Elend und Spaltung: Hierzulande entwickeln die Lohnabhängigen einen spontanen, aber ortlosen Antikapitalismus. Und noch die extrem Benachteiligten profitieren von der brutalen Ausbeutung in der Peripherie

Kapitalismuskritik„… Am 24. Juni veranstalteten der jW-Unterstützerkreis Hamburg und junge Welt in Hamburg-Altona eine Tagung zum Thema »Revolutionäres Denken und Handeln in restaurativen Zeiten«. Wir veröffentlichen aus diesem Anlass die verschriftlichte Fassung des Vortrags, den Werner Seppmann dort gehalten hat. (jW)…“ Vortrag über den globalen Klassenkampf von Werner Seppmann bei der jungen Welt vom 3. Juli 2017 externer Link (Im August erscheint im Kasseler Mangroven Verlag von Werner Seppmann der erste Band einer sechsbändigen Werkausgabe seiner klassentheoretischen Untersuchungen: »Kapital und Arbeit. Klassenanalysen I«). Aus dem Text:

  • „… Klassenkampf beruht unabhängig von seiner konkreten Erscheinungsweise letztlich auf einer sehr einfachen Grundlage, nämlich auf dem strukturellen Gegensatz zwischen den Ausgebeuteten und den Ausbeutern. Struktureller Gegensatz bedeutet, dass Klassenkampf auch dann stattfindet, wenn er in einseitiger Form zum Ausdruck kommt, wenn er, wie gegenwärtig in den meisten kapitalistischen Metropolen, fast ohne Gegenwehr als Intervention von oben organisiert wird. (…) Als Gegenstand der Diskussion solch alternativer Orientierungen drängt sich auch die Grundeinkommensdebatte auf, die in ihrem Haupttrend die zentralen Fragen verfehlt. Die heute hegemonialen Konzepte laufen darauf hinaus, die Ausgegrenzten nur gesellschaftlich zu alimentieren. Faktisch wird ihr sozialer Ausschluss und ihre Randständigkeit stillschweigend in Kauf genommen. Die herrschende Diskussion findet sich also letztlich mit der bestehenden soziokulturellen Spaltung ab. Diese kann von den gängigen Konzepten bestenfalls abgemildert, aber nicht beseitigt werden.
    Alternativ dazu muss die Grundeinkommens­problematik so thematisiert werden, dass deutlich wird, es geht nicht um das reformistische Prinzip der Teilhabe, sondern um Selbstbestimmung – und zwar der Selbstbestimmung in der Arbeit und damit zwangsläufig hinsichtlich aller sozioökonomischen Prozesse. Es sollte nicht als Nostalgie missverstanden werden, wenn ich in diesem Zusammenhang an die entscheidende Zeile eines alten Arbeiterliedes erinnere, wonach es darauf ankomme, »die Arbeit zu befreien«. Nur durch die Entwicklung einer solchen progressiven und das Gegenwärtige überschreitenden Perspektive ist es möglich, den Menschen eine Zuversicht zu vermitteln, die auch in den aktuellen Kämpfen unverzichtbar ist, um den rechten Demagogen wenigstens langfristig das Wasser abgraben zu können.“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=118399
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