[Erfahrungsbericht] Ein Arzt für arme Menschen: „Wären Kranke eine Bank, hätte man sie schon längst gerettet“

"Praxis ohne Grenzen" in Bad Segeberg „… Meine „Praxis ohne Grenzen“ in Bad Segeberg externer Link sieht aus wie eine ganz normale Arztpraxis. Doch meine Patienten sind nicht nur krank, sie haben kein Geld. Ich behandele sie kostenlos, aus christlicher Nächstenliebe, ohne Fragen zu stellen. Auf Wunsch auch völlig anonym, niemand muss sich bei mir ausweisen, seine Armut beweisen, seine Geschichte erzählen. (…) Armut macht krank und Krankheit macht arm, das ist meine Erfahrung der letzten Jahre. Denn wer die Beiträge zur Krankenversicherung nicht bezahlen kann, ist schnell nicht oder nicht ausreichend versichert. Das betrifft in Deutschland mindestens 500.000 Menschen. Dazu zähle ich auch die, die noch in einer Krankenkasse sind, aber ihre Beiträge nicht mehr bezahlen können und die bei der Krankenkasse Schulden haben. Sie werden herabgestuft in einen Notlagentarif, bekommen nur noch im Notfall eine Behandlung oder wenn sie Schmerzen haben. Und das geht schnell, schon nach vier oder fünf nicht bezahlten Monatsbeiträgen. Privat Versicherte landen in einem „Basistarif“. (…) Mein Rat ist: Versucht in eine Krankenkasse zu kommen. Nicht krankenversichert zu sein, ist lebensgefährlich und lebensverkürzend. Armut macht krank! Armut verkürzt das Leben! Wenn Du in Armut lebst, werden dir als Frau acht Jahre, als Mann elf Jahre von deinem Leben gestohlen! Das haben Armutsforscher untersucht. Ein großer Teil meiner Patienten, die verstorben sind, ist zu spät zu uns gekommen. Die hatten schwere Krankheiten, die lange Zeit nicht behandelt worden. Sie sind so lange nicht zum Arzt gegangen, weil sie nicht versichert waren und die Versicherung nicht bezahlen konnten. Nichtzahler gibt es ungefähr eine halbe Million…“ Erfahrungsbericht von Dr. Uwe Denker bei T-Online vom 30. November 2018 externer Link aufgezeichnet von Helge Denker

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=141031
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