[Offener Brief an die CDU] „Diese Gesetzgebung klingt für Ignoranten Ihres Schlags natürlich erstmal wie ein besonderer Meilenstein für die Arbeitnehmerrechte“

ZDF-Sendung "Die Anstalt" vom 16. Mai 2017: Das ArbeitnehmerüberlassungsgesetzWerte CDU, den hier anhängenden Screenshot Ihrer Auffassung zur Leiharbeit [aus dem Wahl-O-Mat], möchte ich eingehend kommentieren, um Ihnen aus erster Hand aufzuzeigen, wie beispiellos zynisch, menschenverachtend und bösartig Ihr Standpunkt zu diesem Thema ist. (…) Wenn ich, so wie vor Kurzem, in die Lage des Status „arbeitsuchend“ gerate, summiert sich binnen Wochen ein mannshoher Stapel Bewerbungsvorschläge durch die zuständige und sämtliche umliegenden Agenturen für Arbeit. Diese Bewerbungsvorschläge haben jedoch einen gewaltigen Haken, um den es mir hier geht: Sie haben zu nahezu 100%(!) den Hintergrund „Leiharbeit“! Aus Ihrer Sicht, liebe CDU, stellt dies ja offenbar wesentliche soziale Vorteile dar. Jedoch kann ich Ihnen nun aus fast zehn Jahren Erfahrung, mit beinahe einem Dutzend Leihfirmen und ungleich mehr entleihenden Betrieben bis hin zu weltbekannten Konzernen berichten, dass Sie mit Ihrem Standpunkt zum Thema Leiharbeit in einem Maß der Realität abtrünnig sind, dass man es selbst mit der unseren ausdruckreichen Muttersprache nicht in Worte fassen kann. Genauso wie die Wut über ihre zynische Darstellung der unerträglichen Verhältnisse auf dem Arbeitsmarkt, die ich derzeit empfinde. (…) Einen allumfassenden Einblick in das Ausmaß der Demütigungen, Perspektivlosigkeit, Entrechtungen, Nötigungen, Erpressungen, Drohungen, Lohn- und Nebenkostenbetrug und den völligen Entzug der Lebensgrundlage bis hin unterhalb des Anpruches auf Arbeitslosengeld 2 kann ich dabei nicht einmal annähernd leisten…“ Offener Brief an die CDU von Daniel Grüneke vom 11. September 2017 bei Fratzebuch externer Link und nun auch ein Interview mit ihm:

  • »Als Leiharbeiter ist man ziemlich rechtlos«. Heuern und feuern: Ein Schiffbauer wirft der CDU Realitätsverlust vor und warnt vor aufkeimender Wut. Ein Gespräch mit Daniel Grüneke New
    „… Im Wahlkampf lobt die CDU das neue Arbeitnehmerüberlassungsgesetz. Es verhindere Missbrauch, eröffne Leiharbeitern Chancen und biete ihnen sogar Freiräume. Sie wiederholt das Märchen, Firmen würden Leiharbeiter anheuern, um Auftragsspitzen zu bewältigen. Ich frage mich: In welcher Realität lebt die CDU? Viele Unternehmen setzen dauerhaft Leiharbeiter ein, zum Beispiel die Werften bei uns. Da stellt sich schon die Frage: Wie lange können »Auftragsspitzen« dauern? Entgangen ist der Partei wohl auch, dass die neue Regel, wonach die Leiharbeiter hier nach neun Monaten rund 90 Prozent des Gehalts der Stammbelegschaft erhalten sollen, für weitere Repressalien benutzt werden kann – und wird. (…) Verstößt der Entleiher gegen das Arbeitsrecht, und ich will das nicht mitmachen, droht mir der Rauswurf. Ich empfinde das als Nötigung. Ich kann nicht mal rechtlich gegen den Betrieb vorgehen, in dem ich arbeite. Er ist ja nicht mein Arbeitgeber. Häufig habe ich das Gefühl, dass auch die Betriebsräte korrumpiert sind. Sie arbeiten oft nicht im Sinn der Leihbeschäftigten in ihrem Unternehmen. Und die Leihfirmen selbst haben meist keinen Betriebsrat. Dessen Gründung unterdrücken viele hartnäckig…“ Interview von Susan Bonath in der jungen Welt vom 19.09.2017 externer Link
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=121532
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