Hilfsorganisationen: Corona-Krise zwingt zu Kinderarbeit

Dossier

Kinderarbeit„… Die Corona-Krise lässt Kinderrechtlern zufolge die Kinderarbeit in armen Ländern bereits spürbar ansteigen. Bei Recherchen in asiatischen Ländern sei eine deutliche Zunahme festgestellt worden (…) Für die Erhebung befragte World Vision Familien in sechs asiatischen Ländern. 830 Familien, etwa acht Prozent der Befragten, gaben demnach an, dass sie durch die Corona-Maßnahmen und damit wegfallendes Einkommen sowie steigende Ausgaben gezwungen seien, ihre Kinder arbeiten zu schicken. Weitere 415 Familien erklärten, dass sie ihre Kinder jetzt betteln ließen. (…) „Für Unternehmen, die mithilfe dieser Billigstarbeitskräfte im Bergbau, in Steinbrüchen, in der Landwirtschaft oder der Teppichfabrikation ihre Gewinnmargen in die Höhe treiben, brechen ‚goldene Zeiten‘ an, wenn viele Familien keine alternativen Einnahmequellen haben“, sagte Füllkrug-Weitzel. (…) Bereits vor der Pandemie litten den Angaben zufolge weltweit 386 Millionen Kinder unter extremer Armut. Die Vereinten Nationen schätzen, dass als Folge der Corona-Pandemie zusätzlich 66 Millionen Kinder in extreme Armut abrutschen. Während der Hochzeit des weltweiten Lockdowns im Mai konnten nach UN-Angaben 1,5 Milliarden Schülerinnen und Schüler keine Schule besuchen.“ Beitrag vom 14. August 2020 beim MiGAZIN externer Link und dazu:

  • Zum Welttag gegen Kinderarbeit am 12. Juni: Grassierende Kinderarbeit – auch durch Corona New
    Die Pandemie hat weltweit wirtschaftliche Verwüstungen hinterlassen. Die Folgen bekommen Millionen Kinder zu spüren, die zum Unterhalt ihrer Familien beitragen müssen. Die international geächtete Kinderarbeit steigt weltweit deutlich an. Das UN-Kinderhilfswerk UNICEF schätzt, dass durch die wirtschaftlichen Folgen der COVID-Pandemie neun Millionen weitere Mädchen und Jungen bis zum Ende diesen Jahres in Kinderarbeit gedrängt werden. Weltweit arbeiten schon jetzt 160 Millionen Kinder, statt zur Schule zu gehen – die Zahl war von 2016 bis 2020 Schätzungen zufolge bereits um 8,4 Millionen angestiegen. „Die Zeit drängt: Das Ziel der Weltgemeinschaft, Kinderarbeit bis 2025 zu beseitigen, rückt in weite Ferne, wenn wir jetzt nicht massiv gegensteuern“, erklärte der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Christian Schneider. Grund für den Anstieg sind unter anderem globale wirtschaftliche Turbulenzen, die auch zu niedrigeren Löhnen führen. Ein aktueller UNICEF-Bericht, der in den kommenden Tagen veröffentlicht werden soll, unterstreicht den Angaben zufolge die wichtige Rolle von Unternehmen bei der Überwindung von Kinderarbeit. Es reiche nicht, Kinderarbeit in Lieferketten zu verbieten, hieß es. Vielmehr müssten Unternehmen berücksichtigen, dass ihr gesamtes Handeln Auswirkungen auf Kinder und Familien habe…“ Beitrag vom 10.06.2022 bei der Deutschen Welle externer Link, siehe auch:

    • GEW: „Unternehmen dürfen keine Kinderarbeit zulassen!“
      Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) setzt sich für ein wirksames europäisches Lieferkettengesetz ein. „Hier müssen endlich Nägel mit Köpfen gemacht werden: Die Unternehmen müssen verpflichtet werden, entlang ihrer gesamten Lieferkette Menschenrechte zu achten und Kinderarbeit auszuschließen“, sagte GEW-Vorsitzende Maike Finnern in Frankfurt a.M. mit Blick auf den „Welttag gegen Kinderarbeit“ am Sonntag. Sie wies auf die besondere Dringlichkeit hin, da das Ziel der Vereinten Nationen, Kinderarbeit bis 2025 abzuschaffen, akut gefährdet sei. Die Corona-Pandemie habe die wirtschaftliche Situation vieler Familien verschärft. Die Folge: Weltweit gebe es wieder mehr Kinderarbeit. Mit ihrer Stiftung fair childhood engagiere sich die GEW dafür, kinderarbeitsfreie Zonen zu schaffen, sagte Finnern. Aktuell würden gemeinsam mit der Bildungsinternationale (BI) und regionalen Bildungsgewerkschaften in elf Ländern Projekte gegen Kinderarbeit unterstützt. „Es ist wichtig, die Lehrkräfte in den Kampf gegen Kinderarbeit einzubeziehen. Sie sind häufig die ersten, die feststellen, dass Kinder nicht mehr zur Schule kommen“, betonte die GEW-Vorsitzende. Vor Ort würden in den Projekten unter anderem Fortbildungen für die Mitglieder der Bildungsgewerkschaften angeboten. Diese leisteten dann in den Schul- und Dorfgemeinschaften Überzeugungsarbeit. Dieser Ansatz sei erfolgreich, wie zwei Beispiele aus der Praxis zeigen…“ Pressemitteilung vom 10.06.2022 externer Link zum „Welttag gegen Kinderarbeit“
    • Siehe daher auch unser Dossier: Initiative Lieferkettengesetz
  • Kinderarbeit nimmt wieder zu: Weltweit müssen rund 160 Millionen Minderjährige zu Lasten ihrer Entwicklung arbeiten. Experten befürchten Zuspitzung durch Corona-Maßnahmen 
    „Nach einer neuen Untersuchung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und dem UN-Kinderhilfswerk Unicef ist die Zahl der zur Arbeit gezwungenen Kinder erstmals seit zwei Jahrzehnten wieder angestiegen. Derzeit müssten weltweit schätzungsweise 160 Millionen Minderjährige zwischen fünf und 17 Jahren einer Erwerbstätigkeit nachgehen, heißt es in einem Bericht der beiden Organisationen. Das Papier wurde kurz vor dem Welttag gegen Kinderarbeit am kommenden Samstag vorgestellt. ILO und Unicef weisen darauf hin, dass erzwungene Arbeit der kindlichen Entwicklung empfindlich schädigen kann. Die Zahl der arbeitenden Kinder sei seit dem Jahr 2016 um 8,7 Millionen gestiegen, heißt es in dem Bericht weiter. ILO und Unicef untersuchen die Situation der Kinderarbeit alle vier Jahre. Der nun festgestellte Trend ist jedoch nicht auf die weltweite Corona-Pandemie zurückzuführen, die vor allem in den Ländern des Globalen Südens Arbeitsverhältnissen geschadet hat und Einkommensquellen hat versiegen lassen. Erste Analysen lassen vermuten, dass die Einbrüche der Arbeitsmärkte auch arbeitende Kinder zunächst gezwungen hat, zu Hause zu bleiben. Auf lange Sicht aber dürften die wirtschaftlichen Probleme in Folge von Lockdowns und anderen Maßnahmen gegen die Verbreitung des Corona-Virus Kinder wieder verstärkt zur Arbeit zwingen. Angesichts allgemein zunehmender Armut könnten, so prognostizieren ILO und Unicef, bis Ende des kommenden Jahres weitere neun Millionen Kinder zur Erwerbstätigkeit gezwungen werden. „Im zweiten Jahr mit Lockdowns, geschlossenen Schulen, wirtschaftlichen Einbrüchen und geringeren nationalen Haushaltsbudgets stehen manche Familien vor einer herzzerreißenden Wahl“, schilderte die Vorsitzende des Kinderhilfswerks Unicef, Henrietta Fore, die Lage. Gerade in ärmeren Ländern seien Familien oft gezwungen, ihre Kinder arbeiten zu lassen, um nicht Hunger leiden zu müssen. Fore rief Regierungen und die Entwicklungshilfe auf, Minderjährigen ihr Recht auf eine unversehrte Kindheit und Bildung zu garantieren…“ Beitrag von Harald Neuber vom 10. Juni 2021 bei Telepolis externer Link, siehe den Report bei der ILO: Child Labour: Global estimates 2020, trends and the road forward externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=176845
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