Leiharbeit: Missbrauch legal ausgeweitet

Aufkleber "Leiharbeit verbieten" von Kollegen der Daimler-Werke Wörth und Bremen„„Arbeitgeber missbrauchen seit Jahren Leiharbeit und Werkverträge dazu, Belegschaften zu spalten und Lohndumping zu betreiben. Etwa eine Million Menschen sind zurzeit als Leiharbeitnehmerin und Leiharbeitnehmer tätig. Ihr Lohn ist oft geringer als derjenige der Stammbelegschaft. Zudem haben sie schlechtere Arbeitsbedingungen und weniger Rechte. Einige Leiharbeitnehmer arbeiten bis zu zehn Jahre in demselben Entleihbetrieb. Das darf nicht sein.“ Selten ist die SPD-Fraktion des Deutschen Bundestags so nahe an der Wahrheit wie mit dieser Zustandsbeschreibung (http://www.spdfraktion.de/themen/missbrauch-leiharbeit-riegel-vorgeschoben). Dann allerdings wird behauptet, dass das auf Initiative der SPD und des Arbeitsministeriums eingebrachte und vom Bundestag im Oktober beschlossene Gesetz an dieser Lage etwas verbessert. Und das ist schon wieder eine große Lüge. (…) Wir sind für die Abschaffung der Leiharbeit. Sie verlagert grundsätzlich sehr einfach die Risiken des kapitalistischen Marktes auf die LohnarbeiterInnen. Für die Abschaffung sind sicher auch Hunderttausende, wenn nicht Millionen in diesem Land. Aber keine der Bundestagsparteien oder der Gewerkschaften ist dafür. Wenn es Kritik an der Leiharbeit gibt, dann immer nur am „Missbrauch“, wie ihn die SPD oben beschreibt: dem Einsatz mit dem Ziel, Belegschaften zu spalten und Lohnkosten zu sparen, Arbeitsbedingungen zu verschlechtern und ArbeiterInnen zu entrechten. (…) Wenn diese Überausbeutung wirksam begrenzt würde, müsste man das unterstützen. Was aber tut das Gesetz?...“ Artikel von Frederik Haber in Neue Internationale 214 vom November 2016 bei der Arbeitermacht externer Link

  • Zudem im Text: „… Der Verzicht der IG Metall darauf, die LeiharbeiterInnen und alle anderen Randbelegschaften wieder in die Konzerne einzugliedern, zeigt, dass sie diese Strategie der Konzerne mitträgt und mit einer Vielfalt von Tarifverträgen gestaltet. Dieses Muster zeigt sich auch bei der Bezahlung. Equal Pay: Wenn LeiharbeiterInnen den gleichen Lohn verdienen würden wie die Stammbelegschaften, würde in der Tat das Interesse am dauerhaften Einsatz der Leiharbeit dramatisch schwinden. Das wollen weder die Kapitalisten noch die Gewerkschaften. Das eine ist logisch, das zweite empörend. (…) Die Kundgebung „gegen die Leiharbeit“, wie sie der DGB Anfang April in München veranstaltete, war nicht der Auftakt zur Mobilisierung, sondern eine Alibi-Aktion. Die Lage der LeiharbeiterInnen bleibt weiter schlecht, die Leiharbeit wird eher zunehmen und der Druck auf das Lohnniveau auch. Möglich ist das alles, weil die Gewerkschaftsführungen (nicht nur) in dieser Frage in engste Kumpanei mit dem Kapital verstrickt sind und die Absenkung des Lohnniveaus mitbetreiben. Es gibt Gerüchte, dass eine tarifliche Verlängerung der Verweildauer bis 4 Jahre möglich werden soll und dass die IG Metall diese schon hinter dem Rücken der Mitglieder verhandelt…“
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=107032
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