Economists For Future: Die Klimakrise als Krise der Wirtschaftswissenschaften

"There are no Jobs on a dead Planet!"„Die VWL müsste im Angesicht der Klimakatastrophe grundlegende Fragen bezüglich unserer Wirtschaftsweise beantworten. Stattdessen verbleibt sie allzu oft in einer abstrakten, mathematischen Modellwelt, in der Klimafolgen zu berechenbaren Risiken werden sowie politische Realitäten und Machtinteressen ausgeblendet bleiben. (…) So denken Ökonom:innen vorwiegend in berechenbaren Kategorien. Entsprechend wird der Klimawandel in der Darstellung des Sachverständigenrats als „Bedrohung des deutschen und globalen Wohlstands” dargestellt, statt, wie von Klimaforscher:innen betont wird, als Bedrohung menschlichen Lebens auf der Erde. Der Sachverständigenrat bezieht sich in seiner Analyse auf William Nordhaus´ Modell der Kosten-Nutzen-Analyse, welches zeige, „dass sich unter Umständen ein optimaler Pfad abseits der Begrenzung der Erwärmung auf maximal 2 Grad ergeben könnte”. Selbst unter pessimistischen Annahmen wäre demnach eine Erderwärmung um 3 Grad bis 2100 optimal. (…) Bei einer Erderwärmung um 3 Grad gäbe es allerdings Schäden, die kaum als kalkulierbare und aufwiegbare Kosten erscheinen. Sie reichen von unbewohnbaren Landstrichen bis zu ungebremstem Artensterben und globalen Fluchtbewegungen. Daher hält Steve Keen fest, dass die relativ niedrigen monetären Kosten im 3-Grad-Szenario Konsequenz des mathematischen Modells sind, das die realen Gefahren des Klimawandels nicht abbildet. Die Darstellung des Klimawandels als Bedrohung für den gesellschaftlichen Wohlstand verschleiert die realen Vorgänge und Unberechenbarkeiten, die sich hinter Zahlen verbergen. (…) Der tragische Zustand der VWL, der angesichts planetarer Krisen offensichtlicher wird als je zuvor, steht im Kontext eines gesellschaftlichen Klimas, in dem Alternativen zur bestehenden Wirtschaftsweise nicht mehr vorstellbar sind. Der britische Theoretiker Mark Fisher prägte dafür den Begriff des kapitalistischen Realismus, dessen Essenz er so zusammenfasst: „Es ist heute einfacher, sich das Ende der Welt vorzustellen, als das Ende des Kapitalismus.”.(…) Neue Ansätze zur Lösung der Klimakrise sind also von den dominanten Strömungen der VWL nicht zu erwarten…“ Debattenbeitrag von Katharina Keil & Max Wilken vom 24. Oktober 2019 bei Makronom externer Link im Zusammenhang mit dem Aufruf des Netzwerks Plurale Ökonomik unter #Economists4Future

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