Menschenhandel in der BRD. Subunternehmer in der Fleischindustrie treten Arbeitsrecht mit Füßen. Großkonzerne malen rosiges Bild der Beschäftigungsverhältnisse

"Fleischindustrie enteignen - Kapitalismus abschaffen!„… Produziert wird der Exportüberschuss der Steaks aber auch deshalb, weil in der Branche Niedriglöhne die Regel sind. Der Mindestlohn liegt bei 8,60 Euro, die Beschäftigten sind meist über befristete Werkverträge in Subunternehmen angestellt. Viele kommen aus dem EU-Ausland. Ihnen werden falsche Versprechungen gemacht – über Lohnhöhe und Arbeitsbedingungen. Das deutsche Strafgesetzbuch definiert »Menschenhandel zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft« in Paragraph 233. (…) Die Firma DSI GmbH aus dem nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück bei Gütersloh ist als Subunternehmer für Tönnies tätig. Dokumente, die jW vorliegen, zeigen, wie die DSI Arbeitsrecht mit Füßen tritt. Dass Arbeiter ihren Lohn mehrere Monate lang nicht ausgezahlt bekamen, ist in diesen Kreisen fast schon eine Bagatelle. (…) Die P-Food GmbH aus Coesfeld, ein Subunternehmen von Europas fünftgrößtem Fleischproduzenten, der Westfleisch SCE mbH, hatte mehreren Mitarbeitern Lohn abgezogen. Ihre Messer, die durch das Zerlegen der Tiere stumpf geworden waren, schärften sie mit einer Schleifmaschine. P-Food legte kurzerhand die Kosten um. Bis zu 60 Euro »Werkzeuggeld« pro Arbeiter im Monat behielt der Konzern ein – leicht verdientes Geld. Auch ein illustrierendes Beispiel für die Branche lieferte die Firma Supply chain solutions GmbH, die für die Franz Wiltmann GmbH Arbeitskräfte anheuert. Einem Arbeiter wurde nach einem Unfall in seiner Werkswohnung angeboten, eine Zeitlang unbezahlten Urlaub zu nehmen. Als er ablehnte, wurde er kurzerhand gefeuert. (…) Unternehmen wie Tönnies wollen sich ein besseres Image verschaffen. Im September 2015 hatten die sechs größten deutschen Wurstfabrikanten unter der Schirmherrschaft von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) eine »freiwillige Selbstverpflichtung« unterzeichnet. (…) Dem hielt der stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) Claus-Harald ­Güster entgegen: »Das Hauptproblem, die Arbeit in Subunternehmen mit Werkverträgen und Leiharbeit zu verringern, hat – mit Ausnahme von Westfleisch – kein Unternehmen gelöst.« Immer noch arbeiteten mehr als die Hälfte der Beschäftigten als Leiharbeiter oder mit Werkverträgen.“ Artikel von Simon Zeise in junge Welt vom 07.10.2016 externer Link

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