Deutsche Gewerkschaften: Wenn unser starker Arm nicht will

Quelle:  Artikel von Wolfgang George in der WOZ vom 13.12.2012 externer Link

Die Gewerkschaften hätten mehr Einfluss, wenn sie an einem Strang ziehen würden. Doch nicht mal in Deutschland praktizieren sie die Solidarität, die sie täglich proklamieren. Warum?
Das Schweigen war ohrenbetäubend. Als am 14. November die Gewerkschaften von Spanien und Portugal zu einem Generalstreik aufriefen, Beschäftigte in Griechenland und Italien die Arbeit niederlegten und in Belgien keine Züge verkehrten, hörte man von den deutschen Gewerkschaften fast nichts. Keine Streiks, keine Aktionen, höchstens die eine oder andere dürre Sympathiebekundung. Die Industriegewerkschaft Metall veröffentlichte nicht einmal den Streikaufruf des Europäischen Gewerkschaftsbunds. Im internationalen Bereich sind es vor allem Standortorientierung und die Konzentration auf die «eigenen» Arbeitsplätze, die grenzüberschreitende Solidarität verhindern. Doch auch innerhalb Deutschlands gibt es eher ein Gegen- als ein Miteinander. Das führt zu einer eklatanten politischen Schwäche, wie das Verhältnis der zwei grössten Einzelgewerkschaften – der IG Metall und der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) – zeigt. Die beiden Organisationen geben in der Gewerkschaftsbewegung den Ton an, sind sich aber wenig zugetan
…“

  • Aus dem Text: „… An die eigenen Kernbelegschaften dachte die IG Metall auch, als sie 2009 – es war gerade Bundestagswahlkampf – die Abwrackprämie erfand und durchsetzte, um die Folgen der Finanzmarktkrise abzumildern. Darauf ist die Gewerkschaft heute noch stolz. Aber zu Recht? Die Subventionierung von neuen, geringfügig umweltfreundliche­ren Autos kostete die SteuerzahlerInnen fünf Milliarden Euro – und das zugunsten einer Branche, die viele Jahre lang e­norme Profite erzielt hatte und sich seit Jahrzehnten weigert, neue Mobilitäts­konzepte zu berücksichtigen. Es gab seinerzeit auch den Vorschlag, allen Hartz-IV-Haushalten und Geringverdienenden eine Prämie für die Anschaffung eines energiesparenden Kühlschranks zukommen zu lassen. Diese Idee hatte gegen die Autoallianz keine Chance: Die NiedriglohnempfängerInnen gehören eher zur Klientel von Verdi. Es gibt weitere Beispiele…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=17907
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