Eingebunden. Jenseits des Krisenkorporatismus

Am 14. November 2012 fand ein europaweiter Streik- und Aktionstag gegen die europäische Kürzungspolitik und den Fiskalpakt statt. Erstmals hatte der Europäische Gewerkschaftsbund (EGB) zum Generalstreik und zu Aktionen aufgerufen und damit eine deutliche Wende in der europäischen Gewerkschaftspolitik markiert. Diese war bislang wenig bewegungsorientiert, sondern stark institutionell geprägt gewesen…“ Artikel von Heinz Bierbaum in “Gewerkschaft: Außer Konkurrenz” – Zeitschrift  LuXemburg 1/13 externer Link (S. 6-13 in der Leseprobe). Aus dem Text:

„… Ohne Frage ist es Aufgabe gewerkschaftlicher Politik, sich bietende betriebliche Spielräume zur Abmilderung der Krisenfolgen und zur Sicherung der Beschäftigung zu nutzen. Eine Beschränkung darauf greift jedoch zu kurz, kann dem grundsätzlichen Angriff auf die sozialen Errungenschaften sowie auf Arbeits- und  Lebensbedingungen der Beschäftigten nichts entgegensetzen. Gewerkschaften müssen für eine Richtungsänderung der Politik eintreten und dazu beitragen, die Ursachen der Krise zu bekämpfen. Mit anderen Worten: Sie müssen ihr aus der Wahrnehmung der Interessen der abhängig Beschäftigten resultierendes politisches Mandat wahrnehmen. (…)  Für die Gewerkschaften heißt dies, dass sie nicht beim Krisenkorporatismus stehen bleiben können, sondern die Gestaltung der gesamtwirtschaftlichen und gesamtgesellschaftlichen  Entwicklungen im Blick haben müssen. Würden sie ihre eigene Argumentation ernst nehmen, die Krise könne nicht durch die Märkte gelöst werden, müsste sich gewerkschaftliche  Strategie aus der Befangenheit der Wettbewerbslogik lösen, wie sie korporatistischer Politik innewohnt. Seit Jahren ist eine starke Verbetrieblichung festzustellen: die betrieblichen Interessen dominieren die gewerkschaftliche Politik, was sich auch in einem zunehmenden Einfluss von Betriebsratsvorsitzenden großer Unternehmen, etwa in der Automobilindustrie, ausdrückt. Ohne Zweifel stellt der Betrieb ein zentrales Feld gewerkschaftlicher Aktivitäten dar. Es gilt jedoch, sich kritisch mit der gewerkschaftlichen Betriebspolitik auseinanderzusetzen…“

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=32118
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