„Das ist genau der Weg, um sich gesamtwirtschaftliche Probleme zu schaffen“

Heiner Flassbeck über die gegenwärtige Wirtschaftstheorie, Hartz IV und ihre Auswirkungen auf die Eurokrise. Interview von Reinhard Jellen in telepolis vom 04.05.2014 externer Link

  • Aus dem Text: „… Es darf eben nicht so sein, dass sich die gesamtwirtschaftlich erhöhte Produktivität nur in höheren Profiten einzelner Unternehmen niederschlägt, sondern sie muss mit einer gesamtwirtschaftlichen Erhöhung der Reallöhne verbunden werden. Dies findet in Deutschland seit 15 Jahren nicht statt, wie jetzt selbst die BILD-Zeitung beklagt. Man hat die Gewerkschaften zurückgedrängt und es gibt dementsprechend Machtverhältnisse am Arbeitsmarkt, wo die unteren Einkommen am Produktivitätszuwachs überhaupt nicht mehr beteiligt werden, sondern sogar absolute Einbußen verzeichnen. Wir haben heutzutage eine höhere Produktivität, die sich nicht in eine höhere Nachfrage umsetzt. Das ist genau der Weg, um sich gesamtwirtschaftliche Probleme zu schaffen. (…) Ich vertrete die Position, dass man mit Hartz IV und der Agenda 2010 ein Lohndumping initiiert hat, das von Deutschland in die gesamte EU ausstrahlt und damit die europäische Währungsunion in einen bedrohlichen Zustand versetzt hat. Erst wenn das alles abgearbeitet hat, wird man sehen, wie teuer Hartz IV war. Diese Maßnahmen mögen den Staat fiskalisch kurzfristig etwas entlastet haben, aber die Gesamtkosten könnten leicht über alles hinausgehen, was man sich heutzutage vorstellen kann…“
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