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Updated: 18.12.2012 15:51
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Schon wieder helfen alle Haiti. Wer solche Freunde hat...

Noch ist die Zahl der Opfer des Erdbebens längst nicht klar - in jedem Fall war es ein einziger Schrecken. Und während die Mainstream-Medien neben der Suche nach möglichst ergreifenden Bildern sich vor allem der Selbstdarstellung der Güte großer Mächte widmen geht es in unserer aktuellen kleinen Materialsammlung "Ein politisches Erdbeben" vom 15. Januar 2010 vor allem um die nichtnatürlichen Hintergründe dieser Katastrophe.

Ein politisches Erdbeben

Rund 100.000 Menschen könnten der ganzen Serie von Erdbeben auf Haiti zum Opfer gefallen sein, genau weiss das niemand - Familienangehörige aus aller Welt versuchen verzweifelt Kontakt aufzunehmen, die menschlichen Dramen geben jene Bilder her, die Medien brauchen, um in ihrer eigenen Dauerkakophonie aufzufallen.

Die kommerziellen Medien hatten weltweit dieselbe Erklärung für das enorme Ausmaß der Katastrophe: speziell die betroffenen Gegenden der Hauptstadt Port au Prince seien eben extrem überbevölkert und Häuser und Hütten übereinander gebaut. Das war der Ton von CNN und ARD, von New York Times und NZZ. Wesentlich weniger behandelt wurde die naheliegendste aller Fragen: Warum eigentlich wohnen soviele arme Menschen so zusammengeballt da? Zum Beispiel, weil dem Land unter der US-gestützten Duvalier-Diktatur eine ökonomische Modernisierung oktroyiert wurde, die sich so zusammenfassen läßt: Weg von der Landwirtschaft, hin zu Sonderexportzonen. Was überall auf der Welt daselbe bedeutet: Landflucht. Und konsequenterweise - Slums von enormen Ausmaßen. So argumentiert in "What You're Not Hearing about Haiti (But Should Be)" externer Link Autor Carl Lindskoog am 14. Januar 2010 bei commondreams.

Wenn die UNO Soldaten schickt...

Was manch einer in Europa immer wieder als Alternative zu NATO-Militärschlägen anpreist, ein Engagement der UNO - in Haiti findet genau das statt, die MINUSSTAH - unter brasilianischer Militärführung - sollte Ordnung und Sicherheit herstellen, beginnend 2004. Dass die Regierungen dieser Welt auch nicht anders werden, wenn sie zusammenwirken, zeigte sich daran ziemlich schnell. Eine knappe Bilanz dieser Tätigkeit zieht in "Catastrophe in Haiti" externer Link Ashley Smith im Socialist Worker vom 14. Januar 2010 - darin werden nicht nur die regelmäßigen Miltäraktionen in den Slums und die weltweit bekannten Serienvergewaltigungen der Beschützer erwähnt, sondern auch die aktuelle Fortschreibung der ökonomischen Entwicklungsbefehle skizziert: Luxustourismus in Zonen, die der Regierung nicht mehr unterstehen und Textilsweatshops...

Ein ganz auffällig anderer Artikel in einer großen bürgerlichen Zeitung ist "Our role in Haiti's plight" externer Link von Peter Hallward im britischen "Guardian" vom 13. Januar 2010: Er kontrastiert dabei direkt die jetzt überall verkündete schnelle Hilfe mit der Politik die dieselben "Geberländer" in bezug auf Haiti betrieben haben, vom Sturz der Aristide-Regierung bis zur transnationalen Lobby gegen die Erhöhung des Mindestlohns.

Dazu paßt, dass die zuerst angekommenen Hilfeleister ausgerechnet jene US-Marines waren, die seit der ersten invasion 1915 immer ein wesentlicher Bestandteil der Repression aller progressiven Bestrebungen waren. Das veranlasst die US-amerikanischen "Fight back news" ihren redaktionellen Artikel vom 14. Januar 2010 mit dem Titel "U.S. strengthens military control" externer Link zu versehen. Auch ansonsten sind die MINUSSTAH-Soldaten dabei, zu versuchen ihr in Haiti sehr ramponiertes Image zu verbessern, während die jeweiligen Regierungen ihre eigenen Opfer betrauern, wie dies am Beispiel Argentiniens in "La Argentina enviará un Hércules con ayuda humanitaria a Haití" externer Link vom 14. Januar 2010 bei infobae exemplarisch nachzulesen ist.

Wie es auch anders geht - und warum jemand bzw eine Regierung trotz aller Propaganda Beliebtheit geniesst - ist in dem Beitrag "Cuban Doctors in Haiti Assist Earthquake Victims" externer Link in der San Francisco Bay View vom 15. Januar 2010 nachzulesen: Es wurde niemand geschickt. Denn Kuba hat zwar keine Soldaten, aber eine medizinische Brigade von rund 350 Menschen seit langem auf Haiti.

Wer den Menschen Haitis helfen möchte steht vor dem üblichen Dilemma: Wie?

Die großen bürokratischen und kommerziellen Profi-Hilfeleister sind sicher nicht die gute Adresse dafür: Wer auch nur ansatzweise verfolgt hat, wie in verschiedenen Ländern die Hilfsgelder nach dem Tsunami dazu genutzt wurden, Küstenbevölkerung im Dienste desr Tourismuswirtschaft zu vertreiben, wird davon endgültig geheilt sein.

Zwei alternative Möglichkeiten sind augenblicklich hier bekannt: Zum einen hat die "Miami Autonomy and Solidarity" ein Hlifsprojekt mit Batay Ouvriye organisiert, das, jenseits aller Debatten um die Politik dieser Organisation mit Sicherheit anders geartet ist, als der Mainstream. Eine Mail an miamiautonomyandsolidarity@yahoo.com ist der Weg, hier Hilfe zu leisten, es ist ein "Fund for working people".

Und es gibt einen Aufruf des AfL-CIO "AFL-CIO Calls on Unions, U.S. to Assist Haitians" externer Link über dessen Haiti Centre zu spenden - sicher auch eine Möglichkeit, wenn auch nicht basisorientiert.

Zusammenstellung hrw


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