Kritik in praktischer Absicht: zum Tode von Elmar Altvater

Buch: Vermessung der Utopie. Ein Gespräch über Mythen des Kapitalismus und die kommende Gesellschaft von  Raul Zelik und Elmar AltvaterWachstumskritik ohne Illusionen, Globalisierungskritik ohne nationale Borniertheit, Kapitalismuskritik ohne Vereinfachungen, linke Selbstkritik ohne Sündenstolz – Elmar Altvater hat viel zum Denken der gesellschaftlichen Linken beigetragen. Nun müssen wir ohne ihn auskommen. Ein Nachruf.  »Zu welchem Ende betreiben wir Kapitalismuskritik?«, hat Elmar Altvater in seiner Abschlussvorlesung am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin gefragt. »Wir betreiben sie in praktischer Absicht, weil wir die Welt verändern müssen, wenn wir wollen, dass sie bleibt. Die Geschichte ist nicht am Ende. Es gibt Alternativen.« Das ist jetzt über zwölf Jahre her. Und man kann es wie das Motto eines ganzen Lebens lesen. (…) Am 1. Mai ist Elmar Altvater nach langer Krankheit verstorben. Kapitalismuskritik in praktischer Absicht – das ist etwas, das wir nun ohne ihn tun müssen.“ Nachruf von Tom Strohschneider vom 02.05.2018 im Oxi-Blog externer Link, dem wir uns anschliessen. Siehe weitere:

  • Eine Weihnacht mit Marx. Zum Tod des einflussreichen linken Politikwissenschaftlers Elmar Altvater (1938-2018)
    1961 muss ein Student der Soziologie und Ökonomie in München einsame Weihnachten verbracht haben. Geld, um zu den Eltern ins heimatliche Kamen im Ruhrgebiet zu fahren, gab es nicht. Geld für die Heizung auch nicht. Sein Vater war Bergarbeiter. Mit Jobs als Liegewagenschaffner und auf dem Bau waren keine großen Sprünge zu machen. Doch diese Weihnachten sollten für den 23-jährigen Elmar Altvater prägend werden. Von einem linken Münchener Buchhändler war er überredet worden, die drei Bände des Marxschen »Kapital« zu lesen. Noch in der Ausgabe mit dem braunen Einband aus der DDR. Die waren billig zu haben. Die Lektüre über die Weihnachtstage war die Initialzündung für die außerordentliche intellektuelle Karriere Elmar Altvaters. Eine Lektion musste er gleich zu Beginn lernen: »Leider musste ich feststellen, dass Bertolt Brecht recht hatte, als er sagte, es sei teuer, Marx zu verstehen. Denn man muss viel Literatur dazukaufen, um ein guter Marxist zu werden«, erzählte Altvater im Gespräch mit »ZEIT Geschichte«. (…) In seinem Gesprächsband mit Raul Zelik – hervorragend übrigens auch als Einführung in das Denken Altvaters geeignet – heißt es als entscheidenden Punkt für die »Vermessung der Utopie«: »Wir – neun Milliarden, die wir bald sein werden – können alle ein auskömmliches Leben haben, aber dafür müssen wir etwas tun und gleichzeitig vieles unterlassen. Wir müssen die Erde umgestalten, sie sozusagen ökologisch herrichten.« Was er damit meinte? Zuvörderst den Abschied von den fossilen Energieträgern und den Übergang hin zu einem Sozialismus des 21. Jahrhunderts. Und dieser müsse »solar, demokratisch und solidarisch sein«. Nun ist Elmar Altvater mit 79 Jahren in Berlin verstorben – am 1. Mai des Karl-Marx-Jahres. Die Linke, ob marxistisch oder weniger, verliert einen ihrer weltweit klügsten Köpfe.“ Nachruf von Guido Speckmann vom 02.05.2018 beim ND online externer Link
  • Wir haben – auch im LabourNet-Archiv – so viele Bücher, Artikel und gemeinsame Unterschriften Listen von und mit Elmar Altvater, dass wir unsere Volltextrecherche empfehlen…
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=131600
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