[Buch] Marx‘ Reise ins digitale Athen. Eine kleine Geschichte von Kapital, Arbeit, Waren und ihrer Zukunft

Buch von Ludger Eversmann: Marx' Reise ins digitale Athen. Eine kleine Geschichte von Kapital, Arbeit, Waren und ihrer ZukunftEs wird höchste Zeit, dass wir uns die Digitalisierung sinnvoll zunutze machen – und zwar so, dass alle etwas davon haben! Der Philosoph und Wirtschaftsinformatiker Ludger Eversmann spürt auf dieser hochspannenden Gedankenreise der Frage nach, wie wir den technischen Fortschritt in den Dienst einer neuen ökonomischen Ordnung stellen können – und wie diese Ordnung jenseits der Systemfehler des Kapitalismus aussehen könnte. Im Dialog mit klassischen und zeitgenössischen Theoretikern – u. a. Marx, Rifkin, Brynjolfsson – sucht dieses Buch nach verständlichen Antworten auf ein komplexes Problem: Wie wird die Arbeit in Zukunft verteilt sein? Gibt es ein »digitales Athen«, wo das Problem der (Über-)Produktion gelöst ist und Maschinen die Sklavenarbeit machen? Was machen dann die Menschen? Wem gehören die Maschinen? Wartet dort das »gute Leben«?“ Umschlagtext – neben weiteren Infos beim Rotpunktverlag externer Link – zum am 06.05.2019 erschienenen Buch von Ludger Eversmann (238 Seiten, ISBN 978-3-85869-822-3, 1. Auflage, EUR 13,00). Siehe zum Buch – als exklusive Leseprobe im LabourNet Germany – Inhaltsverzeichnis, die Einleitung „Das Einfache, das schwer zu machen ist“ und  Kapitel 1: The Value of Everything – wir danken Autor und Verlag! Siehe im Beitrag zum Buch Zitate aus beiden Kapiteln und nun einen ergänzenden Artikel des Autors:

  • Marx und die Roboter. Was fängt der Mensch mit Maschinen an, die ihm die Arbeit abnehmen? New
    Für Marx waren Dampf, Elektrizität und Spinnmaschine „Revolutionäre von gefährlichem Charakter“. Will man uns einreden, dass die heutigen viel mächtigeren Technologien es nicht mehr sind? Was fängt der Mensch mit Maschinen an, die ihm die Arbeit abnehmen? Diese Frage, die im häuslichen Umfeld mit seinen allgegenwärtigen maschinellen Helfern – Wasch-, Spül-, Bohr- oder Rechenmaschine (vulgo Computer) – gar keine bzw. allenfalls eine dumme Frage ist, stürzt die menschliche Gesellschaft in ein bis heute nicht gelöstes Dilemma. Und diese Frage stellt sich menschheitsgeschichtlich ja nicht erst seit gestern, als Robotik, Informatik oder auch 3D-Drucker in die Arbeitswelt einbrachen. Auch für Marx gab es ein Einerseits-Andererseits bei der Bewertung der ihm bekannten Maschinerie; der darüber grübelnde exilrussische Wirtschaftswissenschaftler Wassily Leontiew formulierte dies als Paradies-Paradoxon, und schon David Ricardo schreckte lange vor John Maynard Keynes die Vision technologischer Arbeitslosigkeit. (…) Betrachtet man es einmal ganz grundsätzlich, dann gibt es genau zwei Möglichkeiten, die Verhältnisse zu „revolutionieren“. Die eine lässt den Betrieb mit seiner spezialisierten Maschinerie und seinem speziell qualifizierten Personal so wie er ist, und insoweit immer war. Er produziert etwas, was ein anderer Betrieb nicht kann, und vertreibt es auf Märkten, er produziert also Waren. Die andere Möglichkeit: Es ändert sich etwas ganz tief in der Mitte der Funktionsweise dieses Betriebes, im tiefsten Innern seiner Produktionsweise und eben auch seiner „materiellen Mittel“. (…) Aber wenn diese Fabriken „kollektiviert“ sind, können sie erstens den Kostenvorteil der menschenleeren Fabrik als Preissenkung voll an die Konsumenten weiterreichen; Rentenabschöpfung wäre so also verhindert. Zweitens hat das Kollektiv, also die Öffentlichkeit und eine von ihr betriebene weitsichtige Wirtschaftspolitik, so die Möglichkeit, Nachfrage nach Tätigkeiten, Produkten und Dienstleistungen zu schaffen, die sinnvollerweise gar nicht maschinell erledigt werden können, und die auch nicht unter die Kontrolle des renditegierigen Großkapitals geraten können…“ Artikel von Ludger Eversmann vom 15. August 2019 bei telepolis externer Link
  • Aus der Einleitung: „… Wenn Staaten so schwach geworden sind, dass sie ihren verfassungsgemäßen Auftrag nicht mehr wahrnehmen können, die Interessen der Allgemeinheit gegen die Profitinteressen der Monopole oder auch der Oligopole durchzusetzen, sind sie dem Schalten und Walten der Konzerne hilflos ausgeliefert. Thilo Bode, der in seinem Buch über die Diktatur der Konzerne diese Mechanismen so eindrucksvoll beschreibt, schwört dennoch heilige Eide, dass sein Buch nicht gegen die Marktwirtschaft, gegen Unternehmen und gegen Konzerne sei, denn wir brauchten die Konzerne. Richtig, wo sie noch Werte schöpfen können, brauchen wir sie noch. Aber sie schöpfen immer mehr nur noch Werte ab. Wir, das Volk, der Souverän, werden die Politik zurückerobern müssen. Dies ist also die Vision, die in diesem Buch vorgeschlagen werden soll, in aller Kürze umrissen. Sie widerspricht fast allen Ideen, Vorschlägen und Konzepten, die gegenwärtig auf dem Markt der Ideen gehandelt werden. Ist sie trotzdem »richtig«, hat sie Hand und Fuß, auf welchen Werten beruht sie, und verbirgt sich dahinter vielleicht sogar Marx’ »Traum von einer Sache« – der nun Wirklichkeit werden kann?
  • Kapitel 1: The Value of Everything
    Wenn wir ganz von Grund auf beginnen wollen, müssen wir zu den Philosophen, um uns Rat zu holen. Vielleicht gehören schwere Arbeit, knappe Güter, Lebensnot und Mangel ja einfach zum Leben dazu? Ließe sich das begründen? Ein Buch, in dem alles steht und das man nur aufschlagen müsste, gibt es leider nicht, aber es gibt die gesammelten Schätze der Philosophie, und auch wenn noch nie jemand eine Welt (fast) ohne Arbeit und mit (fast) kostenlosen Gütern mit eigenen Augen gesehen und erlebt hat, müssen wir diese Weisheiten nicht verschmähen. Die Philosophen haben schon immer die großen Fragen gestellt, nach dem Wesen des Menschen, seinen Anlagen und Möglichkeiten…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=149355
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