EU startet Langstreckendrohnen zur Grenzüberwachung

Dossier

Ferries, not FrontexNoch in diesem Frühjahr will die EU-Grenzagentur Frontex mit unbemannten Luftfahrzeugen über dem Mittelmeer patrouillieren. Ähnliche Einsätze erfolgten kürzlich mit „Predator“-Drohnen der italienischen Luftwaffe (…) Demnach hat die Agentur bereits zwei Verträge für verschieden große Drohnen der MALE-Klasse unterschrieben. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, mit dem Frontex den Nutzen größerer Drohnen für die Grenzüberwachung untersucht. (…) Frontex, die EMSA und die EFCA fusionieren ihre Aufklärungskapazitäten als neue „Agentur für die Grenz- und Küstenwache“. (…) Frontex arbeitet auch mit der EU-Militärmission EUNAVFOR MED zusammen. Dort wird gerade eine „Zelle für Kriminalitätsinformationen“ eingerichtet, in der militärische, polizeiliche und grenzpolizeiliche Behörden Lagebilder und Personendaten austauschen wollen.Artikel von Matthias Monroy vom 02. Mai 2018 bei telepolis externer Link und neu dazu:

  • Frontex: Europas Drohnenagentur. Frontex bahnt den Weg für Militärdrohnen im Innern New
    Die EU-Grenzagentur hat seit mehr als zwei Jahren eine israelische Langstreckendrohne namens »Heron 1« in Malta stationiert. Vor einem Jahr folgte eine weitere Drohne auf Kreta. Die Drohnen, die eine Spannweite von über 16 Metern haben, wurden vom israelischen Hersteller Israel Aerospace Industries (IAI) für das Militär entwickelt. Sie werden von der israelischen Luftwaffe für Aufklärungsmissionen eingesetzt, bewaffnet werden können sie nicht. Die deutsche Luftwaffe hat seit 2010 ebenfalls einen Vertrag mit IAI für Einsätze in Afghanistan und später auch in Mali abgeschlossen. (…) Das Mittelmeer dient den Frontex-Drohnen als Teststrecke, da es im Gegensatz zu Flügen über Land weniger Regularien für Drohnenflüge gibt. Die Drohnen müssen dort auch nicht in gesperrten Lufträumen fliegen, wie es in ganz Europa für das Militär üblich ist. Allerdings ändert sich dies langsam: Die von Airbus für Frontex betriebene »Heron 1« hat von der Luftfahrtbehörde eine Erlaubnis erhalten, in allgemeinen, von Fluglotsen kontrollierten Lufträumen zu fliegen. Für IAI war dies ein Durchbruch, aber es folgte eine Ernüchterung: Ende August stürzte die Frontex-Drohne vor Kreta ins Meer. Der genaue Grund ist noch nicht bekannt, aber es wird vermutet, dass es eine Störung der satellitengesteuerten Kommunikation gab. Der Absturz hat wahrscheinlich auch Auswirkungen auf die griechische Luftwaffe, die mittlerweile selbst über »Heron 1«-Drohnen verfügt. Die Frontex-Drohnen gehören zu einem Überwachungsflugdienst, den die Grenzagentur seit 2016 aufgebaut hat. Anfangs bestand der Dienst nur aus gecharterten Flugzeugen. Zur gleichen Zeit begann Frontex mit Tests zur Einführung von großen Drohnen. Es ist jedoch unklar, ob die Drohnenflüge nicht zu teuer sind. (…)
    Seit gut zehn Jahren erprobt Frontex auch kleine und mittelgroße Drohnen und lädt Hersteller sowie Grenzbehörden aus den Mitgliedstaaten zu »Industrietagen« ein. Diese Veranstaltungen sollen das Interesse der Polizei an Drohneneinsätzen wecken und entsprechende Verträge ermöglichen. Im Jahr 2020 hat Frontex erstmals eine Ausschreibung zur Beschaffung von 20 senkrecht startenden Quadrokoptern veröffentlicht. Diese sollten eine Nutzlast von rund sieben Kilogramm haben und an den Land- und Seeaußengrenzen der Europäischen Union eingesetzt werden. (…)
    Um den Einsatz von kleineren und mittelgroßen Drohnen auch für Grenzbehörden an Land zu fördern, hat Frontex Anfang September erneut einen »Industrietag« zu Drohnen in Warschau veranstaltet. Mit dieser zweitägigen Veranstaltung wollte die Agentur ihr Personal für das aktuelle und sich entwickelnde Angebot auf dem Markt sensibilisieren. 16 Hersteller haben ihre Drohnen vorgestellt und ihren potenziellen Verwendungszweck für die Grenzüberwachung hervorgehoben. So steht es in Dokumenten, die Frontex auf ihrer Webseite veröffentlicht hat…“ Artikel von Matthias Monroy vom 03.10.2023 in ND online externer Link

  • Maritime Überwachung: Spionagesatelliten im Frontex-Einsatz 
    „… Zur Ortung und Verfolgung von Schiffen nutzt Frontex Daten des automatischen Identifikationssystems (AIS), mit dem jedes größere Schiff über UKW-Funkfrequenzen regelmäßig seine Identität, den jeweiligen Standort und das Ziel an Empfangsgeräte senden muss. So will die Europäische Grenzagentur etwa unerwünschte Schleusungen von Geflüchteten oder auch Drogenschmuggel nach Europa verhindern. Die Informationen werden mit Bildern von optischen oder radarbasierten Satelliten in einem „Gesamtsituationsbild“ angereichert. Das mehrschichtige Überwachungssystem stößt an Grenzen, wenn Schiffe „unkooperativ“ sind und ihre AIS-Transponder ausschalten. Bilder hochauflösender optischer Satelliten sind zudem teuer und können nur tagsüber und bei gutem Wetter genutzt werden. Daten von SAR-Satelliten (Synthetic Aperture Radar) können Schiffe zwar jederzeit erkennen, ihre Auflösung ist jedoch grobkörnig. (…) Deshalb setzt Frontex zunehmend auf das Aufspüren von elektromagnetischer Strahlung, wie sie etwa von Funkgeräten oder Mobiltelefonen an Bord von Schiffen ausgesendet wird. Diese elektronische Aufklärung (Signals Intelligence – SIGINT) beziehungsweise raumbezogene Aufklärung (Geospatial Intelligence – GEOINT) wurde in den vergangenen Jahrzehnten nur von Militär und Geheimdiensten genutzt. Neue miniaturisierte Satelliten und das Elon Musk-Unternehmen SpaceX haben die Spionagetechnologie jetzt für private Anbieter und damit auch Grenzbehörden erschwinglich gemacht. Unter dem Titel „Erkennung von Satellitenfunk-Sendern für die maritime Situationsanalyse“ hat Frontex dazu 2019 einen ersten Rahmenvertrag über 1,5 Millionen Euro mit HawkEye 360 abgeschlossen. Die Vergabe an die amerikanische Firma erfolgte ohne eine ansonsten übliche europäische Ausschreibung. Nach einer Marktsichtung hatte Frontex erklärt, es handele sich um das einzige Unternehmen weltweit, das zum damaligen Zeitpunkt über die Technik verfügte. (…) Die automatisierte Risikoanalyse von Schiffen erfolgt mithilfe „Künstlicher Intelligenz“, HawkEye 360 startete dazu eine Kooperation mit dem ML Solutions Lab von Amazon…“ Beitrag von Matthias Monroy vom 27. Juni 2022 bei Netzpolitik.org externer Link – siehe u.a. auch: Frontex-Flugzeuge: Unter dem Radar gegen das Völkerrecht
  • Drohnen für die Festung Europa: Unbemannte Überwachung des Mittelmeeres 
    „Laut der Studie „Eurodrones Inc.“, die Ben Hayes, Chris Jones und Eric Töpfer vor sieben Jahren für Statewatch vorgelegt haben, hatte die Europäische Kommission damals bereits über 315 Mio. € ausgegeben, um die Nutzung von Drohnen für die Grenzüberwachung zu untersuchen. Dabei standen Fähigkeiten der Mitgliedstaaten und ihrer nationalen Kontaktzentren für das Grenzüberwachungssystem EUROSUR im Mittelpunkt. (…) Mehr als 190 Mio. € sind demnach seit Gründung der EU-Militärbehörde an Fördermitteln für Drohnen an Land, zu Wasser und in der Luft geflossen. 39 Projekte forschten dabei an Technologien oder Standards, um die unbemannten Systeme für zivile und militärische Zwecke nutzbar zu machen. Die militärischen Forschungen zu Drohnentechnologien sollten auch den grenzpolizeilichen Anwendungen zugutekommen. (…) Der Aufbau einer solchen Drohnenflotte war in dem Vorschlag für eine neue EMSA-Verordnung enthalten, den die Kommission Ende 2015 vorgelegt hatte. Drohnen sollten ein „ergänzendes Mittel in der gesamten Überwachungskette“ werden. Davon versprach sich die Kommission ein „frühzeitiges Aufspüren von Migrantenbewegungen“, ein weiterer Zweck bestand darin „Strafverfolgungsmaßnahmen zu unterstützen“. (…) Die Frontex-Drohnen werden offenbar auf Malta stationiert, Testflüge führte Airbus Anfang Mai vom dortigen Flughafen aus durch. Frontex kündigt außerdem an, zum Betrieb großer Drohnen „zwei Ausschreibungen pro Jahr für insgesamt 2000-3000 vertraglich vereinbarte Stunden zu starten“. (…) Die neuen unbemannten Fähigkeiten erweitern vor allem die Meeresüberwachung beträchtlich und ermöglichen ein neues Konzept gemeinsamer Kommando- und Kontrollstrukturen von Frontex, EMSA und EFCA. Langstreckendrohnen, wie sie die EMSA mit der „Hermes 900“ und Frontex mit der „Heron 1“ im Mittelmeer einsetzen, können einen ganzen Tag in der Luft bleiben und dabei große Seegebiete abdecken. Es ist damit zu rechnen, dass die Einsätze deutlich mehr Lageinformationen über Boote von Geflüchteten generieren. Die Drohnenoffensive wird dann für noch mehr völkerrechtswidrige „Pull backs“ sorgen, nachdem die Überwachungsinformationen wie bisher an die Küstenwachen in Ländern wie Libyen weitergegeben werden, um Geflüchtete möglichst schnell nach dem Ablegen an den dortigen Küsten abzufangen.“ IMI-Analyse 2021/24 von Matthias Monroy vom 20. Mai 2021 externer Link – siehe dazu aktuell: [Recherchen zu Frontex] Rund 180 Geflüchtete ertranken trotz Überwachung aus der Luft
  • EMSA, Frontex und Mitgliedstaaten: EU zahlt mehr als 300 Millionen für Überwachung mit Drohnen 
    „Seit vier Jahren fliegen unbemannte Systeme im Regelbetrieb für die Agenturen der Europäischen Union. Jetzt erhalten auch einzelne Regierungen Gelder für Drohnen an ihren Grenzen. Demnächst könnten dort ferngesteuerte Patrouillenboote eingesetzt werden. Die EU-Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) hat eine neue Ausschreibung zur unbemannten Überwachung europäischer Meeresgebiete veröffentlicht. Über die europäische Vergabeplattform „Ted“ wird eine Firma gesucht, die für 20 Millionen Euro zunächst 2.300 Flugstunden mit größeren Drohnen durchführt. Sie sollen in einem Radius von mindestens 500 Kilometern operieren und über zehn Stunden in der Luft bleiben. Den Plänen zufolge sollen die Drohnen ohne Start- und Landebahn auskommen. Dadurch soll ihre Verlegung in eine Einsatzgebiet schnell und flexibel entschieden werden können. Mit dem neuen Auftrag hat die EU-Kommission seit 2017 mindestens 308 Millionen Euro für den Einsatz von Drohnen ausgegeben. Dabei sind viele Gelder nicht eingerechnet. Die britische Nichtregierungsorganisation Statewatch bezifferte etwa die Forschung und Entwicklung von unbemannten Systemen bis zum Jahr 2014 auf rund 500 Millionen Euro. (…) Die EU-Grenzagentur hat ihre Drohnendienste ebenfalls erweitert. Nach der EMSA hatte Frontex zunächst 2018 zwei Pilotprojekte im Mittelmeer durchgeführt. (…) Bislang verfügt noch keine Grenzbehörde eines EU-Mitgliedstaates über Schiffe, die aus der Ferne gesteuert werden. Erst kürzlich hat das Militär in Großbritannien ein solches Drohnenboot getestet. (…) Noch bis zum 30. April verfolgt die EU-Kommission mit COMPASS2020 ein ähnliches Ziel. Darin entwickeln Rüstungskonzerne und Behörden eine Plattform, die Aufklärungsdaten von Satelliten, Drohnen und Flugzeugen zusammenführt. Weitere Informationen stammen von unbemannten Über- und Unterwasserfahrzeugen. Das Projekt wird angeführt von der Seeverkehrsbehörde aus Portugal, trotz Brexit forscht auch die britische Grenzpolizei mit. An Bord sind außerdem Airbus und Tekever, mithin jene beiden Firmen, die in den vergangenen Jahren jeweils einen dreistelligen Millionenbetrag für die EU-Drohnenüberwachung einheimsen konnten.“ Beitrag von Matthias Monroy vom 1. Februar 2021 bei Netzpolitik.org externer Link
  • Aufträge an Rüstungskonzerne: Italien und Frontex überwachen das Mittelmeer jetzt mit Drohnen
    „Die Europäische Union hat die mehrjährige Stationierung großer Drohnen im Mittelmeer beschlossen, jetzt zieht Italien nach. Die begünstigten Firmen aus Israel und Italien haben in den vergangenen Jahren bereits Tests für Frontex durchgeführt. Das italienische Innenministerium stellt 7,2 Millionen Euro für den Betrieb von Drohnen im zentralen Mittelmeer zur Verfügung. Für die Polizei und die ebenfalls für die Grenzsicherung zuständige Finanzpolizei sollen die unbemannten Luftfahrzeuge bei Tag und Nacht irreguläre Migration aus Ländern wie Libyen und Tunesien überwachen. Die EU-Kommission übernimmt die Hälfte der Kosten über den Fonds für innere Sicherheit. Den Auftrag hat offenbar der italienische Rüstungskonzern Leonardo erhalten. Für zunächst ein Jahr soll die Firma bis zu 1.800 Flugstunden bereitstellen. Die Stationierung der Drohnen erfolgt auf den sizilianischen Flughäfen Trapani, Lampedusa oder Ragusa, als Einsatzradius fordert das Innenministerium rund 550 Kilometer. Der Vertrag hat eine Laufzeit von zunächst einem Jahr und kann zweimal verlängert werden. (…) Noch ist unklar, wo die Stationierung der nun beschlossenen Frontex-Drohnen erfolgt, in der Ausschreibung ist die Rede von Griechenland, Italien oder Malta. Den Einsatzradius gibt Frontex wie das italienische Innenministerium mit 500 Kilometern an, die Drohne kann dabei mehr als 24 Stunden in der Luft bleiben. Die bei den Missionen anfallenden Informationen will Frontex ebenfalls an die libysche Küstenwache übermitteln…“ Beitrag von Matthias Monroy vom 26. Oktober 2020 bei Netzpolitik.org externer Link
  • Neue Frontex-Verordnung: Aufrüstung der Festung Europa
    „Die Europäische Union baut eine Grenztruppe mit 10.000 Einsatzkräften auf, den größten Teil stellt die Bundespolizei. Die neue Kommissionspräsidentin will die Truppe bereits in 2024 komplett haben. Frontex erhält außerdem mehr Kompetenzen und verändert ihre Organisationsstruktur. Mit einer „Ständigen Reserve“ („Standing Corps“) von 10.000 zusätzlichen Einsatzkräften perfektioniert die EU-Grenzagentur Frontex die Abschottung der Europäischen Union. So steht es in dem Vorschlag der EU- Kommission vom 12. September 2018 zur Änderung der Verordnung über die Europäische Grenz- und Küstenwache (EBCG). Die neue Grenztruppe soll Übertritte an den Außengrenzen Europas verhindern sowie Rückführungen und Abschiebungen durchführen. (…) Der Rat und das alte Europäische Parlament haben dem Aufwuchs von Frontex bereits grundsätzlich zugestimmt, nach einer linguistischen Korrektur (das sogenannte Artikel 241-Verfahren) beschließen die Mitgliedstaaten und das neue Parlament den Rechtsakt in einer ihrer nächsten Sitzungen abermals formal. Nach ihrer Veröffentlichung im Amtsblatt der Europäischen Union tritt die Verordnung dann vermutlich noch in diesem Jahr in Kraft. (…) Frontex hat außerdem ihre Überwachungsfähigkeiten verstärkt. Die Grenzagentur betreibt das Überwachungssystem EUROSUR, das unter anderem die Küstenregionen von Algerien, Tunesien und Libyen überwacht. Hierfür testet Frontex den Einsatz von Drohnen, die ursprünglich für das Militär entwickelt wurden. Die Ausforschung dieses „Grenzvorbereichs“ vor Nordafrika wird nun auf neue Gebiete ausgeweitet. (…) Wegen des völkerrechtlichen Non-refoulement-Gebots darf Frontex keine Geflüchteten an einer EU-Außengrenze zurückweisen. Im Bereich der Grenzüberwachung ist das neue „Standing Corps“ deshalb für den Einsatz in Drittstaaten gedacht. Die neue Frontex-Verordnung erleichtert solche Einsätze außerhalb der EU. Einer dortigen Durchführung von Rückführungen und Abschiebungen wollte das EU-Parlament allerdings nicht zustimmen. (…) Ein erstes operatives Abkommen mit einem Drittstaat hat die Grenzagentur mit Albanien geschlossen, der Einsatz begann im Mai dieses Jahres. Weitere Abkommen mit den Regierungen in Bosnien, Serbien, Mazedonien und Montenegro sind bereits verhandelt, müssen dort aber noch den Gesetzgebungsprozess durchlaufen. (…) Anfang Dezember tritt die VO in Kraft.“ Beitrag von Matthias Monroy vom 30. September 2019 bei clip.de externer Link mit Link zur Frontex-Verordnung (337 Seiten) auf Deutsch – siehe dazu:

    • Frontex hat ein Waffenproblem 
      Gemäß der neuen Verordnung sollen 3.000 Einsatzkräfte Frontex direkt unterstellt werden. Erstmals befehligt die Europäische Union damit eine Polizeitruppe mit einheitlicher Uniform. Allerdings gibt es keine Rechtsgrundlage für den Erwerb von Waffen, Munition und „nicht-tödlicher Ausrüstung“. Bis 2027 will die EU-Grenzagentur eine „Ständige Reserve“ von 10.000 GrenzpolizistInnen aufbauen. Das Personal, das bis zum kommenden Jahr bereits zu fast zwei Dritteln rekrutiert sein soll, unterteilt sich in vier Kategorien externer Link . 3.000 zusätzliche Kräfte der „Kategorie 1“ sollen direkt dem Hauptquartier der Agentur in Warschau unterstehen und sind dann unmittelbar bei Frontex angestellt. Derzeit sind dort rund 1.500 meist zivile BeamtInnen tätig. Für den Aufwuchs verlegt Frontex 2024 seinen Sitz externer Link in einen ebenfalls in der polnischen Hauptstadt errichteten Neubau. Mit 1.500 BeamtInnen für „langfristige Entsendungen“ stellt die „Kategorie 2“ einen vergleichsweise kleinen Teil der „Ständigen Reserve“. Dabei handelt es sich um Personal der Mitgliedstaaten, das für mindestens 24 Monate zu Frontex abgeordnet wird. Die deutsche Bundespolizei wird zunächst 61 PolizistInnen abstellen, später sollen es insgesamt 225 werden. Für Kurzzeitentsendungen der „Kategorie 3“ will Frontex 5.500 BeamtInnen aus den Mitgliedstaaten mobilisieren, in der „Reserve für Soforteinsätze“ weitere 1.500. Hier greift die Agentur auf die bestehenden „Soforteinsatzteams“ externer Link zurück, die bislang nur in Griechenland zum Einsatz kamen. (…) Aus den Mitgliedstaaten entsandte Einsatzkräfte sind mit den dort üblichen Einsatzmitteln bewaffnet, darunter Dienstpistole, Schlagstock, Pfefferspray, Tränengas oder Handschellen. Auch das Personal der „Kategorie 1“ soll mit Waffen, Munition und anderen Einsatzmitteln für die Ausübung von Zwang ausgestattet werden. Dabei ergeben sich jedoch rechtliche Probleme, denn Frontex hat offenbar nicht bedacht, dass die neue Verordnung keine Rechtsgrundlage externer Link für eigene Schusswaffen beinhaltet…“ Artikel von Matthias Monroy vom 23. September 2020 bei cilip externer Link
  • »Damit soll die Festung Europa perfektioniert werden«. EU-Projekte wie »Seepferdchen Mittelmeer« binden Drittstaaten in Überwachungssysteme ein 
    „[ Für das Abfangen von Flüchtlingsbooten ist Libyens sogenannte Küstenwache seit Jahren von der EU aufgerüstet worden. Dazu diente auch das Projekt »Seepferdchen Mittelmeer«, über das eine Anfrage der Linken im EU-Parlament jetzt neue Details zutage brachte. Was hat es damit auf sich?] Es gibt in Libyen zwei Einheiten für die maritime Sicherheit. Die Seepolizei soll die Häfen und Hoheitsgewässer kontrollieren, außerhalb davon ist die »Küstenwache« zuständig. Beide werden von der EU unterstützt und ausgebildet: die Seepolizei von Frontex, der EU-Grenzagentur, und die Küstenwache von Militär aus Italien, Spanien oder auch Deutschland. Die libyschen Behörden erhalten außerdem neue Möglichkeiten zur Meeresüberwachung sowie ein Lagezentrum für die Seenotrettung. In »Seepferdchen Mittelmeer« werden all diese neuen Strukturen in Libyen in ein Kommunikationsnetz der europäischen Mittelmeeranrainer eingebunden. Darüber werden dann Informationen über Vorfälle auf hoher See geteilt. (…) Die Grenzagentur will bald für mehrere Jahre große Drohnen im zentralen Mittelmeer stationieren, die eine Reichweite von mehreren hundert Kilometern haben und 20 Stunden in der Luft bleiben können sollen. (…) Die größten Summen verschlingen Satelliten- und Drohnentechnologien. Allein die »Weltraumdatenautobahn« von Airbus, über die Frontex die Informationen aus dem All erhält, kostete europäische Steuerzahler eine dreistellige Millionensumme…“ Interview von Kristian Stemmler in der jungen Welt vom 04.06.2020 externer Link mit Matthias Monroy, Mitglied der Redaktion der Zeitschrift Bürgerrechte und Polizei/CILIP
  • EU weitet Meeresüberwachung mit Drohnen aus 
    „… Die Europäische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs (EMSA) hat ihre Drohnenflüge auf insgesamt sechs EU-Mitgliedstaaten ausgeweitet. Laut der EU-Kommissarin für Verkehr, Violeta Bulc, fliegen unbemannte Luftfahrzeuge verschiedener Größen in Portugal, Spanien, Dänemark, Griechenland, Kroatien und Italien, außerdem finden Einsätze in Island statt. Die Überwachungsdienste werden für die Küstenwachen der jeweiligen Länder erledigt. Verfolgt werden die irreguläre Einwanderung, Schmuggel, illegale Fischerei sowie Luft- und Meeresverschmutzung. Bei Bedarf können die Drohnen auch der Seenotrettung helfen. Für die Integration der Drohnen in den allgemeinen Luftverkehr arbeitet die EMSA mit der Europäischen Agentur für Flugsicherheit zusammen. (…) Die Flüge erfolgen nicht nur für die nationalen Behörden, die für die Schifffahrt verantwortlich sind. Auch die Grenzagentur Frontex und die dort zusammengeschlossenen Grenzbehörden machen von den Aufklärungsdaten der EMSA Gebrauch. Grundlage ist eine Arbeitsvereinbarung, an der sich außerdem die Europäische Fischereiaufsichtsagentur (EFCA) beteiligt. Die drei Agenturen koordinieren zusammen rund 300 zivile und militärische Behörden, die für die Seesicherheit in den EU-Mitgliedstaaten verantwortlich sind. Mit dem Abkommen wollen sie gegenseitig von ihren Überwachungstätigkeiten profitieren. Während Frontex auf Satellitenaufklärung und die Grenzüberwachung mit Flugzeugen spezialisiert ist, entwickelt die EMSA seit 2017 den Drohnendienst. Letztes Jahr hatten die Agenturen erste gemeinsame Tests mit verschiedenen Drohnen als erfolgreich bewertet. (…) Ähnliche Forschungen für unbemannte Systeme an Land, zu Wasser und in der Luft finanziert die EU-Kommission im Projekt ROBORDER, entsprechende Tests erfolgen in mehreren Mitgliedstaaten.“ Beitrag von Matthias Monroy vom 27. September 2019 bei Netzpolitik externer Link

Siehe auch unser Dossier: Drohnen: Ein echtes Trauerspiel

Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=131604
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