Die Rentengehirnwäsche

Unter der Lupe: Rentenarmut„… In wohl kaum einen anderen Bereich gibt es in der öffentlichen Debatten so viele Lobbyisten, die sich „Rentenexperten“ nennen und am Ende des Tages doch nur die Einflussarbeit für die Finanzwirtschaft erledigen, die an der privaten Altersvorsorge fürstlich verdient. Eine rühmliche Ausnahme stellt da der Versicherungsexperte Holger Balodis dar…“ Jens Wernicke im Gespräch mit Holger Balodis am 11. November 2016 bei den NachDenkSeiten externer Link

  • Daraus uns besonders wichtig: „… Wir stecken in der Renten- und Armutsdebatte mittendrin in einem Kampf um Worte. Altersarmut, die bereits jetzt ein riesiges Problem darstellt und nachweisbar weiterwächst, wird neuerdings schlicht wegdefiniert. (…) Dahinter stehen dieselben Kreise, die bereits die Renten-Kehrtwende unter Schröder und Riester vorbereitet hatten. Besonders tut sich da die sogenannte Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, kurz INSM, hervor. Aber auch das Institut der deutschen Wirtschaft. Da tauchen immer wieder Prognos-Gutachten auf, unter anderem finanziert vom Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft oder der INSM. (…) Nun, diese Institutionen betreiben Interessenpolitik. Sie vertreten die Interessen großer Wirtschaftszweige und der Arbeitgeberverbände – und deren generelles Ziel ist es, dass die Steuern und Sozialabgaben niedrig bleiben. Und man darf auch nicht vergessen, dass beispielsweise die Finanzwirtschaft an der Schwächung der gesetzlichen Rente prächtig verdient. (…) Klassische Betriebsrenten sind eine gute Sache, wenn der Chef seinen Beschäftigten eine Rente fürs Alter zusagt und das voll über den Betrieb finanziert. Doch das, was die Bundesregierung jetzt fördern will, ist etwas ganz Anderes: Es nennt sich Entgeltumwandlung und dabei zahlt der Arbeitnehmer den Beitrag in der Regel voll aus der eigenen Tasche. (…) Wir brauchen eine Protestbewegung mindestens von der Stärke, wie sie sich gegen Ceta und TTIP formiert hat. Der Seniorenaufstand in Kiel ist ein erstes, zartes Pflänzchen und die Initiatoren machen eine tolle Arbeit. Aber gegen die öffentliche Meinungsmache anzukommen ist nicht einfach, denn es ist der INSM und den Arbeitgebern gelungen, einen Keil zwischen Jung und Alt zu treiben. Die Jungen glauben gar nicht mehr, dass eine gute Rente möglich ist und dass sich der Kampf dafür lohnt. Wenn aber nur Alte protestieren, wirkt es wie ein Kampf der Alten um ihre Pfründe. Und das schreckt die Jungen umso mehr ab. Diesen Teufelskreis gilt es zu durchbrechen. Die Jungen müssen verstehen, dass alles, was für die Rentner erreicht wird, auch ihnen später nutzt…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=107003
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