»
Chile »
»
»
Kambodscha »
»
»
Ghana »
»

Nachhaltigkeit oder Müllproblem? Billig-Kleidung/Fast Fashion – was Mode zum Klimafaktor Nummer 1 macht

Dossier

Romero: Fast Fashion Dossier – Eine Bilanz in 3 Teilen“… Die Schränke sind voll, die Modeindustrie boomt: Seit dem Jahr 2000 hat sich der Absatz an neuer Kleidung mehr als verdoppelt. Es wird immer billiger und immer schneller produziert. Fast Fashion heißt dieses Phänomen. (…) Dieser Konsum hat seinen Preis. Den bezahlen nicht wir, sondern andere, rechnet uns Thomas Seibert vor. (…) „Sie können mit der Baumwolle anfangen, mit den Pestiziden, die gebraucht werden, mit dem ungeheuren Wasserverbrauch. Jede Menge Flüsse und Seen sind mittlerweile einfach umgekippt, wegen der Einleitung von Abwässer aus der Produktion. Das Wasser was verbraucht wird, um diese Baumwollproduktion aufrecht zu erhalten, wird den Leuten einfach weggenommen, niemand zahlt dafür.“ Ein Rechen-Beispiel: Ein T-Shirt aus 100 Prozent Baumwolle gibt es bei den großen Ketten schon für 1,99 Euro. Aber Baumwolle ist durstig. Für die Baumwolle eines solchen T-Shirts werden dreitausend Liter Wasser benötigt. Die werden häufig einfach dem Grundwasser entzogen…“ Video und Beitrag von Anke Heinhaus vom 12.03.2020 beim Hessischen Rundfunk externer Link , siehe dazu:

  • [Chile] Textiler „Abfallkolonialismus” – wo landet die Überproduktion von H&M und Co.? New
    Was passiert mit unverkaufter Ware von EU-Modekonzernen wie H&M oder Adidas? Erste Veröffentlichungen einer neuen Studie zweier UNO-Organisationen zeigen am Beispiel des südamerikanischen Landes Chile, wie Unmengen an Textilabfällen dort landen.  2022 gingen Berge von Kleidung inmitten der Wüste in der Region Tarapaca um die Welt. Wie die Bilder belegen, landeten viele Kleidungstücke unbenutzt, also ungetragen und unverkauft als „Altkleidung“ auf Textildeponien in Chile. In den Textilien findet sich oft ein Cocktail aus zu Polyester oder Polyamid verarbeitetem Rohöl und Chemie, die sich entzünden können und ein großes gesundheitliches Risiko darstellen. Die verbliebenen Reste können zudem bei Regen durch Versickern in den Boden gelangen und so das Grundwasser verseuchen. Zudem überschwemmen die vielen Textilien regelrecht die lokale Textilindustrie und zerstören dabei deren eigene wirtschaftliche Grundlage in diesem Bereich. Die veröffentlichte Studie externer Link der gemeinnützigen österreichischen Bundesstiftung “COMÚN untersuchte nun die Ursachen der riesigen Müllberge.
    Chile liegt im Südwesten Südamerikas. Innerhalb kürzester Zeit stieg das Land (nach Pakistan, den Vereinigte Arabische Emiraten und Malaysia) zum viertgrößten Textilimporteur auf – uch weil es auf Grund eines Freihandelsabkommen dazu verpflichtet wurde. Im Jahr 2021 importierte Chile somit insgesamt 156 Millionen Kilogramm an Textilien, eine Steigerung um fast 200% gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich dazu fallen beispielsweise in Österreich jährlich 44 Millionen Kilo Altkleidung an. Rund die Hälfte wird ins Ausland exportiert. Deutschland ist mit 462 Millionen Kilo sogar der zweitgrößte Altkleidungsexporteur der ganzen Welt. Die Studie untersuchte auch die regionale Herkunft der ankommenden Kleidungen. Dabei handelte es sich um vorwiegend in Südostasien produzierte Textilien von europäischen Modekonzernen wie H&M oder Adidas. Nachweislich kam mit den Exporten jedoch nicht nur Altkleidung an, sondern auch ungetragene Ware. Wie COMÚN im Rahmen der Veröffentlichung der Ergebnisse erklärte, ist also eines gewiss: Der Kreislauf der Modestücke aus südostasiatischen Fast Fashion-Fabriken, angeboten von Shops in europäischen Städten, geht unkontrolliert am Ende auf Mülldeponien im globalen Süden…“ Beitrag vom 2.07.2023 bei Perspektive Online externer Link
  • Nicht so nachhaltig wie gedacht? Schwedische Zeitung: H&M-Recyclingware wird in Ghana zum Müllproblem
    Bei H&M kann man getragene Kleidung abgeben, die wiederverwertet werden soll. Doch Recherchen der schwedischen Zeitung „Aftonbladet“ zufolge landet ein Großteil der Textilien im Müll – und wird für Länder wie Ghana zum Problem.
    Die schwedische Modekette H&M bietet ihren Kunden seit zehn Jahren die Möglichkeit, gebrauchte Kleidung abzugeben. H&M verspricht auf seiner Internetseite, die Textilien über eine Nachhaltigkeitsinitiative entweder als Secondhandware zu verkaufen, sie wiederzuverwenden oder die Rohstoffe zu recyceln. Im Gegenzug bekommt der Kunde Rabatt auf den nächsten Einkauf. Doch wie die schwedische Tageszeitung „Aftonbladet“ berichtet, ist das System längst nicht so nachhaltig wie angenommen: So soll das Partnerunternehmen, das die Wiederverwertung für H&M abwickelt, seit Beginn des Jahres mehr als eine Million Kleidungsstücke in Ghana abgeladen haben. Davon landet demnach so viel im Müll, dass ganze Strandabschnitte vermüllt sind und die Existenz von Fischern dort bedroht ist. Für die Recherche haben die Journalistinnen und Journalisten in Stockholm Kleidungsstücke, die sie bei H&M zur Wiederverwertung abgegeben haben, mit sogenannten Airtags versehen. Das sind kleine Ortungsgeräte von der Größe einer Münze, die sich per Bluetooth nachverfolgen lassen. Wie die Zeitung in dem Bericht schreibt, wird kein einziges der gebrauchten Stücke an den Partner weitergegeben. Stattdessen seien die Textilien an drei Handelsunternehmen verkauft worden, die gebrauchte Kleidung sortieren und exportieren…“ Beitrag vom 14.06.2023 in RND externer Link
  • Fast Fashion als Klimakiller: Billig kaufen und ab in den Müll? 
    „Die Textilindustrie hat an der Klimakatastrophe mit zirka fünf Prozent der globalen Treibhausgasemissionen einen beträchtlichen Anteil. Ein T-Shirt verbraucht in der Produktion immerhin 2.500 Liter Wasser und es kommen Tausende Chemikalien zum Einsatz. Ausschlaggebend ist daher auch, wie lange Kleidung genutzt, ob sie repariert und wie sie entsorgt wird. Eine gemeinsame Erhebung von AK und Greenpeace zeigt, dass hier noch viel Luft nach oben ist. Generell hat Fast Fashion in einer klimaverträglichen Welt das Ablaufdatum schon lange überschritten. (…) Die Befragten geben im Schnitt jährlich rund 800 Euro für Bekleidung aus, die Hälfte der Kleidung wird jedoch gelegentlich bis gar nicht getragen. Damit hängen umgerechnet ca. 185 Millionen Kleidungsstücke beinahe ungetragen im Schrank. Im Schnitt geben die Befragten an, im letzten Jahr 18 Kleidungsstücke gekauft zu haben (diese Zahl liegt deutlich unterhalb der 50 bis 60 Kleidungsstücke pro Person und Jahr, die etwa Handelsbilanzen ausweisen). Funktionalität sowie hohe Qualität und Verarbeitung sind die wichtigsten Kaufkriterien, aber auch der günstige Preis ist für 78 Prozent sehr oder eher kaufentscheidend. Deutlich weniger Befragte achten auf hohe Umwelt- (44 Prozent) oder Sozialstandards (40 Prozent). 43 Prozent der Befragten drücken ihre Bereitschaft aus, teurere und langlebigere Produkte zu kaufen – haben das aber bisher noch nicht getan. (…) Unter den Befragten herrscht Einigkeit darüber, dass Menschen zu viel Kleidung kaufen. Mehr als vier Fünftel stimmen der Aussage zu, die Umwelt werde durch Kleiderüberproduktion massiv belastet und Fast Fashion sei ein großes Übel. Die Zustimmung zu gesetzlichen Regulierungen ist hoch: 91 Prozent sind für ein Lieferkettengesetz und 86 Prozent für ein Vernichtungsverbot für Neuware. Auch eine dringend benötigte längere Nutzungsdauer von Produkten und die Reduktion von Konsum insgesamt spiegeln sich in der Zustimmung zu reparier- oder recycelbarer Kleidung (83 Prozent), staatlicher Förderung von Reparatur (79 Prozent) und gesetzlichen Mindestanforderungen für die Haltbarkeit von Kleidung (66 Prozent) wider. (…) Handlungsbedarf für Politik und Unternehmen: + Vernichtungsverbot neuwertiger Textilien (…) + Förderungen für Reparaturdienstleistungen(…) + Langlebigkeit, Reparierbarkeit und Recyclingfähigkeit forcieren: Schon im Design sollen stärker umwelt- und klimaverträgliche Kriterien berücksichtigt werden – dazu braucht es eine rasche Umsetzung der Ökodesign-Verordnung und der Textilstrategie von der EU-Kommission. + EU – starkes Lieferkettengesetz (…) Der aktuelle Entwurf der EU-Kommission muss nachgebessert werden, auch mittelgroße Unternehmen erfassen und um stärkere Vorgaben für Klimaschutz ergänzt werden. + Mehr Transparenz und starke Gütesiegel (…) + Konzerne – Systemwandel einleiten: In allen Konsumgüterbranchen müssen Produktionszyklen entschleunigt und langlebigere und hochwertig recycelbare Produkte hergestellt werden. Diese Unternehmen müssen jetzt glaubhaft damit anfangen, Alternativen zum Neukauf anzubieten: Reparatur-Services, Secondhand sowie Angebote zum Mieten, Tauschen oder Teilen. + Standardisierung von Kleidungsgrößen…“ Beitrag von Nina Tröger und Lisa Tamina Panhuber vom 10. Februar 2023 im A&W-Blog externer Link des ÖGB – international gültig
  • Kambodscha: Markenmode als Brennstoff – Fast Fashion preist Verschwendung mit ein
    • Markenmode als Brennstoff
      Klamotten von Nike, Ralph Lauren, Diesel und anderen große Marken gehen in Kambodscha buchstäblich in Rauch auf: Reste aus der Textilherstellung landen dort in Ziegelöfen, wie eine Greenpeace-Recherche externer Link ergab. Die meisten dieser Kleidungsstücke sind wahrscheinlich aus Polyester hergestellt – die Arbeiter atmen bei der Verbrennung dieses Kunststoffs giftige Dämpfe ein, ebenso wie winzige Mikroplastikfasern. Zwar behaupten die weltweit agierenden Modeproduzenten nachhaltig zu produzieren, doch die Wahrheit sieht anders aus: Fast-Fashion-Unternehmen werfen in immer schnellerer Folge Kollektionen auf den Markt – Kleider, die einmal oder gar nicht getragen zu Müll werden. Mode wird dadurch zum Abfallproblem; eines, das die Firmen auf Länder des globalen Südens abwälzen. Fehlende Regulierungen und Kontrollen führen dazu, dass Arbeiter:innen und Umwelt gleichermaßen ausgebeutet werden…“ Artikel von Viola Wohlgemuth vom 09.08.2022 bei Greenpeace externer Link und ein weiterer Artikel darüber:
    • Gefährliche Müllentsorgung in Kambodscha: Marken-Pulli im Brennofen verfeuert.
      „Reste von Schuhen, Sweatshirts und Stoffen aus der Produktion globaler Kleidungsmarken landen in Kambodscha illegal im offenen Feuer von Brennöfen zur Ziegelproduktion. Das wirft die Umweltschutzorganisation Greenpeace Herstellern namhafter Marken wie Nike, Reebok, Clarks und anderen vor. Sie würden damit ihrer Verantwortung für die Entsorgung nicht gerecht. Die Verbrennung von Textilienverschnitt und Produktionsabfällen im offenen Feuer widerspricht sowohl kambodschanischen Gesetzen wie den selbstgesteckten Umwelt- und Sozialstandards der Unternehmen. Laut Greenpeace würden Emissionen steigen und die ArbeiterInnen hochgiftigen Dämpfen ausgesetzt. Zudem verweist die Organisation auf die schlechten Arbeitsbedingungen bei der Ziegelproduktion, bei der die Kleidungsreste verfeuert würden. Aufgrund eines Baubooms in dem südostasiatischen Land ist die Nachfrage nach Ziegeln hoch. Seit Jahren kritisieren Experten in den Ziegelbrennereien Kinderarbeit und Schuldknechtschaft, die als moderne Sklaverei bezeichnet wird. Ein Team von Greenpeace aus Großbritannien habe Beweise für die illegale Müllverbrennung und die Entsorgungswege gesammelt, erklärte die Organisation. Nach monatelangen Recherchen veröffentlichte sie nun die Ergebnisse. Die taz konnte Dokumente, Fotos und Videos einsehen, die das Team im Dezember 2021 und Januar 2022 anfertigte. (…) Videoaufnahmen aus der südöstlichen Kandal-Provinz zeigen unter anderem einen Arbeiter, der mit nacktem Oberkörper und nur mit einem Paar Handschuhe geschützt an einem Brennofen schuftet. Erst mit den Händen, dann mit einer Stange, lang wie ein Besenstiel, drückt er Plastiksäcke mit Textilienresten in ein etwa 70 Zentimeter großes Loch. Flammen schlagen ihm entgegen. Hinter ihm türmen sich in einer dunklen Wellblech-Halle weitere Plastiksäcke mit weiterem Müll. (…) In den rund 500 Ziegelbrennereien des Landes arbeiteten bis zu 10.000 Menschen, erklärte Parsons. Darunter seien auch viele Kinder, einige von ihnen erst 12 Jahre alt. Die Arbeit an den Öfen, die Temperaturen von mehreren Hundert Grad erreichen, sei sehr gefährlich. „Bei der Verbrennung von Acrylkleidern, vor allem wenn sie zusammen mit Plastiktüten und anderen Abfällen verbrannt werden, wie es in Kambodscha der Fall ist, werden Plastikmikrofasern und andere giftige Chemikalien in die unmittelbare Umgebung freigesetzt, die die Gesundheit von Arbeitern gefährden“, so Parsons…“ Artikel von Jean-Philipp Baeck vom 8. August 2022 in der taz online externer Link
    • Siehe auch das Special von Greenpeace: Wie umweltfreundlich ist die Textilindustrie? externer Link
  • „Fast Fashion“ – globale Umweltverschmutzung durch Altkleiderberge 
    „Die Überproduktion von Textilien verursacht gigantische Müllberge. Eine aktuelle Greenpeace-Studie deckt Missstände auf und zeigt Lösungsansätze Weltweit werden jährlich 120 Milliarden Kleidungsstücke – insgesamt etwa 53 Millionen Tonnen Textilien – hergestellt. Etwa jedes zehnte Stück bleibt unverkauft. Auch die Lebensdauer der Textilien wird immer kürzer. Drei Viertel landen bereits nach kurzer Zeit im Müll. Unterdessen wächst das Produktionsvolumen von Kleidungsstücken weiter jährlich um 2,7 Prozent. Allein in Deutschland fallen jährlich einige 100 Millionen überflüssige Kleidungsstücke an. Rund eine Million Tonnen Altkleider werden hierzulande jedes Jahr gesammelt. Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Menge der gesammelten Altkleider um 20 Prozent gestiegen, meldet die aktuelle Studie. Der weltweite Handel mit Altkleidern verzehnfachte sich von 1990 bis 2004 auf rund eine Milliarde Dollar pro Jahr. 2021 lag der Marktwert bei 36 Milliarden Dollar. Für 2025 wird sogar ein Wachstum im Wert von 77 Milliarden Dollar erwartet. Die größten Exporteure von Altkleidern sind neben den USA mit 585 Millionen US-Dollar, China, Großbritannien, Deutschland und Südkorea (Stand 2020). Importeure sind vor allem Ghana, Nigeria, Kenia, Tansania, Chile und bis vor kurzem auch die Ukraine. (…) Etwa die Hälfte der in Europa aussortierten Kleidung kommt in ostafrikanischen Häfen an. Von hier aus gelangen die Kleidertransporte auf Lastkraftwagen in die Binnenländer des Kontinents. (…) Auf den Druck diverser Umweltorganisationen hin verabschiedete die EU kürzlich eine Strategie für die Produktion nachhaltiger und kreislauffähiger Textilien. So soll es bis 2030 innerhalb der EU nur noch einen Markt für langlebige Textilien geben, die größtenteils aus Recyclingfasern bestehen. Derzeit werden weniger als ein Prozent der Kleidungsstücke zu neuer Kleidung recycelt. Die Textilien sollen sozial- und umweltverträglich hergestellt werden und sich reparieren lassen. Über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg sollen die Hersteller Verantwortung für ihre Produkte übernehmen und ausreichende Kapazitäten für Recycling schaffen. Überschüssige Kleidung soll so selten wie möglich verbrannt oder weggeworfen werden. Darüber hinaus braucht es eine klare Kennzeichnung von Textilien, zudem soll ein digitaler Produktpass eingeführt werden. Künftig soll es weder Überproduktion noch Überkonsumierung von Kleidung geben. Nicht verkaufte oder zurückgegebene Textilien dürfen nicht mehr vernichtet werden. Eine derart nachhaltige Kleidermode könnte auf afrikanischen Secondhand-Märkten Menschen ein Einkommen sichern, ohne Land und Flüsse zuzumüllen. Im günstigsten Fall hätte dann auch die einheimische Bekleidungsindustrie wieder eine Chance.“ Beitrag von Susanne Aigner vom 9. Juni 2022 bei Telepolis externer Link
  • Von Fast Fashion zur Altkleiderflut – Was hat Luftverschmutzung mit weggeworfener Kleidung zu tun? 
    „… Der Verkauf neuer Kleidung hat sich seit dem Jahr 2000 verdoppelt. Jede Woche bringen Textilgiganten wie H&M oder Zara, Aldi oder Lidl neue Billigkollektionen in die Läden. Weltweit werden jährlich 120 Milliarden Kleidungsstücke produziert. Eine Person in Deutschland verbraucht im Schnitt 26 Kilo Kleidung im Jahr. Die Lebensdauer der Klamotten wird immer kürzer. Laut einer Greenpeace-Studie besitzt jede erwachsene Person hierzulande durchschnittlich 95 Kleidungsstücke (ohne Unterwäsche und Socken) – insgesamt 5,2 Milliarden Teile. Dabei wird jedes fünfte Kleidungsstück so gut wie nie getragen, bevor es aussortiert wird. So fallen in Deutschland jährlich einige 100 Millionen überflüssige Kleidungsstücke an. Etwa jedes zehnte Stück bleibt unverkauft. Drei Viertel von 53 Millionen Tonnen Textilien, die jedes Jahr auf der Welt produziert werden, landen schon nach kurzer Zeit im Müll. Mittlerweile arbeiten die Konzerne an ihrem Image, zum Beispiel, indem sie für Recycling werben. Seit 2013 sammelt H&M aussortierte Textilien in einer Altkleidertonne. Zara, C&A und andere Branchenriesen ziehen nach. Aus den alten Kleidern sollen neue entstehen, lautet das Versprechen. Es soll kein Müll mehr produziert werden, alles geht in einen Kreislauf ein. Aber funktioniert das überhaupt? Tatsächlich kann Kleidung aus synthetischen Stoffen so gut wie gar nicht recycelt werden, erklärt Textil-Experte Kai Nebel vom Institut für Textil und Design an der Hochschule in Reutlingen. Wo der Recycling-Anteil in der neuen Kleidung herkommt, sei nicht festgelegt. (…) Bereits heute werden viele Alttextilien einfach nur verbrannt. So wird ein Großteil der Altkleider nach Polen, Rumänien oder Bulgarien ausgeführt, wo sie von Altkleiderhändlern illegal als Heizmaterial verkauft werden, für umgerechnet 30 Euro pro Tonne. (…) Viele der Textilien enthalten einen hohen Anteil von verformbaren Kunststoffen. Durch die Verbrennung werden all diese Schadstoffe freigesetzt. In Sofia ist neben den Auto- und Industrieabgasen auch die Müll- und Kleiderverbrennung zu einem großen Teil für die Luftverschmutzung mit verantwortlich. (…) Die Modeindustrie gilt weltweit als zweitgrößter Umweltverschmutzer, gleich nach der Ölindustrie. (…) Wir brauchen gesetzliche Vorgaben, fordert Viola Wohlgemuth. Die Modeindustrie muss sich dringend neue Geschäftsmodelle einfallen lassen, so die Konsumexpertin bei Greenpeace. Vor allem dürfen keine kostbaren Ressouren mehr verschwendet werden. Bis Ende diesen Jahres soll eine EU-weite Textil-Strategie in Bezug auf Standards zu Qualität erstellt werden…Beitrag von Susanne Aigner vom 28. Juni 2021 bei Telepolis externer Link
  • Unverkaufte Textilien: Spenden teurer als entsorgen
    “Die Lager im Modehandel laufen voll. Kleidung verkauft sich schlecht im Lockdown. Die Ladenhüter werden oft einfach entsorgt – was auch am deutschen Steuerrecht liegt. (…) „Wir schätzen, dass im Moment noch ungefähr die Hälfte der Winterware da ist und nach unserer Hochrechnung ist das ungefähr eine halbe Milliarde“, stellt Axel Augustin vom Handelsverband Textil fest. (…) Juliane Kronen hat die Spendenplattform Innatura gegründet. Hier landen Spenden von namhaften Unternehmen wie Adidas oder Nike, aber auch von kleinen Einzelhändlern. „Allen gemein ist, dass sie fabrikneu sind“, erzählt sie und packt zusammen mit ihren Mitarbeitern weiter Kartons aus, in dem modischen Fußballschuhe sind. Die Spenden kommen sozialen Einrichtungen zugute. Obwohl die Pandemie ihr ein klares Plus an Spenden gebracht hat, könnten es noch mehr sein – gäbe es da nicht das deutsche Steuerrecht. Das erhebt nämlich auf Sachspenden 19 Prozent Umsatzsteuer. Ein Hindernis. (…) Man kann es leicht ausrechnen: Eine Tonne T-Shirts zu verbrennen, kostet weniger als 100 Euro. Auf Spenden müssen 19 Prozent Umsatzsteuer gezahlt werden. Selbst wenn man den Wert eines T-Shirts bei nur einem Euro ansetzt, sind das für eine Tonne Shirts 900 Euro, die ans Finanzamt gehen. Das Resultat dieser Politik: Schätzungsweise 230 Millionen Textilien werden jährlich vernichtet. Und das ist nur die Zahl vor der Pandemie. (…) Wenn schon die Umsatzsteuer auf Spenden bestehen bleibt, so will die Politik den Einzelhändlern zumindest anderweitig unter die Arme greifen. Nach Plänen von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sollen Textilunternehmen ihre saisonalen Waren steuerlich abschreiben können. Mode soll – ebenso wie Lebensmittel – als verderbliche Ware gelten.“ Beitrag von Barbara Berner vom 31.01.2021 bei tagesschau.de externer Link
  • Fast Fashion Dossier – Eine Bilanz in 3 Teilen
    Fast-Fashion-Marken reagieren ganz kurzfristig auf neue Trends, bringen fast wöchentlich neue Kollektionen auf den Markt und das zu absoluten Niedrigpreisen. Spätestens seit dem Einsturz des Rana-Plaza-Fabrikgebäudes in Bangladesch 2013 steht dieses Wirtschaftsmodell in der Kritik, weil es den Preis- und Zeitdruck in der Lieferkette weitergibt – bis zu den Arbeiter*innen, die die Mode unter menschenunwürdigen Bedingungen fertigen. Die Christliche Initiative Romero zieht im neuen Fast Fashion Dossier nun eine ausführliche Bilanz über die ökologischen und sozialen Folgen der Fast-Fashion-Industrie und beleuchtet besonderes die Verantwortung der Marken. (…) Wie eine Untersuchung der Einkaufspraktiken von Fast-Fashion-Marken (Teil 2 des Dossiers) zeigt, schauen Primark & Co. bei der Auswahl der Fabriken nur auf Preis, Zeit und vielleicht noch Qualität. Die ethischen Ziele, die sie sich groß auf die Fahnen schreiben, spielen beim Einkauf keine Rolle – ganz im Gegenteil. Dadurch entsteht eine kurzfristige und unstetige Auftragslage in den Fabriken und hoher Zeit- und Preisdruck. Dieser wird an die Arbeiter*innen weitergegeben, die dann Überstunden machen und zu einem Hungerlohn arbeiten müssen. Die schnelllebigen Trends, die dazu führen, dass Shoppen für viele zum wöchentlichen Hobby geworden ist, sind zudem für 35% des Mikroplastiks in den Ozeanen, den Ausstoß von etwa 1.500 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten und 92 Millionen Tonnen Müll jährlich verantwortlich. Knapp die Hälfte aller Arbeiter*innen in der Textilproduktion leiden an arbeitsbedingten Krankheiten…“ 3-Teiliges Dossier zum Download bei der Kampagne Saubere Kleidung externer Link

Siehe auch im LabourNet:

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=164582
nach oben