine Immobilie preislich noch unterschiedlich zu bewerten sein, das haben wir sogar innerhalb der bremischen Stadtgrenzen, eine Bude in Oberneuland ist nun mal teurer als vergleichsweise in Gröpelingen, so hört es bei den anderen Preisen, die wir zum Lebensunterhalt zahlen müssen aber auch schon auf!

Diese Tarifrunde zum Entgelt Rahmen Abkommen haben wir kraftvoll begonnen und eindeutige Signale gesetzt. Unsere IG Metall hat diese Zeichen der Zeit richtig gewertet und steht in einer guten Position gegenüber diesen Arbeitgebern. Notfalls gehen wir für jeden einzelnen Cent auf die Strasse. Wir lassen uns unsere Löhne und Gehälter nicht klauen.

Der Kampf für die Lohnfortzahlung hat gezeigt dass wir sehr wohl in der Lage sind uns zu wehren. Auch deshalb sagen wir ja zu ERA, wir sind für den Fortbestand und dem Ausbau der Tarifabkommen, für ein einheitliches Entgelt, und gegen die Spaltungen in einzelne Regionen dieser Republik.

Vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit.

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