Debatte um unsägliches Interview von Huber

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ich bin sehr empört und stinksauer über die Aussagen unseres / des Vorsitzenden der IG Metall im Interview bei Phoenix externer Link.

Er pöbelt gegen die Gewerkschaften in Spanien, beschuldigt diese, an der Misere schuld zu sein, argumentiert gegen „zu hohe Löhne“ und für eine Flexibilisierung des Arbeitsmarktes. Von Empathie und Solidarität nicht die geringste Spur.

Auf dem letzten Gewerkschaftstag der IG Metall wurde ganz anders diskutiert und wurden auch andere Beschlüsse gefasst. In den gewerkschaftlichen Medien äußern Huber und andere IGMetall-Funktionäre durchaus auch anderes. Doppelzüngigkeit ist das! Durch das, was Huber hier „verbrochen“ hat, wird jeder Ansatz internationaler Solidarität untergraben.

Für ca. 30.000 € Löhnung pro Monat (inklusive Aufsichtsratsvergütungen), also gut das 10-fache eines Metall-Facharbeiters und das 20-fache einer Altenpflegerin, pöbelt Huber über zu hohe Löhne und zu geringe Flexibilität.
Er heizt die Konkurrenz zwischen den Beschäftigten an und betreibt so das Geschäft der Herrschenden.

Es ist unter diesen Umständen nicht verwunderlich, dass seitens der Führung IG Metall überhaupt keine Initiative kommt, den Kampf gegen die Verarmungspolitik in Europa zu führen.
Ich finde, das darf nicht ohne Widerspruch in der IG Metall, im DGB und in der internationale Gewerkschaftsbewegung bleiben, denn Huber ist auch Vorsitzender des internationalen Industriegewerkschaftsverbandes.

Seht und hört selbst, wie arrogant und ignorant und gedopt (?) Huber aufgetreten ist und überlegt, wie ihr Euch dazu verhalten wollt!

Würde mich freuen, von Euch dazu etwas zu hören.

Stephan Krull
stephan@krullonline.de

Siehe auch:

Facebook-User bei der IG Metall:

„Ich habe mir das angesehen und kann deine Mainung nicht teilen, Huber plädiert für angepasste Löhne und flexiblere Arbeitsmärkte in Krisenstaaten, was findest du daran falsch. es ist schon ein wenig blauaugig zu denken das bei einer derartig schlechten Wirtschaftslage wie es zur zeit in den
Südstaaten vorherscht die wirtschaftslage zu verbessern. Das er den beschäftigten in den Rücken tritt kann ich nicht nachvollziehen, was soll das für eine Aussage sein?

Stephan Krull dazu:

Deutschland ist Exportweltmeister und erwürgt damit die Ökonomien anderer Länder – so auch in Spanien und Griechenland. Was ein Land exportiert, muss ein anderes Land importieren. Warum ist dieses Land Exportweltmeister. Weil wir fleißig und die anderen faul sind? In Deutschland wurden die Löhne gesenkt und die Arbeitszeiten flexibilisiert. Das nennt man: sich Vorteile verschaffen in der Konkurrenz zu anderen Ländern.

Das Ergebnis „nebenbei“:
Burn out und psychische Erkrankungen nehmen massenhaft zu, jede 7. Person ist von Armut bedroht, die Renten wurden in den letzten 10 Jahren um 20 % reduziert, Millionen Menschen müssen unter äußerst prekären Verhältnissen arbeiten, es gibt keinen Mindestlohn, der Kündigungsschutz wurde ausgehebelt, der Staat ist hoch verschuldet (ca. 2 Billionen €). Auf der anderen Seite unermesslicher Reichtum, z.B. die Quandt-Erbin Susanne Klatten ist um eine Milliarde € reicher als vor der Krise, insgesamt über 5 Billionen € private Vermögen, der größte Teil davon bei dem oberen 1% der Bevölkerung. In Griechenland und Spanien beträgt die Erwerbslosigkeit über 25%, mehr als 50% der Jugendlichen haben keine Arbeit, Löhne und Renten wurden halbiert und Steuern erhöht. Banken werden immer noch mit Milliarden „gerettet“. Die Menschen gehen auf die Straße, um verzweifelt ihre Lebensrechte und ihr Haus und ihre Gesundheit zu verteidigen.

Und dann kommt der Vorsitzende der IG Metall und der internationalen Industriegewerkschaft und äußert keinerlei Verständnis, keinerlei Solidarität. Er analysiert auch nicht die ökonomischen Zusammenhänge, sondern stellt schlicht fest, dass die Gewerkschaften mit ihrem Widerstand gegen diese Spar- und Armutspolitik schuld haben. Wir können sicher sein: Wenn die sozialen Bedingungen in Spanien und Griechenland auf das Niveau von Rumänien und Bulgarien abgesenkt wurden, wenn diese Länder also wieder „konkurrenzfähig“ sind, dann sind wir nicht „konkurrenzfähig“, dann sind wir wieder dran, dann kommt die „Agenda 2025“ und die Schraube in unserem Land dreht sich weiter nach unten. Ein mit 30.000 € pro Monat ausgestatteter Gewerkschaftsvorsitzender sollte dieses kleine 1 x 1 der politischen Ökonomie kennen. Es wurde in der Gewerkschaft mal in der Bildungsarbeit vermittelt.

Aber wenn man – wie Huber – zur „politischen Klasse“ gehören möchte, wenn man – wie Ackermann – seinen 60.  Geburtstag im Kanzleramt feiern möchte, dann muss man seinen eigenen Kolleginnen und Kollegen schon mal in den Rücken treten. Dafür, dass man anschließend nicht mehr in den Spiegel schauen mag, ist das Schmerzensgeld wohl groß genug.

Deshalb: Pfui Deibel – Huber gehört abgesetzt!

Nachzulesen und zu kommentieren auf der Facebookseite der IG Metall:
http://www.facebook.com/igmetall?ref=ts&fref=ts externer Link

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=12559
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