Brauchen Gewerkschaften Statist*innen? Die GEW ist nicht der erste Verband, der Kompars*innen für ihre Protestaktionen anstellt. Aber ist das sinnvoll?

GEW: Aktionswoche Traumjob Wissenschaft 2. bis 6. November 2015Furchtbar” sei der Ganzkörperanzug, “man kann nicht atmen und es drückt gegen die Nase.” Marine Kervizic steckt in einem roten Kostüm, das auch ihr Gesicht bedeckt. “Befristet” steht darauf. 45 Menschen tragen das gleiche Outfit auf einer Demonstration von der Humboldt-Universität zum Brandenburger Tor. Fünf unter ihnen haben den gleichen Anzug in grün, bei ihnen steht “Unbefristet”. Mit der Aktion wollen sie die Arbeitsverhältnisse unter den Beschäftigten an der Universität veranschaulichen: Nur einer von zehn wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen hat einen unbefristeten Vertrag. (…) Als Reporter*in will man wissen: Wie ist es für eine*n Gewerkschaftsaktivist*in, sich so komisch verkleiden? Aber Kervizic antwortet, dass sie nicht an der Uni arbeitet und auch nicht in der Gewerkschaft ist. Sie arbeitet bei einer Kompars*innen-Agentur und tritt normalerweise im Hintergrund von Filmen auf. “Eher ungewöhnlich” ist ein politischer Auftritt, ergänzt ein Kollege. 70 Euro bekommen sie für einen vierstündigen Auftritt mit Trommeln, Protestschildern und Flyern. “Kein richtiger Job” sei das – selbstverständlich ohne Jobsicherheit. Man bekommt einen solchen Auftritt alle paar Wochen. Prekarisierung betrifft also doch alle. Unter den roten und grünen Menschen sind nicht nur Statist*innen, sondern auch Betroffene. Das genaue Verhältnis zwischen bezahlten und unbezahlten Protestierer*innen lässt sich wegen der Kostüme wiederum nicht einschätzen. Aber der GEW-Vorstand bestätigt, dass die Gruppe “gemischt” war…“ Kommentar von Wladek Flakin vom 6. November 2015 bei Klasse gegen Klasse externer Link und weitere Infos wie Hintergründe:

  • Desweiteren im Text: „.. Denn in den deutschen Gewerkschaften lässt sich Outsourcing überall beobachten: Die Kantine in der ver.di-Zentrale wird vom Billiganbieter Sodexho betrieben, Bildungsstätten werden ausgelagert, Kampagnen werden von PR-Firmen entwickelt. Aber mit Hilfe von Statist*innen werden auch noch die Mitglieder outgesourct! Damit erreicht die Gewerkschaft einen Gipfel der “NGOisierung”: Man versteht sich nicht als lebendige Organisation von aktiven Arbeiter*innen, sondern als einen Apparat, der von den Mitgliedern Beiträge kassiert und stellvertretend für diese Lobbyarbeit betreibt…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=88895
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