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Zur Entwicklung der Gewerkschaftsbewegung in Namibia

Pambazuka LogoDie folgenden Beiträge sind Bestandteil unseres Spezial-Updates „Die Gewerkschaftsbewegung in afrikanischen Ländern: Zwischen scheintot und Massenmobiliserung“ am 30. Januar 2017, mit zusammenfassenden Übersetzungen von den Artikeln einer Sondernummer der panafrikanischen Webzeitschrift Pambazuka vom 27. Januar zu der Gewerkschaftsbewegung vor allem in Südafrika, aber auch in sechs weiteren  afrikanischen Staaten:

„Namibia’s labour movement: Prospects and challenges for 2017 and beyond“ von Herbert Jauch am 26. Januar 2017 bei Pambazuka externer Link gibt einen Gesamtüberblick über Zustand und Entwicklung der namibischen Gewerkschaftsbewegung. Die im wesentlichen aus drei Gewerkschaftsföderationen besteht: Die regierungsnahe National Union of Namibian Workers (NUNW), die knapp 70.000 Mitglieder zählt und eine ganze wesentliche Rolle im namibischen Befreiungskampf spielte, der Trade Union Congress of Namibia (TUCNA),mit etwa 50.000 Mitgliedern zweitgrößter Verband und die wesentlich kleinere Namibia National Labour Organisation (NANLO), etwa 8.000 Mitglieder, die sich 2014 von der NUNW abspaltete, weil ihre Mitglieder eine größere Distanz zur ewigen Regierungspartei SWAPO wollten. Im Beitrag wird das Verhältnis zwischen SWAPO und Gewerkschaften in der historischen Entwicklung nachgezeichnet und für die heutigen Probleme der Werktätigen und Erwerbslosen des Landes wesentlich mit verantwortlich gemacht. Die hetige Gewerkschaftslage sei gekennzeichnet von tiefen Spaltungen, wofür das Beispiel der größten Einzelhandelskette Shoprite angeführt wird, in der alle drei Verbände mit einer Betriebsgewerkschaft vertreten seien, die Zusammenarbeit verweigern – von denen aber keine nahe an einer repräsentativen Vertretung liegt, weswegen das Unternehmen schlichtweg keine dieser Gewerkschaften als „Tarifpartner“ anerkenne und schlicht die Bedingungen diktiere, wogegen niemand etwas unternehme. Als wesentliche Tendenz, diesen zustand zu überwinden sieht der Autor vor allem die Entwicklungen in der Opposition innerhalb der regierungstreuen Lehrergwerkschaft seit dem Streik 2012 (siehe den zweiten Beitrag zur namibischen Gewerkschaftsbewegung in dieser Sammlung)

„Namibia: The national teachers’ strike of 2012“ von der Marxist Group Namibia am 26. Januar 2017 bei Pambazuka externer Link ist ein Beitrag – ein Gespräch mit Aktiven der MG – über den ersten großen Streik in Namibia nach der Unabhängigkeit – alle anderen Streiks zuvor waren kleiner, oft auf einen Betrieb beschränkt – und der letzte Streik der LehrerInnen hatte 1976 stattgefunden. Den Streikenden ging es darum, dass sie seit 2 Jahren keine Gehaltserhöhung mehr bekommen hatten – auch nicht jene, die ihnen ein Jahr zuvor versprochen worden war – und dass die Gewerkschaft Namibian National Teachers’ Union (NANTU), größte Einzelgewerkschaft im namibischen Gewerkschaftsbund NUNW, sich weigerte, Tarifverhandlungen darüber zu führen. Daneben, so wird in dem Gespräch unterstrichen, habe es noch einen weiteren gemeinsamen grund für die allgemeine Unzufriedenheit gegeben: Der Neoliberalismus sei im Erziehungsministerium von Namibia angekommen – inklusive outsourcing und all die anderen Üblichkeiten des heutigen Kapitalismus. Es wurde ein provisorisches Streikkomitee gegründet, das sowohl den Streik organisierte, als auch eine landesweite Demonstration in Windhuk, an der sich über 2.000 Lehrerinnen und Lehrer beteiligten. Von Beginn an wurden sowohl die Mitglieder des Streikkomitees, als auch die öffentlichen Streikversammlungen von massiver Polizeirepression begleitet, es gab keine gewerkschaftliche Solidarität, da der Gewerkschaftsbund, wie auch alle Einzelgewerkschaften, allesamt auf vielfältige Weise der Regierungspartei SWAPO verbunden sind. In Wirklichkeit, so wird in dem Gespräch an verschiedenen Stellen deutlich, haben alle Seiten auf ihre jeweilige Art, auf das Massaker von Marikana reagiert, das eben nicht nur für Südafrika massive Auswirkungen gehabt habe. Mangelnde Solidarität und massive Repression führten dann auch zum Zusammenbruch des Streiks, der ohne größere positive Ergebnisse beendet werden musste. Im Anschluss an den Streik verweigerte das Erziehungsministerium die Anerkennung der massenhaften Austritte aus der Gewerkschaft, faktisch herrscht hier heute Zwangsmitgliedschaft. Weswegen linke Kräfte und recht viele der damals im Streik aktiven KollegInnen ein Netzwerk gebildet haben, um so die Möglichkeit zu haben, eine andere Gewerkschaftspolitik, zumindest ansatzweise, zu betreiben: Die Suche nach Gemeinsamkeit mit dem gesamten Schulpersonal als erstes, mit den Eltern und Kindern ebenfalls. Diese alternative Politik in der NANTU hat in den letzten Jahren Fortschritte zu verzeichnen, auch wenn 2016 abermals ein Versuch, einen Streik zu organisieren, scheiterte.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=110890
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