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Venezuela: Nicht nur Arbeiter:innen des öffentlichen Sektors und v.a. des Bildungswesens protestieren zur Verteidigung von Löhnen und Tarifrechten

Dossier

Venezuela: Arbeiter:innen des öffentlichen Sektors und v.a. des Bildungswesens protestieren zur Verteidigung von Löhnen und Tarifrechten Die venezolanischen Gewerkschaften des öffentlichen Sektors haben am Dienstag eine Kundgebung abgehalten, um höhere Gehälter und die Achtung der Arbeitnehmerrechte zu fordern. Der Marsch im Zentrum von Caracas richtete sich gegen eine Richtlinie des Nationalen Haushaltsamtes (ONAPRE), sie setzt eine Reihe von Tarifrechten außer Kraft und sieht u.a. die 50-prozentige Kürzung von Lohnzuschlägen für Erfahrung oder Bildungsniveau vor, die zu einer Abflachung der Gehaltstabellen führt. (…) Rentner des öffentlichen Dienstes, Krankenschwestern, Lehrer und Universitätsangestellte waren einige der Sektoren, die bei der Kundgebung stark vertreten waren. Eine weitere Gewerkschaft, die an dem Marsch teilnahm, vertrat die Beschäftigten von SUPRA, dem Abfallentsorgungsunternehmen in Caracas. (…) Die Gewerkschaft SUPRA hat in den letzten Wochen eine Reihe von Protesten veranstaltet und zeitweise den Sitz des städtischen Unternehmens am Stadtrand von Caracas besetzt...“ Aus dem engl. Artikel von Ricardo Vaz am 14.7.2022 in venezuelanalysis.com externer Link, siehe weitere Infos zu den anhaltenden Protesten:

  • Venezuela: Stahlarbeiter von Sidor fordern bessere Löhne und Ende der Kriminalisierung von Protesten nach Verhaftung von zwei Gewerkschaftsführern New
    Venezolanische Metallarbeiter fordern die sofortige Freilassung von zwei Gewerkschaftsführern, die während der jüngsten Proteste bei dem staatlichen Stahlunternehmen Siderúrgicas del Orinoco (Sidor) festgenommen wurden. Daniel Romero und Leonardo Azócar wurden am 11. Juni in Ciudad Guayana im Bundesstaat Bolívar verhaftet, nachdem sie mit Hunderten von Metallarbeitern einen fünftägigen Sitzstreik durchgeführt hatten. Ziel war, die Unternehmensleitung dazu zu bringen, die Löhne an die steigenden Lebenshaltungskosten anzupassen sowie die Krankenversicherung und die Tarifverhandlungsrechte wieder einzuführen. Am vergangenen Mittwoch zogen Sidor-Arbeiter zusammen mit sozialen und politischen Aktivisten zur Generalstaatsanwaltschaft in Caracas. Dort übergaben sie ein Schreiben, in dem sie die Freilassung der Gewerkschaftsführer forderten. Die Demonstranten verlangen zudem Schutz für alle Arbeiter, die für ihre verfassungsmäßigen Rechte protestieren, wie auch das Ende der militärischen Besetzung des Unternehmens. Nach Angaben des Rechtsanwalts und Menschenrechtsaktivisten Eduardo Torres wurden die Gewerkschaftsführer in einer „manipulierten Anhörung“ vor einem Gericht im Bundesstaat Bolívar wegen Aufstachelung zum Hass, krimineller Vereinigung und Boykott angeklagt. Ein lokaler Richter habe zudem am 13. Juni eine Verfügung zum Verbot von Protesten erlassen, mit der sowohl Gewerkschaftsführer als auch Metallarbeiter mit Gefängnisstrafen bedroht wurden. Die Anordnung enthalte eine Liste von 15 Personen, die nicht streiken dürfen, so Torres. Seit dem 7. Juni haben Hunderte Sidor-Beschäftigte ihre Arbeit niedergelegt, nachdem sich der Vorstand geweigert hatte, sich an einen Tisch zu setzen und über arbeitsrechtliche Fragen zu diskutieren…“ Beitrag von Andreína Chávez Alava in der Übersetzung von Vilma Guzmán am 19.06.2023 in amerika21 externer Link, siehe auch:

    • Unterstützung für den Ausschuss für Konflikte von ArbeiterInnen im Kampf – Organisation prangert Verfolgung und Kriminalisierung von Gewerkschafts- und Volksmobilisierungen an
      Das Nationale Konfliktkomitee der kämpfenden Arbeiter Venezuelas war an der Organisation der Unterstützungsaktion für die Arbeiter von Sidor beteiligt, die am Mittwoch (21.) wegen ihres Kampfes für ihre Rechte verhaftet wurden. Die Demonstration fand in Caracas vor dem Büro des Ombudsmannes statt. Das Komitee fordert „die Achtung der Menschen- und Arbeitsrechte und die Einhaltung der venezolanischen Verfassung“. Die Organisation prangert auch den Angriff auf das Demonstrationsrecht und die Vereinigungsfreiheit an. Das Internationale Gewerkschaftsnetzwerk der Solidarität und des Kampfes bringt seine volle Solidarität mit der Arbeiterklasse in Venezuela zum Ausdruck, insbesondere mit den verfolgten Arbeitern von Sidor.“ span. Soli-Erklärung vom 21. Juni 2023 bei laboursolidarity externer Link mit Link zu Bildern der Veranstaltung vom 21. Juni auf Instagram externer Link
  • Venezuela: Streiks und Proteste im staatlichen Ölkonzern PDVSA für höhere Löhne und Krankenversicherung 
    „Beschäftigte von Venezuelas Ölindustrie haben in den letzten Tagen für bessere Löhne und Arbeitsrechte gestreikt. Seit dem 1. Juni haben die Angestellten der Raffinerie Puerto La Cruz im Bundesstaat Anzoátegui im Osten Venezuelas vor der Unternehmenszentrale und weiteren Einrichtungen der Ölindustrie demonstriert. Auch Beschäftigte aus anderen Niederlassungen der staatlichen Ölgesellschaft PDVSA beteiligten sich. José Bodas Lugo, Generalsekretär des Gewerkschaftsbundes der Erdölarbeiter (FUTPV), erklärte, dass die Raffineriearbeiter sich in einer „ständigen Versammlung“ befänden, bis sie eine Antwort von den Behörden erhalten. „Die soziale und wirtschaftliche Situation der Arbeiter und Rentner in der Ölindustrie ist sehr prekär“, führte Bodas aus. „Unser Tarifvertrag ist vor 18 Monaten ausgelaufen und es gibt keine Fortschritte bei der Aushandlung eines neuen. Unsere Löhne sind unzureichend.“ (…) Die Hauptforderung der Proteste ist die Wiedereinführung der Sicoprosa-Krankenversicherung für die Branche. Bodas kritisierte, dass das Unternehmen seine Zusagen zur Reaktivierung des Programms nicht eingehalten habe. „Im Moment haben nur der PDVSA-Vorstand und die obersten Manager Zugang dazu“, sagte er. „Damit ist der Rest der Belegschaft dem öffentlichen Gesundheitssystem ausgeliefert, das sich in einem schlimmen Zustand befindet“. Zwei Arbeiter mit jahrzehntelanger Betriebszugehörigkeit seien vor kurzem in staatlichen Krankenhäusern wegen unzureichender Pflege gestorben. Das Sicoprosa-Programm bot den PDVSA-Beschäftigten und ihren unmittelbaren Angehörigen eine großzügige Gesundheitsversorgung, sie konnten sich in privaten Kliniken in ganz Venezuela und sogar im Ausland kostenlos behandeln lassen. Es wurde durch einen Prozentsatz der Löhne der Beschäftigten sowie durch gesonderte Beiträge des Unternehmens finanziert. Die Demonstrationen in Puerto La Cruz folgen auf eine Reihe anderer Proteste im öffentlichen Sektor und staatlichen Unternehmen, bei denen höhere Löhne, die Wiedereinführung von Tarifverhandlungen und andere Arbeitsrechte gefordert werden. Inmitten massiver Sanktionen, die die Wirtschaftskrise im Land beschleunigten, verfolgte die Regierung von Präsident Nicolás Maduro in ihrem Bemühen um eine Stabilisierung der Wirtschaft einen liberaleren Ansatz, indem sie die Lohnanpassungen verlangsamte und Privatunternehmen Vorteile bot. Am 1. Mai hob die Regierung das Mindesteinkommen für Beschäftigte im öffentlichen Dienst auf 70 US-Dollar an. Dies geschah jedoch in Form von lohnunabhängigen Prämien. Gewerkschafter kritisieren, die Maßnahmen seien auf die Interessen der Arbeitgeber zugeschnitten, da sie Sozialversicherungsbeiträge, Urlaubsgeld, Abfindungen und andere Leistungen senken…“ Beitrag von Ricardo Vaz in der Übersetzung von Vilma Guzmán bei amerika21 am 10. Juni 2023 externer Link
  • Proteste und Lohnforderungen in Venezuela: Soziale Gerechtigkeit oder Destabilisierungsplan? 
    „In Venezuela finden zunehmend Proteste für Lohnerhöhungen statt, die eine große Debatte innerhalb der Regierung und des Chavismus ausgelöst haben. (…) Wie zumindest seit 2020 üblich, führt die Debatte zu einem merkwürdigen Phänomen nicht nur politischer, sondern auch ideologischer Polarisierung. Das heißt, der Streit entwickelt sich nicht unbedingt von linken oder rechten Positionen aus, sondern von orthodoxen monetaristischen und eher heterodoxen Positionen her, die jeweils beiden politischen Spektren zuzuordnen sind. Auf der einen Seite gibt es diejenigen, die behaupten und argumentieren, dass es zumindest vorläufig unmöglich ist, die so sehr ersehnte Lösung für die Löhne im öffentlichen Sektor zu erreichen. Diese Auffassung verweist auf die imperialistischen Praktiken der Blockade und der Sanktionen als Hauptschuldige für die Mangelsituation, die den Staatseinnahmen schweren Schaden zugefügt hat. Diese Apologeten der Blockade als Ursache der Wirtschaftskrise halten es für selbstverständlich, den Gürtel enger zu schnallen bis neue Ressourcen generiert werden, die eine angemessene Lohnpolitik ermöglichen. (…) Wir meinen, dass wir aus Respekt vor den grundlegendsten Prinzipien der Solidarität mit den Arbeitern nicht in die Falle der Erpressung, der Zustimmung und der Anbiederung an offizielle Versionen tappen dürfen. Dafür fordern wir die Rückkehr zu den Prinzipien des Protagonismus und der demokratischen Beteiligung an der Gestaltung der Politik. Ein Prinzip, das uns die bolivarische Bewegung eingeimpft hat. Wir, die der Meinung sind, dass der Klassenkampf kein Märchen ist, sondern das offensichtlichste Element unseres täglichen Lebens, und die wir die Kosten des „ökonomischen Friedens“ (Pax económica) kennen, weil wir ihn erleben und erleiden, sind verpflichtet, unsere Stimme zu erheben. Nicht aus demagogischen Gründen, wie manche behaupten, sondern aufgrund der Tatsachen selbst, oder wie einer der Verfechter der Finanzwahrheit sagt, „aufgrund der konkreten Analyse der konkreten Realität“. (…) Dazu werden wir auf offizielle Daten zu einigen wirtschaftlichen Aspekten zurückgreifen, die wir in Bezug auf die Lohndebatte für wichtig halten. (…)Wir leugnen nicht die mehr als 230 Milliarden US-Dollar an Verlusten, die die Blockade für [den staatlichen Ölkonzern] PDVSA verursacht hat, oder die mehr als 20 Milliarden Dollar an Vermögenswerten, die auf verschiedenen internationalen Konten und Fonds der Republik eingefroren sind. Deshalb setzen wir uns mit Nachdruck für die Forderung nach einem Ende der Blockade und die bedingungslose Rückgabe der eingefrorenen Vermögenswerte ein. Diese anklagende Haltung bleibt jedoch ohne ein gewisses Maß an Widerstand und Offensive wirkungslos gegenüber der Realität. In diesem Fall muss man zunächst die immensen Anstrengungen anerkennen, die die Regierung unternommen hat, um die Handelsschranken für unser Hauptexportgut Öl zu überwinden. Daher muss man auch anerkennen, dass die Öleinnahmen im Jahr 2022 fast sechsmal höher waren als im Jahr 2020. In jenem Jahr tiefer Verzweiflung wurden nur 743 Millionen Dollar für die Vermarktung von Kohlenwasserstoffen verzeichnet. Im Jahr 2022 dagegen waren die Einnahmen mit über 4,7 Milliarden Dollar fast genauso hoch wie im Jahr 2018. Diese letzte Zahl ist wirklich bemerkenswert, denn Ende 2018 lag der Mindestlohn bei 28 Dollar und Ende 2022 bei sieben Dollar. Ob das wohl daran liegt, dass die Ressourcen auf andere Weise genutzt werden? (…) Im Rahmen der Ziele für 2023 hat der Präsident die Notwendigkeit betont, die wirtschaftliche Ungleichheit zu bekämpfen. Eine Ungleichheit, die nach den Worten Maduros auch durch die Blockade und den Wirtschaftskrieg verursacht wird. Letzterer ist eng mit dem Lohnsystem und der Einkommensdynamik verbunden. Per Definition bedeutet die Ungleichheit im wirtschaftlichen Bereich eine ungleiche Teilhabe an der Verteilung des Profits oder des Reichtums. (…) In diesem Rahmen gibt es zwei Handlungsmöglichkeiten. Die erste ist die Aneignung der Produktionsmittel durch das Proletariat. Die zweite ist die Nutzung der Mechanismen des bürgerlich-liberalen Staates, um einen indirekten oder konjunkturellen Kampf gegen die Ungleichheit zu führen. (…) Der Kampf für einen würdigen Lohn ist mehr als ein Kampf. Er ist die wesentliche Voraussetzung für die Aufrechterhaltung des Modells eines Landes, eine Voraussetzung für den Wiederaufbau oder die Vertiefung einer echten Revolution auf demokratischen Grundlagen im wirtschaftlichen und sozialen. Wie Chávez selbst betonte, als er am 30. April 2012 das Dekret über das Arbeitsgesetz (…) unterzeichnete : „Keine Errungenschaft der Arbeiterinnen und Arbeiter ist ohne einen langen Prozess des Widerstands, des Kampfes und sogar des Leidens erreicht worden“. Beitrag von Carlos Dürich in der Übersetzung von Klaus E. Lehmann vom 22. März 2023 bei amerika21 externer Link
  • Lehrkräfte in Venezuela fordern höhere Löhne, Sozial- und Krankenversicherung 
    „Hunderte venezolanische Lehrerinnen und Lehrer gehen derzeit auf die Straße, um höhere Löhne und die Wiederherstellung von Tarifrechten zu fordern. Die landesweiten Proteste begannen am Montag. Organisiert werden sie von der Vereinigten Föderation der Lehrkräfte und Gewerkschaften aus rund 18 Bundesstaaten. Auch weitere Beschäftigte, Verwaltungsangestellte und Pensionäre aus dem öffentlichen Bildungssektor schlossen sich an. In Caracas versammelten sich die Protestierenden vor dem Bildungsministerium, um sofortige Antworten auf ihren monatelangen Kampf um angemessene Gehälter, die vollständige Auszahlung der vereinbarten Zulagen sowie die Reaktivierung des Versicherungsschutzes für Krankenhausaufenthalte, Operationen und Mutterschaft und des Instituts für Sozialfürsorge und Unterstützung für das Personal des Bildungsministeriums zu fordern. Die Vorsitzende der venezolanischen Lehrervereinigung, Raquel Figueroa, schloss zwar einen landesweiten Streik aus, erklärte jedoch, dass ihre Mitglieder auf der Straße bleiben werden, bis sie einen neuen kollektiven Tarifvertrag erhalten, der Arbeitsrechte respektiert und eine Gehaltserhöhung festlegt. Die Verhandlungen zwischen den Gewerkschaften und der Regierung waren im November nach einjährigen Diskussionen ohne Ergebnis beendet worden. Gricelda Sánchez, Vorsitzende des Bildungswerkes für Gewerkschaftsführung, führte aus , dass „eine Lehrkraft letztes Jahr zwischen 90 und 100 US-Dollar im Monat verdiente, heute sind es weniger als 30 US-Dollar“. Dies sei auf die Währungsabwertung zurückzuführen, die in der zweiten Hälfte des Jahres 2022 begann. „Uns ist klar, dass wir kein Land sind, das Dollars druckt, aber die Wirtschaft wird unter dieser Währung gemanagt“. Daher forderten die Lehrerinnen und Lehrer ein Gehalt, die dieser Realität entspreche, so Sánchez. Unter dem Druck der US-Sanktionen hat in Venezuela faktisch eine Dollarisierung stattgefunden, während die Regierung versuchte, die Wirtschaft wieder anzukurbeln, um eine jahrelange Rezession zu überwinden. Dies hat zusammen mit anderen wirtschaftsliberalen Maßnahmen die Inflation etwas gebremst und die Industrie- und Handelsaktivitäten reaktiviert. Die Zentralbank hat für die ersten neun Monate des Jahres 2022 ein Wirtschaftswachstum von 17,73 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gemeldet (amerika21 berichtete). Die Gehälter der Beschäftigten im öffentlichen Dienst stagnieren jedoch, die letzte Erhöhung des Mindestlohns erfolgte im März 2022 auf rund 130 Bolívares (damals 30 Dollar). Durch die jüngste Abwertung entspricht dies jetzt weniger als zehn Dollar. Zum Vergleich: Der Grundnahrungsmittelkorb wird auf über 492 Dollar geschätzt. Lehrkräfte sind gezwungen, einen Zweitjob anzunehmen, den öffentlichen Sektor zu verlassen oder auszuwandern.“ Beitrag von Andreína Chávez Alava in der Übersetzung von Vilma Guzmán vom 14. Januar 2023 bei amerika21 externer Link
  • Protestwelle in Venezuela für höhere Löhne und Arbeitsrechte im öffentlichen Dienst hält massiv und im ganzen Land an 
    „Zur Inflationsbekämpfung wurden Leistungen gekürzt, Löhne gesenkt und das Recht auf Tarifverhandlungen ausgesetzt. Folge: Lebenshaltungskosten unbezahlbar. Inmitten landesweiter Proteste hat die venezolanische Regierung einen Dialog mit den Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes begonnen, um ihre Forderungen zu diskutieren. Zuvor hatte sie die vollständige Auszahlung des Urlaubsgeldes der Beschäftigten an staatlichen Schulen und Universitäten angekündigt. (…) Das Nationale Haushaltsamt (Onapre) legte der diesjährigen Prämie jedoch den monatlichen Mindestlohn von sieben Bolivar (1,52 US-Dollar) von 2021 zugrunde und nicht den im März beschlossenen Satz von 126 Bolivar (30 US-Dollar). Das Urlaubsgeld wurde außerdem in mehrere Zahlungen aufgeteilt, sodass die Lehrer im Juli nur einen Anteil von 25 Prozent bekamen. Die Kürzungen lösten massive Proteste im ganzen Land aus. Das Urlaubsgeld wurde nun auf der Grundlage der aktuellsten Löhne wieder eingeführt und der Onapre-Leiter Marco Polo Cosenza durch Jennifer Quintero de Barrios, die ehemalige Schatzmeisterin des Wirtschaftsministeriums, ersetzt. (…) Das Urlaubsgeld ist nur eine von vielen Forderungen, die zu den landesweiten Mobilisierungen geführt haben. Seit Anfang Juli sind pensionierte Beamte, Krankenpflegepersonal, Lehrer und Universitätsangestellte im öffentlichen Dienst auf der Straße, um gegen eine Onapre-Richtlinie zu protestieren, die die Gehaltsskala abflacht, das Recht auf Tarifverhandlungen außer Kraft setzt und eine Reihe von Leistungen wie Gesundheitsfürsorge, Darlehen und Boni aufgrund von Erfahrung oder Bildungsstand kürzt. Eduardo Sánchez, Sprecher der Gewerkschaft der Beschäftigten der Zentralen Universität Venezuelas, bezeichnete die Onapre-Richtlinien als „grausame Politik“, die die Angestellten in „schreckliche Verhältnisse“ bringe und sie zwinge, Zweitjobs anzunehmen oder den öffentlichen Dienst ganz zu verlassen. „Im Falle der Universitätsbeschäftigten sprechen wir von 40 bis 70 Prozent Kürzungen der Reallöhne“. Am 12. Juli übergaben Demonstranten dem Arbeitsministerium ein Schreiben, in dem sie die Rücknahme dieser Richtlinie forderten, und reichten beim Obersten Gerichtshof eine Petition für ihre sofortige Aufhebung ein. Das Urteil steht noch aus. Die Protestierenden forderten darüber hinaus höhere Gehälter, um die Lebenshaltungskosten zu decken. Der Grundnahrungsmittelkorb wird derzeit auf über 392 Dollar geschätzt, während Lehrer an staatlichen Schulen rund 50 Dollar im Monat verdienen. Viele Beschäftigte des öffentlichen Dienstes sind deshalb in die Privatwirtschaft gewechselt oder emigriert, haben mehrere Nebenjobs angenommen oder sind auf Geldüberweisungen von Verwandten aus dem Ausland angewiesen…“ Beitrag von Andreína Chávez Alava und Ricardo Vaz in der Übersetzung von Vilma Guzmán in amerika21 am 23. August 2022 externer Link
  • In #Venezuela finden seit über zwei Wochen Proteste von #Arbeiter*innen aus dem Bildungs- und Gesundheitsbereich für eine angemessene Bezahlung statt. Hintergrund sind Kürzungen von Gehältern und vor allem Lohnzusatzleistungen im öffentlichen Sektor. Die Löhne in Venezuela sind nach dem Ende der Hyperinflation und einer leichten wirtschaftlichen Erholung noch immer sehr niedrig. Erst im März hatte es eine 1.700prozentige Erhöhung des Mindestlohns auf etwa 30 Dollar monatlich gegeben. Das Preisniveau ist aber sehr hoch.“ Thread mit Video von Tobias Lambert vom 4.8.2022 externer Link
  • Im August sind in Venezuela bisher fast 100 Proteste registriert worden
    Die Beobachtungsstelle für soziale Konflikte berichtete, dass die Demonstrationen von Arbeitnehmern organisiert wurden, die vom Regime von Nicolás Maduro bessere Gehaltsbedingungen fordern.
    Nach Angaben von Efe, der NRO Venezolanische Beobachtungsstelle für soziale Konflikte (OVCS), wurden von Montag bis Freitag mindestens 96 Proteste in Venezuela registriert. Die NRO hebt die Demonstrationen hervor, die von Beschäftigten des Bildungssektors durchgeführt wurden, um die Achtung und Einhaltung ihres Tarifvertrags zu fordern.
    An diesem Freitag wurden nach Angaben der Organisation mindestens neun Proteste in den Bundesstaaten Yaracuy, Falcón, Portuguesa, Anzoátegui, Bolívar, Guárico, Zulia und Monagas organisiert, bei denen Forderungen in den Bereichen Arbeit, Wohnen und öffentliche Sicherheit erhoben wurden.
    Der Koordinator der Nichtregierungsorganisation, Marco Antonio Ponce, erklärte gegenüber Efe, dass es in den ersten Tagen „etwa 100 Demonstrationen gegeben hat, die hauptsächlich mit der Situation der Arbeiter des Landes zu tun haben“, auf die, wie er sagte, „die Regierung von Nicolás Maduro bisher keine wirklich zufriedenstellende Antwort gegeben hat“. „Diesem Sektor haben sich die Beschäftigten des Gesundheitswesens sowie die Rentner und Pensionäre angeschlossen“, sagte er. Seiner Meinung nach hat diese Krise der Arbeitnehmer „einen strukturellen Hintergrund und hat zum Beispiel mit der Situation des Mindestlohns zu tun, der unzureichend ist, da er derzeit 23 Dollar pro Monat beträgt“, während eine Familie fast 400 Dollar pro Monat benötigt, um ihren Lebensmittelbedarf zu decken. Andererseits versicherte Ponce, dass „die Sicherheitskräfte bei vielen Gelegenheiten versucht haben, die Demonstrationen zu behindern oder zu verhindern“, aber der „friedliche Charakter der Demonstranten hat dafür gesorgt“, dass diese Maßnahmen „in diesem Ton gehalten“ wurden.
    Am Donnerstag gingen Tausende von aktiven und pensionierten Beschäftigten des Bildungssektors wieder auf die Straße, um die Rückerstattung von Gehaltszahlungen und die Einhaltung ihres Tarifvertrags zu fordern – die vierte Demonstration, zu der die Gewerkschaft in den letzten zwei Wochen aufgerufen hatte. Bei dieser Gelegenheit eroberten Tausende von Bürgern das Zentrum von Caracas in einer Demonstration, die sich über mindestens drei Häuserblocks bis zum Parlament erstreckte, die jedoch am Eingang des Ministeriums für höhere Bildung enden musste, wo ein Kontingent von Sicherheitskräften die Mobilisierung am Weiterkommen hinderte.
    In der vergangenen Woche veröffentlichte die OVCS einen Bericht, in dem sie angab, dass in der ersten Jahreshälfte 3.892 Proteste in Venezuela registriert wurden, was einem Durchschnitt von 22 pro Tag entspricht und einen Anstieg um 15 % gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2021 bedeutet, als 3.393 Demonstrationen dokumentiert wurden.“ Maschinenübersetzung des span. Beitrags vom 6.8.22 bei Infobae externer Link mit Fotos und einem Video
  • Bildungsarbeiter protestieren in den Straßen von Venezuela
    Tausende aktive und pensionierte Beschäftigte des venezolanischen Bildungssektors gingen am Donnerstag wieder auf die Straße, um die Rückerstattung ihrer Gehälter und die Einhaltung ihrer Tarifverträge zu fordern – die vierte Demonstration, zu der die Gewerkschaft in den letzten zwei Wochen aufgerufen hatte. Die Demonstranten zogen durch das Zentrum von Caracas, um mindestens drei Blocks zu überwinden und das Parlament zu erreichen. Die Demonstration endete jedoch am Eingang des Ministeriums für Hochschulbildung, wo die Streitkräfte die Demonstranten daran hinderten, weiterzugehen. „Wir sind auf der Straße, weil die Politik der Regierung darauf abzielt, die Wissensgesellschaft, also das gesamte Bildungssystem, zu zerstören. Was die Regierung tut, ist ungewöhnlich – sie senkt die Löhne, sie hat alles ausgesetzt, was mit den Renten zu tun hat“, sagte Víctor Márquez, der Präsident der Vereinigung der Professoren der Zentraluniversität von Venezuela, gegenüber EFE. Darüber hinaus habe die Exekutive „die Beiträge und Einbehalte der Sparkassen abgeschafft und die Sicherheits- und Sozialversicherungsinstitute des Universitätssektors zerstört“, fuhr er fort. Der Professor betonte, dass dies eine Verletzung der Rechte der aktiven und pensionierten Arbeitnehmer sei und versicherte, dass sie auf der Straße bleiben werden, bis die Maßnahme rückgängig gemacht wird.
    „Stimmt es, dass die Blockade uns betroffen hat? Ja, die Blockade hat uns betroffen, aber die Plünderungen, die sie diesem Land angetan haben, haben uns auch betroffen, weil sie dieses Land geplündert haben, weil die Korruption uns viel Schaden zugefügt hat“, sagte Eduardo Sánchez, Vorsitzender der Föderation der Universitätsarbeiter, der den Rücktritt der Minister für Bildung, Hochschulbildung und Planung forderte.
    Unterdessen berichteten Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaftsführer in den sozialen Medien, dass sich der Protest in anderen Regionen wie Lara, Zulia, Yaracuy, Sucre, Monagas und Portuguesa wiederholte, wo Angestellte des öffentlichen Dienstes gegen eine Anweisung des Staatshaushaltsamtes demonstrierten, die die Kürzung mehrerer Leistungen vorsieht. Das Thema dieser Proteste kam am Donnerstag ins Parlament, als mehrere Oppositionsabgeordnete darum baten, die Verhandlungstische zugunsten der Demonstranten zu „begleiten“ oder zu „führen“, ein Vorschlag, der schnell von der chavistischen Mehrheit verworfen wurde, die die Exekutive verteidigte und sagte, dass hinter diesen Forderungen Versuche stünden, die Regierung zu destabilisieren.“ Maschinenübersetzung des engl. Artikels vom 4.8.2022 in La Prensa Latina externer Link
  • Dies ist das Gesicht des Elends, das Pädagogen sowie Gesundheitspersonal und andere öffentliche Einrichtungen erfahren.“ Tweet von bladimir martinez externer Link zum Video des Protestes vom 6.8.22
  • Siehe auch: „Vom einst reichen Erdölstaat zum Armenhaus Lateinamerikas“ – Dossier bei Blickpunkt Lateinamerika externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=203300
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