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Updated: 18.12.2012 15:51
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Offener Brief an Michael Ballack und Oliver Bierhoff: Ermordete Gewerkschafter bei Coca-Cola Kolumbien

Von: Coca-Cola-Kills / Kolumbienkampagne
Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile-Lateinamerika
Gneisenaustr.2a
10967 Berlin
Tel: 0175 - 531 78 69

Offener Brief an Michael Ballack und Oliver Bierhoff: Ermordete Gewerkschafter bei Coca-Cola Kolumbien

Berlin, 7. Juli 2006

Sehr geehrter Herr Ballack, sehr geehrter Herr Bierhoff,

Sie sind Werbepartner der Coca-Cola AG. Unseres Wissens erhalten Sie für diese Werbepartnerschaft erhebliche Summen.

Wir möchten Sie davon in Kenntnis setzen, dass in den letzten Jahren in Kolumbien acht Beschäftigte des Coca-Cola-Unternehmens aufgrund ihrer Tätigkeit als Gewerkschafter ermordet worden sind. Ihre Namen lauten Avelino Achicanoy Erazo, José Eleazar Manco David, Luis Enrique Giraldo Arango, Luis Enrique Gómez Granados, Isidro Segundo Gil Gil und seine Frau Alcira del Carmen Herrera Perez, Libardo Osorio Herrera, Oscar Dario Soto Polo und Adolfo de Munera Lopez.

Die kolumbianische Lebensmittelgewerkschaft Sinaltrainal setzt sich für Arbeitnehmerrechte ein und steht damit den von Coca-Cola angestrebten Umstrukturierungsmaßnahmen im Weg. Die Angriffe gegen die Gewerkschafter geschehen häufig in zeitlicher Nähe zu Tarifverhandlungen und Arbeitskämpfen. In einigen Fällen, die in Florida von Sinaltrainal zusammen mit dem International Labor Rights Fund ILRF und der United Steelworkers- Gewerkschaft USW vor Gericht gebracht wurden, sind Verbindungen zwischen der lokalen Coca-Cola-Werksleitung und paramilitärischen Todesschwadronen dokumentiert.(1)

Die Gewerkschaft wurde durch die Verfolgung ihrer Mitglieder extrem geschwächt. Das Unternehmen Coca-Cola ist direkter Profiteur der Ermordung und Verfolgung der Gewerkschafter.

Die Coca-Cola Zentrale in Atlanta weiß seit 1996 von den Mordanschlägen und Drohungen in den kolumbianischen Abfüllanlagen. Wir haben das Unternehmen Coca-Cola seit Jahren vergeblich aufgefordert, die Morde und die Verfolgung der Gewerkschafter in Kolumbien zu untersuchen.

Wir fordern Coca-Cola auf, sich öffentlich von den Aktionen der Paramilitärs gegen die Gewerkschaft zu distanzieren. Vertreter des Unternehmens sollten sich direkt mit Sinaltrainal an den Verhandlungstisch setzen und mit unparteilicher Vermittlung über die Ereignisse in Kolumbien und eine Lösung sprechen. Wir fordern Coca-Cola auf, Menschen- und Arbeitsrechte weltweit zu achten und Entschädigungszahlungen an die Opfer zu leisten.

Während das Unternehmen bisher auf keine der Forderungen reagiert hat, müssen die kolumbianischen Gewerkschafter Tag für Tag um ihr Leben und um das Leben ihrer Familien fürchten. Die Kinder von Isidro Gil Gil, der auf dem Werksgelände einer Coca-Cola Abfüllanlage erschossen wurde, sind Vollwaisen. Kolumbianische Beschäftigte des Konzerns, die sich für ihre Rechte einsetzen, werden bis heute mit Morddrohungen, auch gegen ihre Familien, terrorisiert. Viele Gewerkschaftsmitglieder mussten fliehen.

Sie sind Werbeträger eines Unternehmens, das zweifelhafte ethische Grundsätze hat und Verantwortung für eine menschenverachtende Politik trägt.

Wir denken, dass Sie verpflichtet sind, sich über die reale Firmenpolitik Coca-Colas zu informieren. Wir würden es als fair und angemessen empfinden, wenn Sie ihre Coca-Cola-Werbeeinnahmen den Angehörigen der Opfer und den geflüchteten Gewerkschaftern zur Verfügung stellen würden.

Die Angehörigen der Toten und die ins Exil geflüchteten Gewerkschafter leben unter äußerst prekären Bedingungen, ihnen wäre bereits mit einem Bruchteil des Geldes geholfen, das Sie von Coca-Cola erhalten.

Erstunterzeichner:

kolumbienkampagne berlin | Forschungs- und Dokumentationszentrum Chile und Lateinamerika (FDCL) | kolko - Menschenrechte für Kolumbien | arranca - Zeitschrift, Berlin | AKI der IG-Metall | Kolumbiengruppe Evangelische Studentengemeinde an der Universität Köln | Trägerkreis EineWeltHaus München e.V. | Personalrat des Uniklinikums Tübingen | Kolumbiengruppe e.V. Nürtingen | Mexikanisches Solidaritätsnetzwerk - Red México de Solidaridad y Hermandad con Colombia | Netzwerk gegen Coca-Cola - REBOC, Italien | Aponaut - Zeitung für kulturelle Entwicklung | kritische fußballtruppe kolumbien | Utopia e.V. | Jusos Kreis Stade | Ecologistas en Acción, Spanien | Ökumenisches Buero für Frieden und Gerechtigkeit, München | 3. Welt-Forum Hannover e.V. | Arbeitskreis Lateinamerika Hannover | Videoproduktion Weltfilme.de | attac Campus Osnabrück | ATTAC-Hochschulgruppe der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt | ['solid].potsdam | Colombia Solidarity Campaign, England | Et Cetera Kooperative für Wort, Bild und Druck, Düsseldorf | TIAMATdruck, Düsseldorf | ippnw-Studierendengruppe (Deutsche Sektion der internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges), Berlin | BüSGM - Bündnis für Soziale Gerechtigkeit und Menschenwürde | International Labor Rights Fund | BaSo - Basisinitiative Solidarität | Lothar Kuschnik, Pfarrer | Klaus Theis, Bildungswerk Oberhausen | Gabriele Pucher, Bildungsreferentin | Norbert Lang, Lektor | Winfried Pucher, Grafikdesigner | Dieter Kuhlmann, Buchhändler | Sonja Alferi, Lehrerin | Ferdinand Burkhard, Lehrer | Hannelore Kneider, VERDI | Dr. Katharina Melchior, Ärztin | Rainer Lukaschek, Arzt | Sabine van den Berg, Lehrerin | Volker Skrobek, Lehrer | Internationales Frauenfriedensarchiv Oberhausen |Günter Pohl, Arbeitskreis Lateinamerika Bochum | Elfriede Müller (jour fixe initiative berlin) | Thomas Schmidt, Betriebsrat | Münchner EineWeltNetzwerk | Assoziation A


(1) Am 2. Juni 2006 reichten der International Labor Rights Fund ILRF und die United Steelworkers-Gewerkschaft USW eine neue Klage nach dem Alien Tort Claims Act gegen Coca-Cola und deren lateinamerikanischen Abfüllbetrieb FEMSA ein. Die Klage richtet sich dagegen, dass Manager des Coke-Abfüllers in Barranquilla mit Paramilitärs des AUC konspiriert haben, um den SINALTRAINAL-Gewerkschaftsführer Adolfo de Jesus Munera einzuschüchtern, zu bedrohen und schließlich am 31. August 2002 umzubringen. Die Klage beinhaltet zudem, dass, obwohl die Coca-Cola-Zentrale in Atlanta mehrfach gewarnt wurde, das Management in Barranquilla sich weiter mit Paramilitärs getroffen und ihnen Zugang zum Werksgelände verschafft hat. Dieser Abfüllbetrieb wird unvermindert bis zum heutigen Tage von Paramilitärs infiltriert. Auch jetzt noch bedrohen dieselben Paramilitärs Mitglieder und Gewerkschaftsführer von SINALTRAINAL mit dem Tod und haben sogar das Kind eines SINALTRAINAL-Führers entführt, um ihn dazu zu zwingen, seine gewerkschaftlichen Aktivitäten einzustellen.


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