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Updated: 18.12.2012 15:51
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Durch die Verschmelzung der Gewerkschaften mit dem Unternehmertum, verlieren wir den Gewerkschaftsschutz.

Angesichts der Ohnmacht gegenüber der Entsozialisierung unserer Lebensräume, sollte man den Sinn von Partnerschaften untersuchen. Beginnen wir mit der Zeit, in der die Idee der Sozialpartnerschaft aufkam.

Wie eine gigantische Naturkatastrophe überzog das Kapital die Welt mit Massenarbeitslosigkeit, Hungersnöte und faschistischen Diktaturen. Es versetzte die gesamte Menschheit in den Zustand der Barbarei. Die weltweite Krise des Kapitals, deren einziger gewinnbringender Bereich die Produktion von Kriegsgütern war, peitschte den Weltkrieg voran. Im Jahr 1945 ging das industriell organisierte abschlachten menschlichen Lebens dem Ende zu. Das Bürgertum machte sich daran seine Nebenprodukte aus den Gewinnen der Rüstungsindustrie, die unzähligen Leichen- und Schuttberge zu beseitigen.

Neben der Räumung der Schutt- und Leichenberge, errichteten Politiker über das ganze Land ein neues Gewerkschaftsnetz. Sie arbeiteten ein Regelwerk an Gesetze und Statuten aus, die die Gewerkschaften mit dem Werten und den Rechtsvorstellungen des Unternehmertums im Einklang brachten. Sie entwickelten die Idee einer Partnerschaft zwischen Gewerkschaften und Unternehmertum. Unterstützt von den nordamerikanischen Gewerkschaften der AFL ( American Federation of Labour ), arbeiteten Politiker und Funktionäre an der Umsetzung der neuen Rolle für die Gewerkschaften.

Das Konzept der Partnerschaftsidee sah die Verschmelzung zwischen Kapital und Gewerkschaften vor. Einerseits soll mit der Verschmelzung die bürgerlichen Wertvorstellungen in den Köpfen der ArbeitnehmerInnen nachhaltig verankert werden. Andererseits soll mit der Verschmelzung, die reibungslose Profitmaximierung, in deren Mittelpunkt die Ausbeutung der Lohnarbeit steht, zur gemeinsamen Interesse der Partner werden. Dass heißt, nach diesem Partnerschaftskonzept soll der Widerstand gegen das Kapital, durch die Disziplinierung der Gewerkschaftsmitglieder ersetzt werden. Die Verschmelzung soll schließlich dazu führen, dass Unternehmertum und Staat, mittels der Gewerkschaften, die Arbeiterbewegungen besser unter ihrer Kontrolle hat.

Noch im selben Jahr 1945 wurde diese Partnerschaftsidee umgesetzt. Statt einer Partnerschaft mit den Lohnabhängigen, wurde ein "Ehebund" mit dem Unternehmertum geschlossen. Heute steht an der Stelle der ArbeitnehmerInnen, das Unternehmertum, als vertraulicher Partner neben dem Gewerkschaftsbund.

Die Sozialpartner erklären uns , dass durch die Verschmelzung zwischen Kapital und Gewerkschaften unser Wohlstand gesichert sei. Die Begründung liegt in ihrer Behauptung, dass durch die Partnerschaft die Arbeitnehmer mit dem Arbeitgeber gleichberechtigt sind. Aber In Wirklichkeit gibt es keine Gleichberechtigung zwischen den beiden Gruppen. Denn, die Gruppe die die Produktionsmittel und Rohstoffe besitzen, steht über die Gruppe der Lohnabhängigen, die in ständiger Abhängigkeit zu dieser Gruppe lebt. Und Während des Unternehmertums, mit Hilfe der Sozialpartner, das Kapital in unvorstellbaren Mengen hortet, müssen die Lohnabhängigen zusehen, wie im gleichen Verhältnis ihre sozialen und kommunalen Errungenschaften dahin schmelzen.

Zum Schluss wollen wir noch einmal auf den eigentlichen Zweck der Gewerkschaften hinweisen. Die Ausbeutung der Lohnabhängigen hat die Existenz der Gewerkschaften erzwungen, deren wichtigste Funktion im Sammelpunkt des organisierten Widerstands liegt. Aber durch die Verschmelzung der Gewerkschaften mit dem Kapital, ist ihr Widerstand aufgehoben. Die Lohnabhängigen stehen praktisch schutzlos den Interessen des Kapitals und seinen Sozialpartnern gegenüber.

Aus diesem Grund, liebe ArbeitskollegInnen, müssen wir über den Fortbestand dieser Partnerschaft, bzw. über die Verschmelzung zwischen Kapital und Gewerkschaften nachdenken. Denn die Gewerkschaften sollten mit den ArbeitnehmerInnen und nicht dem Kapital verschmolzen sein.

Gilbert Karasek ( Personalvertreter bei Wienstrom) im Dezember 2006


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