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Bewaffnete Überfälle auf zapatistische Gemeinden in Mexiko erzeugen Fluchtwelle – und stärken die Solidarität

EZLN„… Eine bewaffnete Gruppierung aus der Gemeinde Chenalho hat im Hochland von Chiapas zum wiederholten Mal Dörfer der Nachbargemeinde Aldama angegriffen. Über tausend Indigene mussten fliehen. Die Eskalation ist vordergründig ein Konflikt um 60 Hektar Land, die durch eine falsche Grenzfestlegung des Staates ausgelöst wurde. Doch der seit mehreren Jahren immer wieder aufflammende Konflikt hat auch andere Motive. Die unabhängige Journalistin Ángeles Mariscal betont indes, dass die umstrittene Zone ein „strategisches Territorium“ sei, insbesondere als Korridor für Waffen- und Drogenschmuggel. Schon kurz nach dem Aufstand der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung (Ejército Zapatista de Liberación Nacional, EZLN) von 1994 wurden in Chenalhó paramilitärische Verbände zur Aufstandsbekämpfung gebildet. Diese vertrieben erst mehrere tausend Personen und ermordeten 1997 im Dorf Acteal, Chenalhó, 45 intern Vertriebene der basiskirchlichen Organisation „Las Abejas“. Obwohl einige der Täter dieses Massakers festgenommen und verurteilt wurden, sind sie, nach der juristischen Verteidigung durch evangelikale Anwälte, wegen angeblicher Verfahrensfehler zwischen 2009 und 2013 wieder freigelassen worden. Seit 2017 hat eine bewaffnete Gruppe die Territorien der Nachbargemeinden Chalchihuitán und Acteal ins Visier genommen. Zeitweise waren bis zu 5.000 Personen vor ihnen auf der Flucht. Die Lokalregierung unter dem Gouverneur Rutilio Escandón Cadenas von der Bewegung der Nationalen Erneuerung (Movimiento Regeneración Nacional, Morena) hat bisher keine Schritte zur Beendigung der Straflosigkeit unternommen…“  – aus dem Beitrag „Mexiko: Neue Flüchtlingswelle nach bewaffneten Angriffen auf Gemeinde in Chiapas“ von Philipp Gerber am 24. August 2020 bei amerika21.de externer Link über die aktuellen Angriffe. Siehe dazu auch zwei Solidaritätserklärungen, die auch Aufrufe zur Aktion zur Verteidigung der zapatistischen Gemeinden sind:

  • „Repudiamos la agresión en contra de las comunidades bases zapatistas“ am 25. August 2020 bei ClajaDep-LaHaine externer Link dokumentiert, ist Stellungnahme, Solidaritätserklärung und Solidaritätsaufruf des Congreso Nacional Indígena/Concejo Indígena de Gobierno México aus Anlass des bewaffneten Überfalls am 22. August. Darin wird auch die (lange) Vorgeschichte des Konfliktes dargestellt, mit der Organización Regional de Cafeticultores de Ocosingo (Orcao), die den Überfall organisierte im Zentrum – inklusive ihrer (wechselnden) Beziehungen zur EZLN. Die diversen Regierungen des Bundestaates hatten immer wieder – nicht ohne Erfolg – eine Politik betrieben, die Gegensätze möglichst zu verschärfen und daraus entstehende Übergriffe straflos zu belassen…
  • „STOPP DEM KRIEG GEGEN DIE ZAPATISTISCHEN PUEBLOS UND COMUNIDADES“
    (24. August 2020)
    Das ist die gemeinsame Erklärung der Coordinación Metropolitana Anticapitalista y Antipatriarcal mit dem Indigenen Regierungsrat (CIG) (in deutscher Übersetzung von lisa-colectivo malintzín) wie sie über die Mailingliste von Chiapas98 verbreitet wurde. Darin heißt es:
    „Wir machen öffentlich, zeigen an: So wie im August 2011 – als Paramilitärs der ORCAO (1)  ein Haus von internationalen und nationalen Beobachter*innen zerstörten – so brennen heute erneut – nach neun Jahren Aufstandsbekämpfung und offenen Kriegs der Zerstörung – dieselben Paramilitärs der ORCAO in Chiapas –  die (Kaffee-)Lager von zapatistischen Unterstützungsbasen nieder. Wir machen verantwortlich – wegen ihrer Komplizenschaft und ihrer Gleichgültigkeit gegenüber diesen paramilitärischen Aktionen: Die Regierung des Bundesstaates Chiapas, der der MORENA-Parteigänger Rutilio Escandón Cárdenas vorsteht – sowie die mexikanische Regierung unter López Obrador und seine »Gevierteilte Transformation«. (2) Heute sagen wir unseren zapatistischen Geschwistern: Sie stehen nicht allein. Wir sind mit ihnen – in diesem Kampf gegen Kapitalismus und Krieg der Zerstörung. Zapata lebt! Der Kampf geht weiter! Viva el #CNI, Viva el #CIG, Viva el #EZLN Es lebe der Congreso Nacional Indígena, der Indigene Regierungsrat, der EZLN!
    PS. Wir laden ein, aufmerksam zu sein für weitere Initiativen, die wir bekannt machen werden –auch damit wir unsere Wut und Rebellionen vereinen – und ein weiteres Mal mit unseren Geschwistern des EZLN gemeinsam gehen.“
    (Anmerkungen der_die Übersetzerin: (1) ORCAO: Organisation der Kaffeeanbauer in Ocosingo (2) López Obrador benennt seine Regierungspolitik als »Vierte Transformation«).
  • Siehe zu EZLN zuletzt am 30. August 2019: Die erfolgreiche Bilanz der EZLN schlägt (nicht nur) in Mexiko Wellen und am 21. August 2019: Welche Regierung auch immer in Mexiko-Stadt agiert: EZLN bleibt. Und wächst. Und steht für eine andere Welt
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=177327
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