Work-Life-Balance: Die Entmystifizierung des Workaholics

In Deutschland scheint eine Trendwende begonnen zu haben: Die Deutschen arbeiten weniger und faulenzen mehr – und geben das auch noch zu. Die Feierabend-Industrie boomt. Artikel von Anne Kunze im Handelsblatt online vom 27.01.2013 externer Link. Aus dem Text: „… Die Entmystifizierung des Workaholics hat begonnen. Der Freizeitforscher Ulrich Reinhardt war überrascht, als er diese Wende feststellte. Sein Institut, die Stiftung für Zukunftsfragen, befragt die Deutschen jedes Jahr nach ihrem Freizeitverhalten. Zum ersten Mal tauchte 2012 unter den zehn beliebtesten Freizeitaktivitäten auf: „seinen Gedanken nachgehen“. Das wünschten sich auf einmal 69 Prozent der Befragten. Eine weitere wichtige Veränderung: 48 Prozent der Befragten geben als liebe Freizeitaktivität, die sie mindestens einmal pro Woche ausüben, an: „Faulliebe Freizeitaktivität, die sie mindestens einmal pro Woche ausüben, an: „Faulenzen/Nichtstun“enzen/Nichtstun“. Zum Vergleich: 2007 waren das nur 39 Prozent. Nun fragt sich eine ganze Industrie, wie sie das nächste große Ding zu Geld machen kann. Aber das nächste Ding, das ist einfach: nichts. Sogar der Feierabend-Wirtschaft beginnen sich viele Menschen zu entziehen. Das kann man ablesen an den Umsatzzahlen der Wellnessindustrie, die seit Kurzem leicht rückläufig sind. Trotzdem: Einen freien Feierabend zu haben, sagen Soziologen und Psychologen, sei für viele Menschen sehr schwierig geworden. „Die Erfahrung, dass die Zeit notorisch zu knapp und die To-do-Liste am Abend ohnehin nicht abgearbeitet ist, haben wir bis in die letzte Körperfaser verinnerlicht. Wir haben das Gefühl, immer was zu tun zu haben, auch wenn wir gerade nichts tun“, sagt Hartmut Rosa, der an der Universität Jena zur Zeiterfahrung forscht. Feierabend, das wäre das, was kommt, wenn die To-do-Liste abgearbeitet ist. (…)  Für weite Teile der Bevölkerung bestimmt niemand mehr, wann Feierabend ist, so wie früher die Fabrik. Viele wünschen ihn sich trotzdem, den Feierabend, diese regulative Fiktion – gerade so, als würden sie noch am Band arbeiten. Manche sehnen sich nach einer Stechuhr…“

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