Schließung der Prinovis-Tiefdruckbetriebe in Nürnberg – ver.di kritisiert „fatale Folge einer verfehlten Strategie“ [für Bertelsmann funzt es]

Proteste bei Prinovis-Tiefdruckbetriebe in Nürnberg in 2011Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) sieht in der geplanten Schließung der Prinovis-Tiefdruckerei und des Weiterverarbeitungsbetriebs in Nürnberg die „fatale Folge einer verfehlten unternehmerischen Strategie des Bertelsmann-Konzerns“, wie der stellvertretende ver.di-Vorsitzende Frank Werneke sagte. Etwa 700 Beschäftigte bei Prinovis in Nürnberg sollen ihre Arbeitsplätze ab Januar 2021 verlieren. Hinzu kommt die Bedrohung von weiteren Arbeitsplätzen in den beauftragten Subunternehmen. Erst 2017 waren für die Prinovis-Standorte in Ahrensburg, Dresden und Nürnberg drastische Lohneinbußen durchgesetzt worden. „Jetzt sollen unsere Kolleginnen und Kollegen in Nürnberg den Preis für die irrige Strategie von Bertelsmann bezahlen und über ruinöse Lohnkostensenkungen den umkämpften Druckmarkt für hochauflagige Produkte konsolidieren“, kritisierte Werneke. Zum wiederholten Male habe man den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Erfolge und Job-Sicherheiten in Aussicht gestellt. Dieses Versprechen hat das Unternehmen nun gebrochen. „Der Bertelsmann-Konzern steht jetzt in der Pflicht, die unter der Vortäuschung falscher Tatsachen in Nürnberg abgepressten Lohneinbußen an unsere Kolleginnen und Kollegen zurück zu erstatten,“, forderte Werneke. „Mit Abfindungen, die vorsorglich vereinbart wurden, ist es allein nicht getan…“ ver.di-Pressemitteilung vom 10.04.2019 externer Link, wir erinnern an 2011:

  • Bertelsmann-Prinovis in Nürnberg: Wer nicht auf Lohn verzichtet, fliegt raus! Streik gegen 138 Entlassungen
    „… Bereits Mitte 2008 hatten 96% der Beschäftigten das erste „Bündnis“ mit 3 Stunden unbezahlter Arbeit pro Woche unterschrieben. Es hätte bis 2012 halten sollen. Im Januar 2011 weigerten sich dann mehr als 200 von 800 Kolleginnen und Kollegen, erneut eine einzelvertragliche Regelung zu unterschreiben, mit der sie sich verpflichtet hätten, wieder 3 Stunden pro Woche ohne Bezahlung zu arbeiten. Zusätzlich sollten sie auf 65% ihres Urlaubs- und Weihnachtsgeldes verzichten. Tariflohnerhöhungen sollten sie nur bei „guter“ Rendite erhalten. Somit sollen die betrieblichen Löhne und Gehälter dauerhaft 5% unter dem Tarif bleiben. Als Gegenleistung hätte es von der Geschäftsleitung eine löchrige „Beschäftigungssicherung“ gegeben. Mehr als 200 Kolleginnen und Kollegen hielten dem seit Jahren immer wieder ausgeübten Druck und den vielen Tricks der Geschäftsleitung stand und beriefen sich auf ihren bestehenden Arbeitsvertrag. Von diesen mehr als 200 Kolleginnen und Kollegen sollen nun 138 entlassen werden, weil sie sich dagegen wehren, dass ihnen ihre letzten Rechte genommen werden. Bertelsmann versucht bei Prinovis Nürnberg das System „Lohn oder Arbeitsplatz!“ durchzusetzen, um ein gemeinsames Handeln von Belegschaft und Gewerkschaft zu verhindern. Prinovis Nürnberg ist nicht tarifgebunden, und lehnt bis heute jegliche Gespräche mit der Gewerkschaft ver.di ab. All dies geschieht zum Wohle des Bertelsmann-Konzerns – der über Gruner & Jahr und Arvato mit 74,9 % Mehrheitseigner von Prinovis ist. (…) Schickt Solidaritätsadressen an aktion-prinovis@gmx.de,. die betriebliche Streikleitung bei Prinovis Nürnberg…“ Artikel von Peter Kleinert und Michaela Böhm im Online-Flyer der Neuen Rheinischen Zeitung vom 12.09.2011 externer Link, darin vertiefende Informationen „Das System Bertelsmann“. Siehe auch:
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=147300
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