Fit bis zur Rente? Wenn Arbeit krank macht oder gar tötet. 2 Fernseh-Beiträge über Gesundheitsschutz und das Versagen des Staates beim Arbeitsschutz am 19.9.2018

MAG: Mediathek für Arbeitsschutz und GesundheitsförderungJeder fünfte Neurentner schied 2016 aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig aus dem Arbeitsleben aus. Das „betrifft“-Team stellt Menschen vor, die unter starker Arbeitsbelastung leiden und Gefahr laufen, krank davon zu werden. Oder bereits erkrankt sind. Der Film zeigt auch, was man dagegen tun und wie man das Rentenalter doch noch gesund erreichen kann…“ Infos zur Sendung von Hermann Abmayr am 19. September 2018, 20.15 Uhr im SWR Fernsehen externer Link, siehe auch ab 21:45 Uhr im Ersten Programm (ARD-Magazin Plusminus): Arbeitsschutz – Sparen auf Kosten der Sicherheit:

  • [Interview] Staatsversagen beim Arbeitsschutz New
    „Wenn Arbeit krank macht, ist das keine Schlagzeile. Das hat der Stuttgarter Filmemacher Hermann Abmayr bei seinen Recherchen für den SWR gelernt. Verantwortlich sind nicht nur Unternehmen, sondern auch der Staat, der beim Arbeitsschutz versagt – und schweigt.“ Interview dazu von Gerhard Manthey mit Hermann Abmayr in Kontext Wochenzeitschrift vom 10. Oktober 2018 externer Link. Hermann Abmayr: „… Rund ein Fünftel der abhängig Beschäftigten erreicht das reguläre Rentenalter aus gesundheitlichen Gründen nicht. Besonders psychische Erkrankungen haben in den vergangenen Jahren zugenommen. Das können Erzieher oder Lehrer sein, aber auch Fließbandarbeiter oder Köche. Wir haben in unserer Doku einen Küchenchef vorgestellt. Christof S. hat zeitweise wochenlang ohne freien Tag gearbeitet, und das häufig bis zu zwölf Stunden am Stück. Zuletzt stand er mit zitternden Händen am Küchentisch. Er war am Ende und musste in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden. Diagnose: Burn-out. (…) In Deutschland sterben im Schnitt an jedem Arbeitstag zwei Menschen bei Betriebsunfällen. Und deshalb ist hier der Staat gefordert. Wenn Gesetze und Verordnungen zum Schutz der Beschäftigten nicht eingehalten werden, müssen die Arbeitsschutzbehörden eingreifen. Was fast niemand weiß: Das sind Sonderpolizeieinheiten mit weitreichenden Befugnissen. Die können nicht nur Bußgelder verhängen, sondern auch Auflagen erteilen, wenn ein Unternehmen die Gesundheit seiner Arbeiter und Angestellten mit Füßen tritt. Sie können sogar einen Betrieb ganz oder teilweise stilllegen. (…)Wir waren bei einer Baustellenkontrolle mit der Kamera dabei. Der staatliche Arbeitsschützer hat die Arbeiter vom Dach geholt, weil es nicht gegen Absturz gesichert war. Aber es gibt nur sehr selten Betriebs- oder Baustellenkontrollen. Nicht, weil die staatlichen Arbeitsschützer das nicht wollten, sondern weil die Behörden dafür viel zu wenig Personal haben. Die Arbeitsschutzkontrollen in den Betrieben sind seit Mitte der 1990er-Jahre um zwei Drittel zurückgegangen.(…) Wirtschaft und Politik versagen häufig, wenn es um den Gesundheitsschutz bei der Arbeit geht. Doch kaum jemand regt sich darüber auf. Auch von den Gewerkschaften und Betriebsräten würde man mehr Einsatz erwarten…“
  • Arbeitsunfälle im Südwesten: Mehr tödliche Unfälle am Arbeitsplatz
    Nach Recherchen des ARD-Wirtschaftsmagazins Plusminus ist die Zahl tödlicher Arbeitsunfälle im vergangenen Jahr gestiegen. Dagegen gehen die Betriebskontrollen der staatlichen Arbeitsschutzbehörden seit Jahren zurück. (…) Deutschlandweit kommen an jedem Werktag durchschnittlich zwei Menschen bei Arbeitsunfällen ums Leben. Das müsste nicht sein. Dafür sollen auch regelmäßige Kontrollen sorgen, zum Beispiel auf Baustellen. Doch die fänden zu selten statt, sagt Michael von Koch, Chef der Gewerbeaufsicht Stuttgart. 21.0000 Baustellen im Jahr gibt es in Stuttgart, erklärt von Koch, doch davon könnten nur 30 kontrolliert werden. Die Betriebe müssten deshalb nicht fürchten, dass eine Baustelle stillgelegt werde, weil sie für die Mitarbeiter nicht sicher ist. In allen Bundesländern wurden bei den Arbeitsschutzbehörden massiv Stellen abgebaut. Die Folge: Die Zahl der Arbeitskontrollen wurde je nach Bundesland zwischen 35 und 96 Prozent zurückgefahren. (…) Über 450 Arbeitsunfälle mit tödlichem Ausgang gab es im vergangenen Jahr in Deutschland. Das ist im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um sechs Prozent. Die Zahlen wurden von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung ermittelt. 2017 gab es in Baden-Württemberg 70 tödliche Arbeitsunfälle. Die Zahl der Betriebskontrollen ist seit 1996 um über 80 Prozent zurückgegangen. In Rheinland-Pfalz gab es im vergangenen Jahr 20 Arbeitsunfälle mit tödlichem Ausgang. Die Zahl der Kontrollen ging hier um 35 Prozent zurück…“ Beitrag von Hermann Abmayr, Geli Hensolt & Christof Gaißmayer am 19.9.2018 beim SWR externer Link zur Sendung: Das Erste – Plusminus, Mittwoch, 19. September, 21.45 Uhr: Arbeitsschutz – Sparen auf Kosten der Sicherheit
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=137604
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