[Buch] DISRUPT! Widerstand gegen den technologischen Angriff / Zwischen Karoshi und Surplus. Zukunft der Arbeit und Nichtarbeit“

[Buch] DISRUPT! Widerstand gegen den technologischen AngriffDISRUPT! beschreibt die Versuche, das menschliche Dasein den Anforderungen einer reduktionistischen künstlichen Intelligenz zu unterwerfen. Der Anpassungsdruck des Menschen an die Maschine wirkt bereits jetzt – weit vor einer vollständigen Vernetzung aller mit allem. Das redaktionskollektiv çapulcu dechiffriert diese – oft unhinterfragte – Entwicklung als Angriff auf unsere Autonomie und analysiert seine endsolidarisierende Wirkung. Denn Technologie ist nie neutral, sondern immanent politisch. Mit Macht vorangetriebene technologische Schübe sind schwer und selten umkehrbar, sobald sie gesellschaftlich erst einmal durchgesetzt sind und der darüber geprägte ›Zeitgeist‹ selbstverstärkend für die notwendige Stabilisierung gesorgt hat. Warten wir, bis sämtliche Erscheinungsformen und Konsequenzen dieses Angriffs auf unsere Sozialität (all-)gegenwärtig geworden sind, haben wir verloren. Es bliebe uns dann nur noch eine Analyse der vermeintlichen ›Entwicklung‹ in Retrospektive. Ein Gegenangriff auf die Praxis und die Ideologie der totalen Erfassung erscheint deshalb zwingend notwendig. Die Autor*innen plädieren für die Wiederbelebung einer praktischen Technologiekritik zwischen Verweigerung und widerständiger Aneignung spezifischer Techniken.“ Klappentext zum Buch von capulcu redaktionskollektiv im Unrast-Verlag (ISBN 978-3-89771-240-9, Oktober 2017, Seiten: 160, 12,80 €). Siehe beim Verlag weitere Infos, Bestellung sowie Vorwort und Inhaltsverzeichnis externer Link und als Leseprobe im LabourNet Germany das Kapitel „Zwischen Karoshi und Surplus. Zukunft der Arbeit und Nichtarbeit“ – wir danken dem Verlag!

 Zwischen Karoshi und Surplus. Zukunft der Arbeit und Nichtarbeit

Das Londoner Wirtschaftsberatungsunternehmen Deloitte versucht jeden Zweifel zu zerstreuen: »Frage einen Ökonomen oder Technik-Experten und sie werden Dir freudig mitteilen, dass Jahrzehnte verlässlicher Daten zeigen, dass Automatisierung mehr Jobs erzeugt als vernichtet.«

Alle Prognosen über ein nahendes Ende der Erwerbsarbeit waren bislang immer falsch. Dennoch scheinen die Beschwichtigungen in Bezug auf die tiefgreifendste Veränderung der Arbeitswelt durch die aktuelle technologische Innovationsoffensive wenig überzeugend, wenn selbst reaktionäre Ökonomen wie Thomas Straubhaar (Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft) zur vorsorglichen Befriedung nach einem »bedingungslosen« Grundeinkommen rufen, weil zukünftig immer weniger Menschen von ihrer Erwerbsarbeit werden leben können. Der Anteil der »Überflüssigen« (Surplus), die ganz ohne Arbeit ihr (Über-)Leben organisieren müssen, wird drastisch steigen. Ob und, wenn ja, welche Arbeit knapp wird, erörtern wir im letzten Teil. Zunächst wollen wir die Bedingungen untersuchen, die zu massiver Entwertung von Arbeit und massenhafter Selbstunterwerfung der noch bzw. schon nicht mehr Arbeitenden führen.

Zeitlose Ausbeutung als Basis für eine smarte neue Welt

An den Folgen der Arbeit sterben jährlich mehr Menschen als in allen aktuellen Kriegen zusammen. Eine Studie der Arbeitsorganisation ILO aus dem Jahr 2015 spricht von 2,3 Millionen Menschen, die bei direkten Arbeitsunfällen ums Leben kommen. Die meisten davon im sogenannten globalen Süden.

Bergleute, die in den Minen eingeschlossen bleiben, Bauarbeiter, die in Qatar von den Gerüsten der Fußballstadien-Baustellen stürzen, oder Näherinnen, die in Bangladesch von Trümmern der einstürzenden Fabrikhallen erschlagen werden.

All jene, die an den Spätfolgen ihrer Arbeit sterben, sind in den 2,3 Millionen nicht eingerechnet. Auch nicht die Menschen, die mit giftigen Farbstoffen der Kleidung großer europäischer Modelabels in Kontakt kommen, die mit Säuren arbeiten müssen, um die seltenen Erden für unsere Mobiltelefone, Laptops und die Akkus der ›sauberen‹ Elektroautos zu gewinnen. Oder die Menschen, die auf den Soja-Monokulturen im brasilianischen Regenwald Pestizide und Düngemittel einatmen müssen für Soja, das in Europa und Nordamerika bei der industriellen Fleischproduktion verfüttert wird.

Foxconn ist der größte Auftragsfertiger für Elektronik mit 1,4 Millionen Beschäftigten weltweit. Bekannt wurde der Zulieferer (u.a. für Apple) im Jahr 2010 durch eine Selbstmordserie aufgrund unerträglicher Arbeitsbedingungen. Doch es hat sich wenig geändert. 100 Überstunden im Monat gehörten vor den Suiziden zur gängigen Praxis, jetzt sind es immer noch 80. Foxconn lässt alle Mitarbeiter*innen unterzeichnen, dass sie diese freiwillig leisten. Es herrscht eine Kultur restriktiver Verhaltensnormierung – sowohl im Betrieb als auch in den Wohnheimen, die wie Gefangenenlager organisiert sind. Bei Regelmissachtung gibt es einen klaren Bestrafungskatalog: Beschimpfung, Strammstehen, Aufsagen von Zitaten des Firmenchefs, öffentliche Selbstkritik. Das strenge Fabriksystem funktioniert wie ein Knast. Ein Arbeiter betrat unvorsichtigerweise den Rasen, gleich kamen zwei Mitarbeiter des Werkschutzes, verpassten ihm einen Elektroschock und traten auf ihn ein. Die Volkspolizei hat keinen Zutritt zum Gelände. Ihre Rolle übernimmt der Werkschutz.

Im Japanischen gibt es mit dem Begriff »Tod durch Überarbeiten« (Karoshi) eine eigene Bezeichnung für einen plötzlichen, arbeitsbedingten Tod – meist durch Herzinfarkt oder Schlaganfall ausgelöst. Doch auch außerhalb Japans lassen Stress und Überarbeitung die Menschen immer häufiger ausbrennen. Die gesundheitlichen Folgen der Überarbeitung reichen von Schlafstörungen über Rückenprobleme bis zum Herzinfarkt.

Shareconomy hat mit Teilen nichts zu tun

In der ›smarten‹ Welt wird alles Plattform bzw. App und alle werden zu Usern. Die Digitalisierung aller Lebensbereiche legt das ›smarte‹ Teilen von Auto, Ferienwohnung, Büroraum sowie die ›selbstorganisierte‹ Vermittlung sozialer Verbindungen und Dienstleistungen nahe. Das Internet ermöglicht eine direkte und nahezu kostenfreie Verbindung unter den Nutzer*innen eines ›Sharing‹-Netzwerks und sorgt für einen Bedeutungsverlust klassischer Institutionen als Vermittlungsinstanz. »Hierarchische Ordnungsprinzipien könnten durch nicht-hierarchische Plattformen mit direktem ›von Ende-zu-Ende‹«-Austausch ersetzt werden.«

Einige Linke sahen darin gar die Chance auf einen emanzipatorischen Paradigmenwechsel, bei dem die kapitalistische Marktordnung früher oder später durch eine auf Kooperation basierende Gemeinwesen-Ökonomie ersetzt werde.

Doch die Plattform-Werdung brachte keinen Postkapitalismus, sondern die ultra-kapitalistische Erschließung von bislang gar nicht oder nur schlecht verwertbaren Bereichen des sozialen Lebens. Nun ist auch die Nachbarschaftshilfe via App zum kommerziellen Dienst geworden. Der offene Teilen-Gedanke pervertiert sich, wenn ein Netzwerk erfolgreich wächst und der Netzwerk-Effekt zuschlägt: Der Nutzen eines Netzwerks für seine Mitglieder wächst quadratisch mit deren Anzahl – gemäß der direkten Verbindungsmöglichkeiten innerhalb des Netzes.

Ein Konzentrationsprozess von vielen kleinen, spezifischen Foren und Netzwerken hin zu zum Beispiel einem facebook, »bei dem alle sind«, ist die Folge. Mit dem Ergebnis, dass die tatsächlich infrage gestellte alte administrative Ordnung (z.B. der Kommunikation) durch eine neue ersetzt wird. Neue Player wie facebook, Apple, Airbnb und Uber bestimmen nun über ihr Plattform-›Angebot‹ die Bedingungen der Verbindung zwischen den Nutzer*innen und entziehen sich mit der einseitigen Festsetzung der Regeln per AGB sogar jedem politischen Aushandlungsprozess.

Die Plattform als ursprünglich dezentrales Organisationsprinzip entpuppt sich als ultra-kapitalistisches Instrument der Inwertsetzung mit dem (weit mehr als) Neben-Effekt der Erfassung und Lenkungsmöglichkeit von sozialer Konnektivität. Wir ziehen es daher vor, von On-DemandÖkonomie zu sprechen, in der Dienste auf Aufforderung geleistet werden.

Mit einem kooperativen Teilen hat die gut klingende und absichtlich missverständliche Shareconomy in den meisten Fällen nichts zu tun. Wir entwickeln uns viel mehr ›zurück‹ zu einer (digital vermittelten) Dienstbotengesellschaft, in der soziale Ungleichheit wieder stark zunimmt. Unternehmen wie Deliveroo, Airbnb und Uber sind Großkonzerne, letzterer mit einem Wert von 70 Mrd. US-Dollar.

Click- und Crowd-Working im Plattform-Kapitalismus

Beim »Crowdsourcing«, einer Mischung aus »Crowd« und »Outsourcing « werden Aufgaben nicht mehr Mitarbeiter*innen eines Unternehmens übertragen, sondern an ein Heer von digitalen Arbeitsnomaden ausgelagert. Die Crowdworking-Plattform Mechanical Turk von Amazon ist eine von vielen, um Kleinstaufträge zu vergeben. Hier warten 500.000 Menschen in 190 Ländern auf Aufträge wie das Korrigieren von Websites und Korrekturlesen, Produktbeschreibungen oder das Transkribieren von Tonaufnahmen.

Den Startschuss zur Nutzung des Schwarms von »Clickworkern« gab Amazon im Jahr 2006, als das Unternehmen mit dem Vertrieb von CDs begann. Hunderttausende von CD-Covern mussten auf sexuelle Inhalte überprüft werden, bevor sie in die digitale Verkaufsplattform eingestellt werden konnten. Eine Arbeit, die aufgrund uneindeutig formulierter Kriterien wenig geeignet war, von einem Computer gelöst zu werden.

Amazon erfand daraufhin in Anlehnung an dezentral verteilte Rechner in der Cloud die sogenannte Crowd – eine Art ›massiv parallelen‹, menschlichen Rechner. In Umkehrung der traditionellen Mensch-Maschine-Relation fordert der Computer den Menschen auf, ihn bei der Arbeit zu unterstützen. Auf einer digitalen Plattform konnte sich jeder anmelden, um für ein paar Dollar die Stunde CD-Cover durchzusehen. Über diese Aufgabe hinaus baute Amazon die Job-Plattform aus. Amazon stellt nun beliebigen ›Arbeitgeber*innen‹ für die Vermittlung einer Tätigkeit 10% des Betrags in Rechnung, der für die Erledigung des Mikro-Jobs bezahlt wird. Was gezahlt wird, bleibt der Arbeitgeber*in selbst überlassen.

Der Status dieser Mikroarbeiter*innen, die einen solchen Job annehmen, entspricht dem moderner Tagelöhner*innen: Arbeit gibt es nur, wenn welche eingestellt wird. Die Frage nach Arbeitsvertrag und sozialer Absicherung erübrigt sich. Hier regiert die einseitig änderbare AGB der Vermittlungsplattform in Willkür des Arbeitgebers. Isabella Mader brachte die Praxis des systematischen Lohnbetrugs auf den Punkt: »Lohndiebstahl ist ein Merkmal, kein Fehler.« Gezahlt wird oft mit erheblicher Verzögerung – manchmal aber auch gar nicht. Wie die Kräfteverhältnisse aussehen, verdeutlicht Amazon auf seiner Webseite: »Falls die Arbeitsleistung nicht Ihren Standards entspricht, lehnen Sie die Arbeit einfach ab und bezahlen den Arbeiter nicht.« (http://www.koop-hg.de/fileadmin/user/Termine/Tagungen/2015/2015-03-02-SD-03-Referat-Wienemann.pdf externer Link )

Auch in Deutschland wächst die Zahl der Crowdworking-Plattformen wie zum Beispiel der Berliner Firma CrowdGuru oder der Clickworker GmbH aus Essen. Eine Sättigung ist nicht in Sicht. Sobald sich eine Aufgabe halbwegs präzise umreißen und modularisieren lässt, kann sie an ›Nicht-Mitarbeiter*innen‹ aus der Crowd ausgelagert werden. Für die meisten Jobs wi rd ein Mikro-Honorar festgelegt – vielfach per Ausschreibung im Wettbewerb. Hier wird nur diejenige Person bezahlt, die den Zuschlag erhält – alle anderen gehen leer aus. Diejenigen Arbeitsplattformen, die stundenweise bezahlen, bieten eine App zum Download. Mit der muss sich die Crowdworker*in jedes Mal einloggen, wenn sie oder er an dem abzurechnenden Auftrag arbeitet. Damit wird jedoch nicht nur die Arbeitszeit ermittelt. Es werden in unregelmäßigen Abständen (sechsmal pro Stunde) Aufnahmen des Bildschirms gemacht und minütlich Tastaturklicks und Mausbewegungen registriert. »Wir kontrollieren nicht, sondern stellen Rahmenbedingungen zum Schutz und Vertrauensaufbau zur Verfügung«, so ein Plattformbetreiber. »Vertrauen« soll zudem über einsehbare Bewertungen – ähnlich wie bei Internetversandhändler*innen – erzeugt werden. Unternehmer*innen bewerten die Arbeit ihrer Digital-Nomad*innen für alle weiteren potentiellen Arbeitgeber*innen einsehbar.

Zur vermeintlichen Gleichberechtigung dürfen auch umgekehrt die Mikrojobber*innen ihre Arbeitgeber*innen bewerten – freilich ohne Konsequenzen.

Auch wenn eine kleine digitale Bohème meint, ihre eigenes Leben »in the name of enhanced autonomy« (Burawoy) als Freelancer flexibler und autonomer gestalten und die Durchmischung von Arbeit und Freizeit in maximaler Ortsungebundenheit noch weiter vorantreiben zu können, so dienen die aus dem Boden sprießenden digitalen Sweatshops unweigerlich als Lohndrücker – und das branchenübergreifend. Verdi konstatiert zu Recht eine »Kannibalisierung des Arbeitsmarktes«: Freie Arbeitskräfte verrichten dieselbe Arbeit zu schlechteren Konditionen. Der DGB sieht das als »Moderne Form der Sklaverei«, in der sich alle weltweit gegenseitig unterbieten, um den Zuschlag zu erhalten. Im Krankheitsfall und im Alter sieht es schlecht aus für die Crowdarbeiter*innen. Es gibt (derzeit) kein Sozialversicherungssystem und keine Arbeitsschutzregelung, die diese Form vollständig entrechteter Lohnarbeit berücksichtigen. Uber und Deliveroo sprechen bei ihren Fahrer*innen nicht von Angestellten, sondern von Selbstunternehmer*innen, um jeden Anspruch zurückzuweisen. Welcome to a smart new world of slaves.

Permanente Bewertung durch digitale Erfassung

Alle digital vermittelten On-Demand-Dienstleister*innen teilen ein gemeinsames Schicksal: Ihr Arbeitsverhalten wird kontinuierlich bemessen und bewertet. Unterschiedlichste, dem Arbeitgeber per digitaler Erfassung frei Haus gelieferte Leistungskennzahlen erlauben eine algorithmische Berechnung des individuellen Arbeitsengagements des auf Abruf Arbeitenden. Dadurch wird ein gewaltiger Druck zur Verhaltensanpassung erzeugt, der über Konkurrenzmechanismen ein enormes Reservoir an Selbstoptimierung und Selbstrationalisierung erschließt.

Die Verfügbarkeit, Anfahrtsschnelligkeit und Freundlichkeit von Uber-Fahrer*innen wird bei jeder Fahrt bewertet. Wer angebotene Fahrten zu häufig auf der Smartphone-App nicht annimmt, erhält einen schlechteren Score. Wer im Stau steht und von ungeduldigen Kund*innen per Klick ersetzt wird, verliert nicht nur die Tour, sondern riskiert seinen hohen Score. Diese Punktzahl legt fest, wer bevorzugt mit Fahraufträgen versorgt wird, und entscheidet damit über das Auskommen der fast ausnahmslos prekären Fahrer*innen. Immerhin liegt der Uber-Fahrpreis rund 25% unter dem eines normalen Taxis. Und von diesem Dumpingpreis gehen nochmals 20% an Uber für die Vermittlung der Fahrt. Das von außen Computer-spielerisch anmutende Hecheln nach einem überdurchschnittlichen Score wird so zur Lebensgrundlage.

Doch Betriebe wie Foxconn und Amazon schaffen auch ›offline‹ eine quasi lückenlose Erfassung aller Arbeitsabläufe durch konsequenten Einsatz von Hightech-Überwachungsapparatur. Die Bewertung der Mitarbeiter*innen an einigen Amazon-Standorten ist noch einen Schritt perfider (siehe dazu auch das Unterkapitel Effizienz-Dressur des Menschen zur Maschine). Wegen eines besonders hohen Krankenstandes von bis zu 20% führte der Online-Einzelhandelsgigant eine Anwesenheitsprämie ein. Und dies nicht nur für die einzelnen Mitarbeiter*innen, sondern in Teambewertung. Besonders robuste Abteilungen, die in der Summe weniger Krankheitstage auf dem Negativkonto haben, erhalten einen Bonus von 70–150 Euro je Mitarbeiter*in monatlich. Das ist nicht nur Gift für das Arbeitsklima. Es negiert auch Krankheit als normalen Bestandteil des Lebens – insbesondere in Folge einer monotonen und einseitigen Arbeitsbelastung.

Mit der als Industrie 4.0 bezeichneten Smartifizierung aller Arbeitsabläufe werden zukünftig auch die Jobs, die sich bisher einer optimierenden Bewertung entzogen hatten, kleinstteilig zerlegt und vermessen, um sie via künstlicher Intelligenz einer (selbstlernenden) Reorganisation durch die Arbeitgeber*innen zu unterziehen.

Flexkräfte – moderne On-Demand-Tagelöhner auch offline

Die durch die Digitalisierung zugespitzte Abhängigkeit in der Arbeitswelt sorgt auch außerhalb der ultrakapitalistischen Plattformen der On-Demand-Ökonomie für einen Dammbruch der ›Flexibilisierung‹ von Arbeitskraft.

Durch diese Normalisierung völlig entgarantierter ›Zuverdienst‹-Jobs lässt sich auch in klassischen Offline-Jobbranchen eine skandalöse Erosion von rechtlichen Standards durchsetzen. Der Umbruch treibt neue Beschäftigungsformen voran. Immer mehr Menschen arbeiten als »Flexkräfte« auf Abruf. Zunehmend auch in Deutschland – bereits jetzt sind es schätzungsweise 1,5 Millionen ›Beschäftigte‹. Dem Arbeitsverhältnis, das bei H&M mittlerweile ›normal‹ ist, liegt kein normaler Arbeitsvertrag zugrunde.

Das Unternehmen nennt sie »Flexkräfte«, wir nennen sie moderne Tagelöhner. Zehn Stunden pro Woche sind ihnen bei H&M zugesichert. Der Rest läuft flexibel unter Mehrarbeit. In manchen Monaten arbeiten sie nur zehn Stunden pro Woche, also 40 im Monat, in anderen kommen sie auf 150 Stunden. Waren vor 15 Jahren noch 48% der Beschäftigten bei H&M in Vollzeit angestellt – und gemäß Firmen-Angaben lediglich 22% auf Abruf – hat sich nun das Verhältnis umgekehrt: Nur noch 26% der Verkäufer*innen arbeiteten regulär in Vollzeit, 42% als Flexkräfte.

Die neuen Tagelöhner*innen finden sich nicht nur im Handel, sondern auch in der Gastronomie, in der Pflege, unter Kurierfahrer*innen, bei Medien und sogar bei Wohlfahrtsverbänden. Viele beschreiben, dass sie einen Arbeitsalltag in Dauerbereitschaft erleben. Laut Gesetz müssen Unternehmen vier Tage im Voraus ankündigen, wenn sie die Mitarbeiter*in einsetzen wollen – eine Schutzklausel, die aber häufig ignoriert wird. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung hat durch eine Umfrage herausgefunden, dass nur 27 Prozent aller Arbeitnehmer*innen auf Abruf

in Deutschland tatsächlich vier Tage vor ihrem Einsatz Bescheid erhalten. Da scheint es fast konsequent, dass die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) in einem Strategiepapier die Politik auffordert, die Vier-Tage-Frist in bestimmten Fällen zu kippen und die »Arbeitszeitflexibilität weiter auszubauen«.

Die Post beschäftigt ebenfalls etwa 5.000 Mitarbeiter*innen auf Abruf. Deren Arbeitseinsätze sind in Rahmenvereinbarungen geregelt – für jeden Arbeitseinsatz gibt es dann einen neuen, unabhängigen Arbeitsvertrag. Einige haben mehrere Hundert solcher Einzelverträge. Oft erhalten die Mitarbeiter*innen erst am Vorabend Bescheid, dass ein Einsatz gefragt ist. Arbeit auf Abruf ist laut Bundesarbeitsministerium rechtlich zulässig.

Sie trage »dem Aspekt Rechnung, dass eine dynamische Wirtschaft in einem gewissen Umfang auch flexible Jobs braucht«. Wie immer ist die Annahme eines solchen Vertrages ›freiwillig‹ und damit angeblich unproblematisch. Ein Muster, das in der aktuellen Phase des »Digitalismus« immer wiederkehrt. Das Phänomen einer Freiheit, die Fesseln trägt und bei der wir zwangsweise ›freiwillig‹ mitmachen, nennen wir partizipative Zurichtung. Mit ihrer Hilfe soll die Transformation zur Dienstbotengesellschaft ›reibungsfrei‹ gelingen.

Effizienz-Dressur des Menschen zur Maschine

Amazon-Mitarbeiter*innen arbeiten unter enormem Stress. Entgegen ihrer Arbeitsverträge leisten die meisten viele Überstunden und Samstagsarbeit. Streng hierarchisch geben sogenannte Leader den Arbeitsdruck über Fehlerpunkte an die Picker und Packer ihres Teams weiter. Picker »picken« die bestellte Ware aus den Regalen und legen dabei täglich bis zu 20 km zurück – der Tracker misst die Laufleistung über das sekundengenaue Protokoll des Aufenthaltsortes, der Handscanner erfasst alle Arbeitsschritte und gibt den nächsten vor. Kommt ein Picker in Verzug, löst das System Alarm aus: sein Leader erhält automatisch eine Nachricht auf seinen Bildschirm. Dann kommt es zum sogenannten Feedback-Gespräch.

Alles selbstverständlich »ausschließlich zur Prozessoptimierung«. Auch Packer haben eine klare Mindest-Quote: Jede Stunde 200 Einzelpäckchen bzw. 100 Multi-Pakete packen. Die permanente Bewertung der Mitarbeiter*innen hat durchaus Konsequenzen: eine grüne Karte heißt Lob, eine gelbe Karte kommt einer Abmahnung gleich. Bei drei gelben Karten droht die Entlassung.

Die Vorgabe lautet: Jeder soll über dem Leistungsdurchschnitt liegen. Was mathematisch unmöglich ist, stellt das dynamische Prinzip kontinuierlicher Arbeitsverdichtung in Konkurrenz innerhalb der Belegschaft dar.

Die Folge: ein allgegenwärtiger Zwang zur Selbstoptimierung. Selbst wenn Mitarbeiter*innen Arbeitsaufträge sinnvoll zusammenfassen, um sich unnötige Wege zu ersparen, hagelt es Strafpunkte. Jede Abweichung von der algorithmischen Vorgabe wird sanktioniert – zum Zweck der Standardisierung. Jegliche Individualität bedeutet Kontrollverlust – Verlust von Austauschbarkeit. Bei Amazon soll jede Mitarbeiter*in jederzeit durch eine Kolleg*in ersetzt werden können – ohne Effizienzeinbußen bei der Übergabe. Eine Informantin aus der Verwaltung berichtet: »Meine Arbeitsanweisungen schreiben mir die exakte Position von Tastatur und Maus auf meinem Schreibtisch vor und auch, wo mein Papierkorb unter dem Schreibtisch zu stehen hat. Das ist absurd und beklemmend.«

Dequalifizierung durch digitale Fließbänder

Was das Fließband nur rudimentär geschafft hat, schafft eine Algorithmisierung des Arbeitsprozesses bis zur Perfektion: die vollständige Quantifizierung, Standardisierung und damit Enteignung und Entwertung von Arbeit – früher nur in der Produktion, jetzt auch in Verwaltung und Entwicklung. In mehr und mehr Bürojobs wird mittlerweile der individuelle Arbeitsdruck ebenfalls über Ticket-Systeme mess- und steuerbar gemacht.

Was mit exakt definierten Leistungsvorgaben im Service-Bereich und bei typischen Call-Center-Jobs längst üblich ist, wird nun auf freie, selbst-organisierbare Bürotätigkeiten ausgedehnt. Der Büromensch arbeitet künftig wie am Fließband. Firmen versuchen das nötige Kreative auf wenige, gut bezahlte Mitarbeiter*innen zu verdichten. Das Ergebnis: Einige wenige Jobs in den Entwicklungsabteilungen, bei denen der Mensch dem Computer sagt, was er tun soll. Und immer mehr herabgestufte Jobs, bei denen der Computer dem Menschen sagt, was er tun soll.

Die Abtrennung der auch auf lange Sicht weiterhin den Menschen vorbehaltenen kreativen Jobanteile ist eine notwendige Vorbedingung für eine (zukünftige) Roboterisierung der so entwerteten anderen Aufgaben. Picker zum Beispiel wird es am modernsten Standort Amazons im niedersächsischen Winsen bei Hamburg nicht mehr geben. Hier werden ab Ende 2017 Roboter die benötigten Regal-Segmente zum Packer fahren, der das bestellte Produkt entnimmt und verpackt.

Industrie 4.0 – die Welt als Konzern

Industrie 4.0 bezeichnet die Vernetzung der gesamten Produktion. Ein neues Produktionsregime, das mit Hilfe digitaler Infrastruktur alle globalen Stoff- und Geldströme, aber auch die Arbeitskraft steuerbar machen will. Es wird von einer »vierten industriellen Revolution« gesprochen, nach der Mechanisierung im 18. Jahrhundert, der Elektrifizierung im 19. Jahrhundert und der Automatisierung im 20. Jahrhundert. Die Propagandisten der Industrie 4.0 entwerfen ein Szenario, in dem Mensch, Maschine und intelligente Systeme in eine integrated digitalhuman workforce transformiert und so zu beliebig einsetzbaren Bestandteilen eines globalen, hocheffizienten, sich selbst-steuernden Produktionsprozesses werden. Gebraucht werde dazu eine »Architektur und das Regelwerk eines aus Millionen von vernetzten Instanzen bestehenden weltweiten Wertschöpfungsnetzwerkes […], das sicher, robust und hochverfügbar ist«. Der mit Nachdruck lancierte, quasi nötigende Hype um die Notwendigkeit der Vernetzung von allem mit allen zieht bereits breite Spuren. Compass, ein deutsches Start-up im Silicon Valley analysiert Unternehmensabläufe, um Arbeitsprozesse vernetzt zu automatisieren.

Künstlich-intelligente Steuerungssysteme sollen eine möglichst nahtlose Integration von Robotern in den Arbeitsablauf sicherstellen. Mit der Konkurrenz des Roboters findet eine rasante Entwertung menschlicher Arbeitskraft statt. Foxconn will einige seiner Fabriken in China künftig komplett automatisieren und alle menschlichen Mitarbeiter*innen durch Roboter ersetzen. In Kunshan, China, hat Foxconn im Jahr 2016 u.a. für die iPhone7-Fertigung 60.000 der einst 110.000 Mitarbeiter*innen entlassen und ihre Arbeitsplätze durch Roboter ersetzt. Laut South China Morning Post wollen über 600 Firmen in Kunshan ihre Fertigungslinien mit Robotern ergänzen und würden so eine Welle der Massenentlassungen einläuten.

Verlierer dieser ›Revolution‹ werden aber nicht nur Arbeiter*innen sein, die wiederkehrende manuelle Tätigkeiten verrichten, sondern auch Versicherungen und Finanzdienstleister. Goldman Sachs zum Beispiel hatte bis vor kurzem noch 600 Aktienhändler*innen auf dem Börsenparkett. Jetzt sind es nur noch zwei. Algorithmen ersetzen die anderen 598. Allein in der britischen Finanzindustrie droht in den nächsten Jahren eine halbe Million Mitarbeiter*innen durch Software ersetzt zu werden, so eine Studie der Beratungsfirma Deloitte.

Surplus im Überfluss

Die ›Überflüssigen‹ im digitalisierten Überfluss werden immer mehr. In Deutschland zum Beispiel sinkt trotz Steigerung der Anzahl der Erwerbstätigen die Anzahl der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden. Erklärbar ist das nur durch immer mehr geringfügige Arbeit. Das von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles vorgeschlagene Maßnahmen-Paket Arbeit 4.0 wird – durch die darin verankerte weitere Flexibilisierung von Arbeit – diese Tendenz noch verschärfen. Dieser Trend gilt für die meisten westlichen Länder. So verwundert es nicht, dass 2016 eine Studie des International Labour Office (ILO) ergab, dass für 40% der Crowdworker*innen die Crowdwork die Haupteinnahmequelle ist.

In den USA wurde in der Deindustrialisierung zwar ein Teil der wegbrechenden Jobs durch neue ersetzt, allerdings mehrheitlich durch solche, die nicht vor Armut bewahren: Seit Wal-Mart 1988 das erste Supercenter eröffnete, sind sechs Millionen Arbeitsplätze in der US-Industrie vernichtet worden. Im selben Zeitraum wurden zwei Millionen neue Jobs im Transportgewerbe und drei Millionen im Einzelhandel geschaffen. Doch während Industriearbeiter*innen im Schnitt 42.000 Dollar im Jahr verdienen, erhalten Beschäftigte im Einzelhandel nur 23.000 Dollar.

Obwohl die politische Propaganda in Europa sowohl von rechts wie von ›links‹ gerne Vollbeschäftigung verspricht, könnte Arbeit durch die neuen Technologien in Industrienationen erstmals tatsächlich knapp werden: Das World Economic Forum in Davos hat bereits 2016 den Wegfall von Millionen Jobs im Rahmen der Industrie 4.0 diskutiert. Eine Studie der Deutschen Bank kündigt eine Beschäftigungskrise von nie dagewesenem Ausmaß an. Zum ersten Mal in der Geschichte würden deutlich mehr Jobs wegfallen, als neue geschaffen werden. Das Institute for Public Policy Research (IPPR) sieht in England innerhalb der nächsten 20 Jahre ein Drittel aller Jobs durch die vernetzte Automatisierung bedroht.

Die immer wieder zitierte Oxford-Studie von Carl Benedikt Frey und Michael Osborne sagt voraus, dass in den USA bis 2030 knapp die Hälfte aller Jobs überflüssig geworden sein wird. Aus der Sicht von Frey und Osborne (und auch von Brynjolfsson und McAfee 2014) ändert sich das bisherige Muster technologiegetriebener Arbeitsmarktentwicklung.

Das sowohl in den USA als auch in Europa beobachtete Muster der Polarisierung auf dem Arbeitsmarkt würde nicht weiter gelten, sondern mittlere und einfache Tätigkeiten würden in einem Maß wegfallen, das bisher durch Automatisierungsschranken begrenzt war. Am stärksten bedroht seien Beschäftigte in der Telefonwerbung, Recherche-Gehilf*innen und Schneider*innen. Den sichersten Job hätten Physiotherapeut*innen, gefolgt von Vorarbeiter*innen, Einsatzleiter*innen in Katastrophenfällen und Sozialarbeiter*innen. In den USA sind laut Frey und Osborne 47 Prozent aller Arbeitsplätze in Gefahr. In Deutschland sind es sogar 59 Prozent, schätzt Carsten Brzeski, Chef-Ökonom der ING-DiBa, auf Basis der Oxford-Studie, 18 von 31 Millionen Arbeitsplätzen seien bedroht.

Das betrifft nicht nur händische bzw. mechanische Arbeit, also körperliche Arbeit oder das Führen von Maschinen, sondern insbesondere auch Verwaltungstätigkeiten in der Datenverarbeitung – sogenannte »Kopfarbeiter«-Jobs.

Dass es sich hierbei nicht allein um Panikmache handelt, kann mensch daran ablesen, dass selbst konservative Ökonom*innen über ein Grundeinkommen zur zukünftigen sozialen Befriedung diskutieren, um auch denen ein minimales ›Auskommen‹ zu ermöglichen, die von der Lohnarbeit dauerhaft abgeschnitten sein werden. Niemand sollte sich der Illusion hingeben, für diese ›Überflüssigen‹ werde es ein tatsächlich »bedingungsloses « Grundeinkommen geben – allein die (zu geringe) Höhe wird eine Bedingtheit darstellen, die Abhängigkeit und Konformität steuert.

Welche Konsequenzen wird dieser prognostizierte Einbruch an Beschäftigung haben? Sicher ist, dass die Ungleichheit massiv zunehmen wird. In San Francisco zum Beispiel, dem selbsternannten Prototyp einer smarten Stadt, die durch die HighTech-Industrie im benachbarten Silicon Valley so extremen Reichtum produziert, dass eine 3-Zimmer Wohnung schon mal 8.000 Dollar Monatsmiete kosten kann, wird die Armut stark zunehmen: 20% der Bevölkerung San Franciscos lebt von weniger als einem Dollar pro Tag. Die Zahl der Obdachlosen ist innerhalb von zwei Jahren um 25% gestiegen, Zwangsräumungen sind an der Tagesordnung.

Wenn immer weniger Menschen arbeiten und der Zwang zur Erwerbsarbeit als normierende Ordnung kaum noch greift, reicht die Lohn-Disziplinierung nicht mehr aus, um die (Self-)Governance aufrechtzuerhalten.

Der Ausweg für die herrschende Klasse ist bereits jetzt erkennbar. Die zukünftige Ordnung basiert nicht mehr nur auf einer Bewertung von Arbeit, sondern auf dem Bewerten und Inwertsetzen jeglicher individueller Handlungen und Lebensäußerungen. Das Selbst-Unternehmertum dehnt sich auf alle Bereiche des Lebens aus. Der Mensch ist auch ökonomisch schon lange nicht mehr nur Träger seiner Arbeitskraft. Seine Eigenschaften in Gesamtheit sind so eng mit ihm verbunden, dass er selbst in Wert gesetzt wird. Er verkauft nicht mehr nur seine Arbeitskraft, sondern sich selbst. Der soziale Wert, ermittelt über das Rating und Scoring von Netzwerken wie Facebook, steigt zum realen, ökonomischen (Selbst-)Wert auf. Eingepreist wird das Bemühen um Selbstoptimierung. Eine Studie der OECD definiert als Humankapital die Gesamtheit der Kenntnisse, Qualifikationen, Kompetenzen und individuellen Charakteristika eines jeden Menschen. Für den derzeit kompromisslosesten Scoring-Ansatz zur Bemessung und Steigerung dieses Humankapitals in Selbstoptimierung verweisen wir auf den Artikel »›Verspielte‹ Kontrolle – Das Sesame Credit System« in diesem Band.

Wie damit umgehen?

Einige Anhänger*innen der orthodox-marxistischen Glaubensrichtung glauben, dass die Befreiung der Gesellschaft umso wahrscheinlicher wird, je höher das (technologische) Niveau der Produktivität entwickelt ist. Das würde bedeuten: Abwarten und sich darüber freuen, dass mit jedem Schub technologischer Innovation die Revolution nahen könnte. Für Sozialrevolutionär*innen ein fragwürdiger Blick aus der Makro-Perspektive mit der noch fragwürdigeren Vorstellung einer Revolution, bei der es lediglich darum geht, die fehlgeleitete, kapitalistische Nutzung einer an sich begrüßenswerten, vermeintlich neutralen Technologie abzustreifen.

Als bliebe der Mensch unbeeindruckt von der Veränderung seiner Lebensgrundlage und sei völlig robust gegenüber den Lenkungsansätzen der allgegenwärtigen Verhaltensökonomie.

Auch ohne jede Projektion in eine nahe Zukunft bröckelt die Basis für eine fundamentale Kritik – die stete Begleiterin aller Revolutionär*innen – maßgeblich mit zunehmender Fremdbestimmung und wachsender Abhängigkeit. Daher streiten wir gegen wachsende Ungleichheit und für die Wiedererlangung eines Mindestmaßes an Autonomie über den Kampf gegen den technologischen Angriff. Das betrifft nicht nur die stark zunehmende Entgarantierung und Entrechtung der Arbeit, sondern mehr noch die höchst invasive Form der technologie-getriebenen Fremdbestimmung unserer Informationsbeschaffung, unserer Kommunikation, unseres Denkens.

Unser Angriff gilt der Inwertsetzung und der partizipativen Zurichtung unserer selbst durch permanente (Selbst-)Bemessung als Grundlage für die (Fremd-)Steuerung.

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=130314
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