Mein Reich komme: 25 Jahre Tafeln in Deutschland

das 'Kritische Aktionsbündnis 20 Jahre Tafeln'„… Unterstützer im Lande, geheiligt werde mein Name. Mein Reich komme. Mein Wille geschehe, wie im Charity-Himmel so auch in der Praxis. Ihr Brot gebe ich ihnen täglich, auch wenn ich sie damit zu Ausgeschlossenen erkläre, auch wenn Kritiker mir meine Schuld nicht vergeben. Ich führe die Armen immer wieder in die  Versuchung, aber ich erlöse sie niemals von der Abhängigkeit. Denn mein ist das Reich und die Moral der guten Tat und die Herrlichkeit der öffentlichen Anerkennung für meine Ewigkeit. Gerne auch gegen Spendenquittung…“ Artikel von Stefan Selke vom 22. Februar 2018 bei telepolis externer Link – Fiktive Autobiografie eines moralischen Unternehmens – Teil 1 und nun Teil 2:

  • Tafeln und die Kunst – Mein Reich komme. Fiktive Autobiografie eines moralischen Unternehmens – Teil 3 New
    „… Nach 25 Jahren besteht für mich kein Zweifel: Ich bin zu einem moralischen Unternehmen geworden. Ich habe ein Premium-Produkt und dazu einen eigenen Markt geschaffen. Ich denke ökonomisch, weil ich diesen Markt durchdringen will, ich wachse, bin effizient, ich steigere meinen Output. Meine Haltung, mein Erfolgskriterium basiert auf einer „Tonnen-Ideologie“ (Steigerung der „geretteten“ und transportierten Lebensmittelmenge) sowie einer „Mitglieder-Ideologie“ (Steigerung der Anzahl der „versorgten“ Tafelnutzern und Erfassung neuer Zielgruppen für immer mehr Tafeln und Ausgabestellen). Ich denke ökonomisch, weil ich meine Zielgruppen ausweite (Senioren, Studierende), weil ich meine Angebote differenziere (Lebensmitteltafeln, Tiertafeln, Kulturtafeln, Brillentafeln, Medikamententafeln, Halal-Tafeln, Koschere Tafeln). Meine Arbeitsgrundlage sind verlässliche Beziehungen zu meinen Klienten aus der Wirtschaft. Ich bin so verlässlich wie ein Schweizer Uhrwerk. Ich nehme die Unternehmen ernst, die nehmen mich ernst. Ich bin eine Marke, mit der zusammen sich andere Marken profitabel mit maßgeschneiderten Werbebotschaften präsentieren können….“ Feature von Stefan Selke vom 03. März 2018 bei Telepolis externer Link
  • Die Verkitschung des Sozialen – Mein Reich komme. Fiktive Autobiografie eines moralischen Unternehmens – Teil 2 
    „… Um meinem Reich zur Vollendung zu verhelfen, fällt mir immer wieder Neues ein. Rund tausend Tafeln gibt es mittlerweile im Land. Aber richtig Spaß macht erst das ganze Drumherum. Ich kann mir wunderbare Dinge ausdenken, wenn man mich lässt und nicht mit Kritik behelligt. Nur ein erstes Beispiel: Es wird immer leichter, Politiker dazu zu animieren, sich mit öffentlichen Lebensmittelwetten zu profilieren. Unterstützt werde ich dabei von bekannten Transport- und Logistikunternehmen, die sich darum streiten, wer die meisten Paletten transportieren darf. (…) Institutionalisierter Kitsch hilft, notwendige Entscheidungen für nachhaltiges Handeln zu vermeiden. Immer wieder gelingt es mir, Sympathie für symbolische Armutslinderungsmaßnahmen zu erzeugen und damit die verlässliche Legitimation für politische Strategien der Armutsbekämpfung zu untergraben. Die Verkitschung des Sozialen und die Popularisierung der Daseinsvorsorgen durch plakative Almosen- und Ritterkampagnen kommt immer wieder gut an….“ Feature von Stefan Selke vom 25. Februar 2018 bei Telepolis externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=128435
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