[DEKRA Arbeit GmbH] Skandal um Leiharbeit bei Mercedes in Rastatt – und die falschen Konsequenzen der IG Metall

"IGitt Metall" aus der ZDF-Anstalt vom 16.05.2017Wer krank ist, der fliegt. Wer sich beklagt, fliegt. Sie werden um Arbeitsstunden und Urlaub betrogen. Doch wer zu oft nachfragt, fliegt. Unter den 1200 Leiharbeitern der Leihfirma DEKRA im Mercedes-Werk Rastatt herrscht ein Klima der Angst. Die IG Metall geht nun gemeinsam mit den DEKRA-Leiharbeitern die Missstände an. (…) Viele nehmen daher Urlaub, wenn sie krank sind, um ihren ohnehin befristeten Job nicht zu verlieren. Das weiß die IG Metall aus über 200 persönlichen Gesprächen. In einer „Blitz“-Aktion kamen letzte Woche rund 50 Sekretäre der IG Metall Baden-Württemberg drei Tage lang zu den Schichtwechseln vor die Werkstore, boten Sprechstunden in Werksnähe  für Leiharbeiter in an und besuchten sie zu Hause. (…) Und sie werden oft betrogen: Urlaubstage und Arbeitszeit verschwinden einfach von einem Monat zum nächsten Monat. Die Prüfung der oft völlig undurchsichtigen und wirren Abrechnungen und Stundenzettel deckte systematisch Unregelmäßigkeiten auf. Der Spitzenwert waren 14 Tage Urlaub, die ohne erkennbaren Grund auf einmal gestrichen waren. (…) Wer zu viel fragt, riskiert eine Abmahnung oder sofort die Kündigung. Zumindest gibt es dann keine Verlängerung der stets befristeten Arbeitsverträge bei DEKRA. Auch hier stellten die IG Metall-Sekretäre Unregelmäßigkeiten fest. Vertragsverlängerungen etwa wurden verfälscht oder vertuscht, etwa indem sie nach hinten datiert wurden, wodurch Leiharbeiter um ihre unbefristete Übernahme gebracht wurden. (…) Im September ist für alle erst mal Schluss. Mercedes baut einen Teil der Produktion um. Nach vier bis sechs Monaten Arbeitslosigkeit soll es dann weitergehen – für die meisten, erklärte DEKRA den Leihbeschäftigten auf Versammlungen Anfang Juni…“ IG Metall-Beitrag vom 18.06.2018 externer Link – so weit, so schlecht, doch die IG Metall zieht ihre üblichen, falschen Konsequenzen… (s.u.) Siehe nun auch dazu:

  • IG Metall erreicht Verbesserungen für Leiharbeiter am Mercedes-Standort Rastatt – Mehr Transparenz und Standortzulage für Beschäftigte der Dekra Arbeit 
    In der Auseinandersetzung um die Arbeitsbedingungen von Dekra-Beschäftigten am Mercedes-Standort Rastatt sind in einem Gespräch zwischen Vertretern von IG Metall und Dekra Arbeit gute Ergebnisse erzielt worden. In einem von der Verleihfirma Dekra Arbeit und der IG Metall Gaggenau unterzeichneten Eckpunktepapier wurden folgende Verabredungen getroffen: Die zum Stichtag 31. August 2018 bei Mercedes-Benz in Rastatt eingesetzten Dekra-Beschäftigten erhalten im September 2018 eine einmalige Standort-Zulage von jeweils 160 Euro. Die Verleihfirma Dekra Arbeit richtet für die Beschäftigten am Daimler-Standort Rastatt voraussichtlich bis November 2018 ein Internet-Portal mit individuellem Zugriff ein. Dieses soll einen transparenten Einblick in das Arbeitszeitkonto, geleistete Stunden, Pausen sowie Urlaubs- und Krankheitstage geben. Zudem wird bei Dekra-Beschäftigten, die im September 2018 in die Arbeitslosigkeit entlassen und im Frühjahr 2019 im Zusammenhang mit dem Hochlauf der Produktion bei Daimler Rastatt wiedereingestellt werden, auf die Probezeit verzichtet. Eine Garantie, dass Mitarbeiter, deren befristeter Vertrag Mitte September ausläuft, einen unbefristeten Arbeitsvertrag und einen Folgeeinsatz bei Daimler bekommen, hat die Dekra Arbeit auf Verlangen der IG Metall Gaggenau schon zu einem früheren Zeitpunkt gegeben. Ab nächster Woche werden die Gespräche zwischen der IG Metall Gaggenau und der Dekra-Geschäftsleitung zu vielen Einzelfragen fortgesetzt. (…) Zudem ist es geplant, zwischen dem Betriebsrat und Mercedes-Benz Rastatt eine Betriebsvereinbarung zu treffen, die bei Übernahme eines Dekra-Beschäftigten in ein Arbeitsverhältnis zu Daimler die bisherigen Beschäftigungszeiten des Leiharbeitnehmers berücksichtigt. Dadurch steigen die Chancen auf eine Übernahme…“ Pressemitteilung der IG Metall Baden-Württemberg vom 05.07.2018 externer Link – equal pay und equal treatment sieht immer noch anders aus! Zu den Details des Eckpunktepapiers siehe auch:

    • Dekra-Leiharbeiter bei Daimler in Rastatt: IG Metall setzt bessere Bedingungen durch New
      „In einem von der IG Metall Gaggenau und der Dekra Arbeit GmbH mittlerweile unterzeichneten Eckpunktepapier ist vereinbart, dass die Verleihfirma für die Beschäftigten am Daimler-Standort Rastatt ein Internet-Portal mit individuellem Zugriff einrichtet. Dadurch sollen die 1200 Leiharbeitnehmer ihr Arbeitszeitkonto, geleistete Stunden, Pausen sowie Urlaubs- und Krankheitstage transparent einsehen können. (…) Denn auch eine einmalige Standort-Zulage winkt: Die zum Stichtag 31. August 2018 bei Mercedes-Benz in Rastatt eingesetzten Dekra-Beschäftigten erhalten laut den Vereinbarungen des Eckpunktepapiers im September jeweils 160 Euro. (…) Die IG Metall ist noch weitere Probleme angegangen: So wurden zum Beispiel Vertragsverlängerungen vielfach verfälscht, etwa indem sie nach hinten datiert wurden, was Dekra-Leiharbeiter um ihre unbefristete Übernahme brachte. Dekra Arbeit hat 40 solcher Fälle zugegeben. Inzwischen hat die Verleihfirma auf Verlangen der IG Metall Gaggenau eine Garantie abgegeben, dass Mitarbeiter, deren befristeter Vertrag Mitte September ausläuft, einen unbefristeten Arbeitsvertrag und einen Folgeeinsatz bei Daimler bekommen.(…) Im Eckpunktepapier steht außerdem, dass für Dekra-Beschäftigte, die im September 2018 in die Arbeitslosigkeit entlassen und im Frühjahr 2019 im Zusammenhang mit dem Hochlauf der Produktion bei Daimler Rastatt wiedereingestellt werden, die Probezeit wegfällt.“…“ IG Metall-Beitrag vom 11.07.2018 externer Link

So weit, so schlecht, doch die IG Metall zieht ihre üblichen, falschen Konsequenzen

  • Darin nämlich allerdings auch ein Loblied auf die „geregelte“ Leiharbeit: „… Das Fazit der Gespräche mit den Leiharbeitern: Die Arbeit selbst bei Mercedes ist top. Leiharbeiter werden hier gut bezahlt – dank eines Tarifvertrags der IG Metall und einer Betriebsvereinbarung gibt es über 20 Euro in der Stunde – und sie werden von den Mercedes-Vorgesetzten gut behandelt. Anders als von ihren Personalverantwortlichen bei ihrer eigenen Firma DEKRA. Hier herrscht ein Klima der Angst…“
  • Doch die Ziele der IG Metall lauten weder Verbot der Leiharbeit noch Übernahme aller, sondern: „Wir wollen die DEKRA dazu bringen, dass sie mehr Transparenz gegenüber ihren Beschäftigten schafft und die Menschen respektvoll behandelt“, erklärt Heiko Maßfeller, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall-Geschäftsstelle Gaggenau. (…) Ziel des zweiten Blitzes war es auch, DEKRA-Beschäftigte als IG Metall-Mitglieder und Aktive zu gewinnen, um gemeinsam Verbesserungen bei DEKRA durchzusetzen
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=133670
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