50 Jahre Sozialistisches Büro: Neue, antiautoritäre, undogmatische Linke?

Sozialistisches BüroAm 13. Juli 2019 wird »50 Jahre Sozialistisches Büro: neue, antiautoritäre, undogmatische Linke?« gefeiert. Nicht in Offenbach, sondern (fast so gut) im neuen Medico-Haus in Frankfurt/Main. Nicht als ‚VeteranInnen-Treffen‘, sondern um im Erinnern und Rekonstruieren der Frage nach der Wirkungsgeschichte, der Aktualität und dem Unabgegoltenen dieses für die Veränderung der Bundesrepublik nicht unwichtigen Versuchs einer ‚organisierten Nicht-Organisation‘ jenseits von Partei, Staat und »Nürnberger Trichter« nachzugehen. »Exemplarisches Lernen« und »Nicht nach Köpfen, sondern nach Interessen organisieren« (Oskar Negt) – was hieß das, zu was führte das, und was kann es heute heißen? Selbst jüngeren LeserInnen linker Zeitungen und Zeitschriften ist nicht mehr präsent, was die Abkürzung »SB« in politischen Kontexten meint. Das im Frühjahr 1969 gegründete »Sozialistische Büro«, kurz »SB« genannt, hat nichts zu tun mit den »Politbüros« stalinistischer und maoistischer Parteien und ihren Bonsai-Repliken an den deutschen Universitäten nach 1968. Im SB sammelten sich in den 1970er Jahren Linke, die sich weder mit der SPD noch mit der DKP und schon gar nicht mit den nach 1968 entstandenen Campus-Parteien identifizieren mochten. Die unabhängigen oder undogmatischen Linken kamen aus der Ostermarsch- und Friedensbewegung, aus der gewerkschaftlichen Bildungsarbeit und aus der Protestbewegung von 1968, die mitnichten nur an den Hochschulen stattfand. 50 Jahre nach der Gründung plant der Arbeitsausschuss der Organisation eine Tagung zur Erinnerung an die Gründung und an die Geschichte des SB, das – entgegen umlaufenden Gerüchten – immer noch existiert, wenn auch still und in arg geschrumpfter Form…“ Einladung beim express zur Veranstaltung am 13. Juli 2019 externer Link, 13.00 – 18.30 Uhr im Osthafenforum, Lindleystr. 15 (gegenüber Haus Nr. 11), 60314 Frankfurt. Siehe beim express auch eine Infoseite zum SB externer Link und dazu auch:

  • 50 Jahre Sozialistisches Büro: Undogmatische Linke New
    Unter den Formationen der Neuen Linken nach 1968 hob sich das Sozialistische Büro als undogmatischer und intellektueller Ansatz hervor. (…) Im SB sammelten sich in den 70er Jahren Sozialisten, die sich weder mit der SPD noch mit der DKP und schon gar nicht mit den nach 1968 entstandenen Campus-Parteien identifizieren mochten. Die unabhängigen oder undogmatischen Linken kamen aus der Ostermarsch- und Friedensbewegung, aus der Gewerkschaftsschulung und aus der Protestbewegung von 1968. 50 Jahre nach der Gründung des SB plant der Arbeitsausschuss eine Tagung zur Erinnerung an die Gründung und an die Geschichte des SB, das – entgegen umlaufenden Gerüchten – immer noch existiert, wenn auch still und in arg geschrumpfter Form. Die verbliebenen Mitglieder unterstützen mit ihren Beiträgen die nach der Einstellung der Zeitschrift links (1997) noch erscheinenden Zeitschriften express (Gründungsredakteure: Otto Jacobi, Walther Müller-Jentsch, Eberhard Schmidt, David Wittenberg) und Widersprüche sowie die Netzzeitung linksnetz. (…) Die Gründer des SB (Andreas Buro, Klaus Vack, Gert Schäfer, Christel Beilmann, Oskar Negt, Edgar Weick, Elmar Altvater, Heinz Brakemeier, Herbert Stubenrauch, Arno Klönne u. a.) verstanden sich nicht als Parteigründer, sondern formulierten ein Kommunikationsangebot, wie es Andreas Buro im November 1970 formulierte: „Die Arbeitsgruppe Sozialistisches Büro leistet einen Beitrag zur Kommunikation unter Sozialisten und zur Organisierung sozialistischer Arbeit. Sie versteht sich als ein Element innerhalb der Bewegung für eine neue sozialistische Linke in der Bundesrepublik.“ Das SB hob sich damit ab von traditioneller sozialdemokratischer Parteipolitik, vor allem aber vom Revolutionsgerede der maoistischen und kommunistischen Studentenparteien mit ihren „geborgten Realitäten“ (Oskar Negt) und verstand linke Politik als „Vorbereitungs- und Erziehungsarbeit“ (Herbert Marcuse) für linke Politik und als „Dienstleistungsstelle“ (Klaus Vack). Oskar Negt formulierte 1972 die theoretische Basis für das Engagement und die Politik einer undogmatischen sozialistischen Linken. Linke Politik sollte sich demnach primär nicht auf eine Höchstzahl zu mobilisierender Köpfe konzentrieren, sondern bei den Interessen und der Lebenswirklichkeit der Produzenten ansetzen, die auf Emanzipation und Assoziation setzen. So verfestigte sich das Konzept von fünf Arbeitsfeldern (Schule, Bildungs- und Sozialarbeit, Betrieb und Gewerkschaft, Hochschule, Gesundheitswesen), die die organisatorische Grundstruktur des SB bildeten und sowohl die Einzelmitgliedschaft (rund 1.500) wie die korporative Mitgliedschaft von Arbeits- und Ortsgruppen zuließen, von denen es in den 70er Jahren in der BRD etwa 40 gab. (…) Anfang der 80er Jahre geriet das SB von zwei Seiten in die Krise. Aus der Ökologiebewegung ging die grüne Partei hervor, worauf viele SB-Aktivisten und -Sympathisanten, die immer schon mit einer Parteigründung liebäugelten, nur gewartet hatten. Mit dem Gewerkschafter Willi Hoss und Rudi Dutschke gingen zahlreiche SBler diesen Weg. In den Führungsriegen der Grünen waren bald sehr viele Ex-SB-Mitglieder aktiv. Fast gleichzeitig riefen SB-Gründer um Klaus Vack, Andreas Buro, Wolf-Dieter Narr, Herbert Stubenrauch, Joachim Hirsch, Roland Roth u. a. das „Komitee für Grundrechte und Demokratie“ ins Leben und bewirkten damit einen Aderlass beim SB…“ Artikel von Rudolf Walther vom 12.7.2019 bei der taz online externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=151608
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