Tarifrunde Druckindustrie: ver.di fordert fünf Prozent mehr Lohn

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) fordert für die rund 140.000 Beschäftigten der Druckindustrie in der anstehenden Tarifrunde fünf Prozent mehr Lohn bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Tarifkommission hat am heutigen Mittwoch (17. Februar 2016) die Lohnforderung aufgestellt und vereinbart, das geltende Lohnabkommen zum 31. März 2016 zu kündigen. (…) Die erste Verhandlungsrunde mit dem Bundesverband Druck und Medien findet am 7. April 2016 in Berlin statt. Die Friedenspflicht in der Druckindustrie endet am 1. Mai 2016.“ Pressemitteilung vom 17.02.2016 von ver.di Verlage Druck Papier externer Link und die neue Sonderseite zur Tarifrunde 2016 externer Link ebd. und nun der Abschluss und eine kritische Bewertung:

  • Kritische Bewertung des neuesten Entgelttarifvertrages der Druckindustrie
    als ehemaliger Gewerkschaftssekretär (bei ver.di in Leipzig) und ver.di-Mitglied verfolge ich das tarifpolitische Geschehen weiterhin mit Interesse. Auch wenn klar ist, dass zwischen der gewerkschaftlichen Forderung und dem – nach Warnstreiks – erreichten Verhandlungsergebnis zumeist eine Differenz verbleibt, ist gewerkschaftspolitisch nicht nebensächlich, wie die Verhandlungsführer das Verhandlungsergebnis im Lichte der ursprünglichen Forderung bewerten (…) Wie der beigefügten Tabelle zu entnehmen ist, liegt der tarifliche Ecklohn (LG V) am Ende der Laufzeit tatsächlich 3,8 % über dem Ecklohn zum Laufzeitbeginn. Viel wichtiger ist aber m.E., welche Entgeltzuwächse während der gesamten Laufzeit, hier 29 (!) Monate inklusive 3 Nullmonate, den Beschäftigten brutto zufließen. Und wenn man diese Summe dann in Beziehung zum ursprünglichen Entgelt setzt, ergeben sich zwar im Durchschnitt noch 2,6 %.  Um diese Erhöhung aber mit einer – hier auch geforderten –  Laufzeit von 12 Monaten vergleichbar zu machen, muss man die 2,6 % durch die 29 Monate dividieren und das Ergebnis dann mit 12 multiplizieren. Die dann herauskommenden 1,08 % sind nun aber wirklich kein „gutes Geld“. Und es ist für eine Gewerkschaft nicht ungefährlich, wenn sie ihr jämmerliches Ergebnis, das gerade mal ein Fünftel der ursprünglichen Forderung erreicht, als „ein für die Beschäftigten akzeptables Tarifergebnis“  anpreist, um die Zustimmung der Tarifkommission zu erreichen. Schließlich könnten gerade die aktiven und arbeitskampfbereiten Teile der Mitgliedschaft selber nachrechnen und deshalb zukünftig die Bereitschaft dämpfen, sich erneut dermaßen verschaukeln zu lassen.“ Kommentar von Martin Lesch vom 17.6.2016 samt Entgelttabelle 
  • Tarifergebnis für die Druckindustrie: 3,8 Prozent mehr Lohn
    Die rund 140.000 Beschäftigten der Druckindustrie erhalten 3,8 Prozent mehr Lohn. Darauf haben sich ver.di und der Arbeitgeberverband BVDM am 14. Juni in der vierten Verhandlungsrunde in Frankfurt/Main geeinigt. Das Ergebnis sieht eine zweistufige Tariferhöhung vor. Ab dem 1. Juli 2016 werden die Entgelte um 2 Prozent erhöht, ab dem 1. August 2017 noch einmal um 1,8 Prozent. Die Laufzeit des Tarifvertrags gilt bis zum 31. August 2018…“ ver.di-Meldung vom 14. Juni 2016 externer Link, siehe auch das Tarifinfo zum Abschluss externer Link bei ver.di Verlage, Druck und Papier
  • Die bundesweite Tarifkommission wird sich am kommenden Mittwoch in Frankfurt treffen, um über die Annahme des Tarifergebnisses zu entscheiden.
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=93719
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