Studie (beteiligter Experten) zu Altersarmut: 2039 sind über 20 Prozent der alten Menschen arm

DGB-Rentenkampagne 2017„Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung belegt: das Risiko der Altersarmut steigt weiter. Die Armutsgefährdung im Alter werde bis 2039 von aktuell 16,8 auf 21,6 Prozent klettern, so die Prognose der Studie. Auch die Zahl der Rentner*innen, die im Alter auf Grundsicherung angewiesen sind, wird von neun auf dann etwa 12 Prozent steigen. Alleinstehende und Geringqualifizierte werden am stärksten betroffen sein. Die Altersarmut in Ostdeutschland werde dramatisch steigen. Derzeit liege „sie mit 6,5 Prozent deutlich unter dem Westniveau“, so die Studie. Sie werde sich aber im Osten an das Westniveau von knapp 12 Prozent angleichen. Als armutsgefährdet gelten laut Studie Personen, deren monatliches Nettoeinkommen unter Berücksichtigung des Haushaltszusammenhangs unter 905 Euro liegt. (…) Das Konzept aus dem Koalitionsvertrag, das “für Grundsicherungsempfänger mit 35 Versicherungsjahren eine Erhöhung des Grundsicherungsbedarfs um zehn Prozent vorsieht, kann den Anstieg der Altersarmut kaum bremsen“, so das Ergebnis der Studie. Laut Studie würde „die Reform das Armutsrisiko bis 2039 nur um 0,4 Prozentpunkte auf dann 21,2 Prozent reduzieren“. Studienautor Johannes Geyer vom DIW Berlin: „Der Hauptgrund für diesen geringen Effekt liegt darin, dass weniger als ein Drittel der Personen mit Grundsicherungsanspruch auf die geforderten 35 Versicherungsjahre kommen“…“ Beitrag von Jan Große Nobis vom 13. September 2019 bei der Sperre externer Link und die komplette 146-seitige Bertelsmann-Studie „Anstieg der Altersarmut in Deutschland“ externer Link als kostenloser Download – sowie nun Kritik:

  • Bertelsmann-Stiftung definiert Altersarmut neu!… und fängt an die öffentliche Berichterstattung zu verschieben New
    „Die Armutsschwelle eines Landes ist international klar beschrieben: Wer weniger als 60% des mittleren Einkommens erhält, ist armutsgefährdet. Das Bundesamt für Statistik (destatis) berechnete diese Schwelle für Deutschland im Jahr 2018 mit 1.035 € netto. Zu anderen Ergebnissen kommt die Bertelsmann-Studie, die sich auf Berechnungen des DIW beruft: Sie schrumpft die Armutsschwelle für Menschen über 65 um 120€ auf 905€. Wie sie das bewerkstelligt, wird in der Studie nicht explizit erklärt. Es ergibt sich aber aus einer Tabelle (Seite 87) in der das „durchschnittliche Einkommen der älteren Bevölkerung“ dargestellt wird, aus der dann die 60%-Armutsschwelle berechnet wird. Das ist eine üble Manipulation, weil in dem Erklärungstext suggeriert wird, dass die Erhebungsmethode den internationalen Regeln folgt (EU-SILC geht richtigerweise immer von den Einkommen der gesamten Bevölkerung aus). Das tut sie aber keineswegs. Würden die Manipulateure das Spiel der separaten Betrachtung von Bevölkerungsteilen konsequent weitertreiben, müssten sie auch die Alterseinkommen von Beamten, Politikern und Freiberuflern herausrechnen. Es geht ja schließlich in der ganzen Studie um die Rentnerinnen und Rentner der gesetzlichen Rentenversicherung. Das Ergebnis wäre dann voraussichtlich eine Altersarmutsschwelle so um die 850€. Das wäre dann eine Armutsschwelle, die für sehr viele Rentner noch unter der Grundsicherung (Sozialhilfe) läge…“ Kommentar von Reiner Heyse vom 18. September 2019 beim Seniorenaufstand externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=154540
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