Was überhaupt ist „Wettbewerbsfähigkeit“?

Deutschland lobt sich landauf, landab für seine Wettbewerbsfähigkeit. Ein Mythos. Denn durch Lohnsenkungen und Flexibilisierungen wurden wichtige Funktionen des Wettbewerbs außer Kraft gesetzt. (…) Wenn die Löhne völlig flexibel sind, kann ein Unternehmen, welches den Marktpreis nicht mithalten kann, Wettbewerbsfähigkeit erreichen, indem es einfach niedrigere Löhne als seine Konkurrenten zahlt. Anstatt die Produktionsprozesse zu optimieren oder in Modernisierung zu investieren, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, geht man den einfacheren Weg der Lohnsenkung. Dies hat zur Folge, dass die Konkurrenten das nachahmen und eine Abwärtsspirale aus immer weiter sinkenden Löhnen und Preisen entsteht. Eine wichtige Funktion des Wettbewerbs ist somit außer Kraft gesetzt. Investitionen und Produktivitätsentwicklung verlangsamen sich. (…) Die niedrigen Lohnstückkosten in Deutschland sind dann aber nicht das Ergebnis von besonders hoher Qualität, sondern von besonders niedrigen Löhnen im Verhältnis zur eigenen Produktivität. So wird durch die Niedriglohnstrategie Deutschlands seit Jahren das Potenzial der europäischen Handelspartner zerstört. Mit der abermals paradoxen Folge, dass diese Länder langfristig weniger importieren werden, weil ihre Einkommen sinken. (…) Im Euroraum führt der Handel derzeit zu Wettbewerbsverzerrungen, die der schädlichen Exportstrategie Deutschlands zuzuschreiben sind. Da Deutschland den realen Wechselkurs durch relative Lohnsenkungen künstlich niedrig hält, wird der internationale Wettbewerb zwischen Unternehmen erheblich gestört. Das zieht die oben beschriebenen negativen Folgen auch für die deutsche Wirtschaft nach sich. Erforderlich wären daher Maßnahmen zur Stärkung der Arbeitnehmer (quasi eine Deflexibilisierung des Arbeitsmarktes), damit diese wieder gesamtwirtschaftlich stabilisierende Lohnzuwächse durchsetzen können…“ Beitrag von Michael Paetz vom 25. Juli 2017 bei Makroskop externer Link

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=119490
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