Betriebsratswahlen bei der Bahn: Gewerkschaft der Lokführer wirft 200 Mitglieder raus

„Die Ansage von Claus Weselsky, Chef der Lokführergewerkschaft GDL, war eindeutig: „Wir streben die Mehrheit der Betriebsräte an – in allen Betrieben mit Zugbegleitern und Lokomotivführern“, verkündete er im Vorfeld der Betriebsratswahlen bei der Deutschen Bahn (DB) und den anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen. Die Konkurrenz von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) solle auf Platz zwei verwiesen werden, sagte er. Gelungen ist es ihm nicht. (…) Aus Sicht von Weselsky hat der Dämpfer einen klaren Grund: Um zu verhindern, dass GDL-Angehörige auf sogenannten freien Wahllisten kandidieren, wurden insgesamt 200 aktive Mitglieder sowohl bei der Deutschen Bahn als auch bei „Nichtbundeseigenen Bahnen“ schlichtweg aus der Gewerkschaft herausgeworfen – ein bundesweit einmaliger Vorgang, denn sonst traut sich das keine Gewerkschaft. Die Betroffenen hatten sich demnach auf GDL-Listen nicht angemessen vertreten gefühlt und freie Listen gegründet. Darauf reagierte der GDL-Vorstand, was „großen Wirbel“ auslöste, wie der Gewerkschaftsführer bekennt, der in der Vergangenheit schon oft durch Polarisierung aufgefallen ist. Das Stimmensplitting habe die GDL-Listen geschwächt und dazu geführt, „dass wir keinen Zuwachs erzielen, sondern lediglich unsere Plätze verteidigen konnten“. Doch verteidigt er das Vorgehen als „absolut richtig“, denn „GDL-Mitglieder kandidieren auf GDL-Listen“. Weselsky: „Wir schmücken uns nicht mit fremden Federn, sondern haben diejenigen, die uns aus Eigennutz gespalten haben, ausgeschlossen.“ Die Bildung freier Listen vor Betriebsratswahlen sei ein „Krebsgeschwür, an dem alle Gewerkschaften leiden“. Die Entsolidarisierung greife mehr um sich, als ihm bewusst gewesen sei…“ Artikel von Matthias Schiermeyer vom 18.5.2018 in der Stuttgarter Zeitung online externer Link und die GDL dazu:

  • Nicht mit fremden Federn schmücken: GDL erzielte ehrliches Ergebnis
    „… Die GDL errang insgesamt 516 Mandate und damit 30 mehr als im Jahre 2014. Während der Anteil bei der DB mit 333 Mandaten stabil blieb, konnte sich die GDL bei den NE-Bahnen auf 183 Sitze steigern. Da die Wahlen noch nicht überall abgeschlossen sind, wird sich die Anzahl der Mandate hier noch einmal erhöhen. Die Wahlbeteiligung ist erneut leicht gesunken und betrug im DB Konzern mit 63 Prozent rund vier Prozent weniger als 2014. Ausschluss freier Listen war richtig. „Die GDL erzielte ein ehrliches Ergebnis und hat die verschiedentlichen Verluste von Mehrheiten in einzelnen Wahlbetrieben bewusst in Kauf genommen. Diese Verluste sind betrüblich und gehen auf das Konto der ehemaligen GDL-Mitglieder auf den freien Listen“ so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky. „Das dadurch entstandene Stimmensplitting hat in erster Linie die GDL-Listen geschwächt. Deshalb war die im Vorfeld der Betriebswahl 2018 getroffene Entscheidung, GDL-Mitglieder auf freien Listen konsequent auszuschließen, absolut richtig. Wir schmücken uns nicht mit fremden Federn, sondern haben diejenigen, die uns aus Eigennutz oder Selbstdünkel gespalten haben, vorher ausgeschlossen…“ Pressemitteilung der gdl vom 18.05.2018  externer Link
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