[München] Mehr als das Werk einiger Träumer: Wie es 1918 zur Revolution kam

"Der kurze Traum vom Frieden. Ein Beitrag zur Vorgeschichte des Umsturzes in München 1918" von Günther GerstenbergDie Spaltung der SPD, brutale Machtkämpfe in München und die Rolle Kurt Eisners: Ein neues Buch erklärt, was dem Sturz der Monarchie vorausging. (…) Gerstenberg hat gründlich recherchiert und eine Unmenge historisches Material zusammengetragen. Seine Dokumentation macht deutlich, dass die Revolution keineswegs nur das Werk einiger Schwabinger Idealisten und Träumer war. Da waren auch noch, ja, vor allem die Arbeiter, die Soldaten und die für Frieden und ihre Rechte kämpfenden Frauen. Und wenn man ihre Geschichte liest, staunt man als Zeitgenosse des Twitter-Schwachsinns, wie ernsthaft politisch es damals zuging. Unentwegt wurde um den richtigen Weg gerungen, in Bierkellern und Versammlungslokalen stritten die Aktivisten, kaum zu zählen sind die endlosen Debatten, Demonstrationen und Kundgebungen. Die Argumente für und wider, die politische Taktik, die weltanschaulichen und gesellschaftlichen Hintergründe – in Gerstenbergs Darstellung findet sich alles wieder, was damals die Köpfe bewegt hat. (…) Gerstenberg selbst zieht ein düsteres Fazit: „Wie immer in der Geschichte kostet die Konterrevolution ein Vielfaches der Opfer, die die Revolution verantwortet. Die einen werden erschlagen wie Kurt Eisner, Gustav Landauer, Hugo Haase, Eugen Leviné und Hunderte von Arbeiterinnen und Arbeitern, die ihrem Elend entfliehen wollen. Andere werden in die Selbsttötung getrieben oder fliehen ins Ausland, während ihre mediokren Gegner weiter agieren, als wäre nichts geschehen ( … ) Die führenden Sozialdemokraten sprechen in einem fort von der ‚Terrorherrschaft‘ der Bolschewiki. Ihre eigenen Maßnahmen als ‚Terrorherrschaft‘ zu bezeichnen, lehnen sie ab.“ Rezension von Wolfgang Görl vom 1. Februar 2018 bei der Süddeutschen Zeitung online externer Link

  • „Der kurze Traum vom Frieden. Ein Beitrag zur Vorgeschichte des Umsturzes in München 1918“ von Günther Gerstenberg ist in der Edition AV zum Preis von 24,90 Euro erschienen.
  • Wie stark Günter Gerstenberger in die Münchner Sozialgeschichte involviert ist, zeigt auch die von ihm gemanagte Internet-Seite Protest in München seit 1945 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=127457
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