Von Spekulationsblasen und Robotern – Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem wild wuchernden Finanzsektor und der durch fortschreitende Digitalisierung forcierten Krise der Arbeitsgesellschaft?

Grafik zur Debatte um Arbeit 4.0. - fuer das LabourNet Germany erstellt durch T.S.Die deutsche IT-Industrie warnte Anfang Februar die Gesellschaft vor sich selbst: Gut zehn Prozent der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze sollen dem IT-Verband Bitkom zufolge in Deutschland im Gefolge der voranschreitenden „Digitalisierung“ der Wirtschaft verloren gehen. Rund 3,4 Millionen Stellen würden laut einer Umfrage in den kommenden fünf Jahren wegfallen, die Bitkom unter 500 Unternehmen durchführte. Rund 25 Prozent der an der Umfrage teilnehmenden Unternehmen mit einer Belegschaft von mehr als 20 Lohnabhängigen gaben zudem an, durch die Digitalisierung ihre Existenz bedroht zu sehen. (…)  [L]ängst ist dieser Krisenprozess nicht nur in der Industrie, sondern auch in der Peripherie des kapitalistischen Weltsystems in vollem Gang. Die schweren sozialen Verwerfungen in den südlichen Krisenstaaten der Eurozone, die mitunter unter einer Arbeitslosenquote von mehr als 20 Prozent zu leiden hatten, zeugen ebenso davon, wie die Flüchtlingskrise. Die verzweifelten Menschenmassen fliehen nach Europa oder Amerika aus Zusammenbruchregionen, in denen der Krisenprozess schon so weit fortgeschritten ist, dass er selbst die Staatsapparate kollabieren ließ. Die Flüchtlinge fliehen nicht vor Ausbeutung, sondern vor ihrer ökonomischen Überflüssigkeit im anomischen Chaos, das die gescheiterte kapitalistische Modernisierung in vielen Regionen der Peripherie übrig ließ. (…) Es sind nicht mehr nur Südeuropäer davon betroffen, die man zur Not als faul und korrupt abstempeln kann, um deren Pauperisierung zu rationalisieren. Es sind auch nicht nur einfache Tätigkeiten in der Warenproduktion, wie sie durch Automatisierung in den vergangenen Dekaden verschwanden. Nun trifft es auch Anwälte, Börsenmakler – und Journalisten. Und selbstverständlich ist – vor allem im selbstverliebten Mittelklassendenken – die Tendenz gegeben, einen sich längerfristig schon entfaltenden, historischen Krisenprozess nicht als solchen wahrzunehmen, sondern diesen erst dann einsetzen lassen zu wollen, wenn man ihn selber bemerkt. Die Krise der Arbeitsgesellschaft fängt folglich erst an, wenn der Mainstream sie zur Kenntnis nimmt…“ Beitrag von Tomasz Konicz vom 12. Februar 2018 bei Telepolis externer Link

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