IG-Metall-Chef Berthold Huber: Gewerkschaft will Konzerne stärker kontrollieren

Das Desaster von Thyssen Krupp wirkt nach. Die Verantwortlichen müssen sich fragen lassen, wie sie so versagen konnten, dass nun die Existenz des Konzerns bedroht ist. IG-Metall-Chef Berthold Huber zieht Konsequenzen und will nun einen härteren Kurs in Aufsichtsräten fahren…“ Artikel von Karl-Heinz Büschemann in Süddeutsche Zeitung online vom 2. Februar 2013 externer Link. Aus dem Text:

IG-Metall-Chef Berthold Huber hat einen härteren Kurs der Gewerkschafter in den Aufsichtsräten großer Konzerne angekündigt. Die Betriebsräte und Gewerkschafter sollen nicht mehr – wie bisher üblich – ohne Weiteres der Linie der Vorstände folgen. (…) Huber reagiert damit auf zunehmende Kritik an Aufsichtsräten der Gewerkschaften, denen oft übertriebene Nähe zu den Vorständen vorgeworfen wird. Die Gewerkschaften entsenden nach dem Mitbestimmungsgesetz Vertreter in den Aufsichtsrat von Aktiengesellschaften. Zuletzt war der Essener Stahl- und Anlagenkonzern Thyssen-Krupp durch jahrelanges Missmanagement in eine existenzbedrohende Krise geraten. Die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat mussten sich fragen lassen, warum sie den verhängnisvollen Kurs ihrer Chefs stets unterstützten. Daher fürchtet der IG-Metall-Chef um den Bestand der Mitbestimmung. (…) Die IG Metall stellt 1326 Arbeitnehmer-Vertreter in deutschen Aufsichtsräten. (…) Die IG Metall plant offenbar auch die Richtlinien für die Abführung der Aufsichtsratsvergütung zu ändern. Bisher sind die Arbeitnehmervertreter angehalten, mehr als 90 Prozent ihrer Aufsichtsratsbezüge an die gewerkschaftseigene Hans-Böckler-Stiftung abzutreten. In Zukunft, sollen auch die sogenannten Sitzungsgelder abgeführt werden…“

Siehe dazu auch:

Gewerkschafter in Aufsichtsräten: Brüder, zur Sonne, zur Freiheit

IG-Metall-Chef Huber hat als stellvertretender Aufsichtsratschef bei Siemens und Volkswagen die höchsten deutschen Managergehälter mitgenehmigt. Nun fordert der Gewerkschafter einen härteren Kurs, denn er weiß, dass in den Aufsichtsräten manches schief läuft. Artikel von Karl-Heinz Büschemann, Detlef Esslinger und Thomas Fromm in Süddeutsche Zeitung online vom 2. Februar 2013 externer Link

Aus dem Text: „… Kluge Manager nutzen die Mitbestimmung längst für ihre Zwecke und umarmen die Arbeitnehmer geschickt. Strategen wie die Aufsichtsratschefs von VW und Thyssen-Krupp, Ferdinand Piëch und Gerhard Cromme, verstehen sich besonders auf ein System von Geben und Nehmen, das angeblich beiden Seiten nützt und Entscheidungen beschleunigt. In beiden Firmen sind die Gehälter von Vorständen und Aufsichtsräten besonders hoch. Zufall oder ein Gegengeschäft? Huber reagiert sauer: „Wir machen keine Koppelgeschäfte.“ (…) Es dürfte kaum eine Industrie geben, in der Betriebsräte so viel mitbestimmen dürfen wie in der PS-Branche. Hier, wo es um Hunderttausende Jobs geht, hat auch die IG Metall mehr als nur ein Wörtchen mitzureden. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh etwa. Der Arbeitnehmervertreter sitzt nicht nur bei Großveranstaltungen und Automessen gleich hinter dem Vorstand – er spricht auch manchmal so, als wäre er einer. (…) Sozialpartnerschaft, das bedeutet bei BMW vor allem: Keine offene Kritik am Management. (…) „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit“, das alte Arbeiterlied, das bei Gewerkschaftstagen und sogar SPD-Treffen angestimmt wird, ist weit weg vom Nadelstreifen-Habitus der Gewerkschaftsfunktionäre in den Konzern-Aufsichtsräten. Längst kämpfen die Gewerkschafter mit den eigenen Ansprüchen, und so viel Nachsicht wie von Biedenkopf können sie bei Mitgliedern und Teilen der Öffentlichkeit kaum noch erwarten. Ihnen ist einiges aus dem Ruder gelaufen…“

 

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