Einfach mal zusammenreißen: Amazon belohnt Gesunde

Mag Wompel: Jagd auf Kranke - Rückkehrgespräche auf dem VormarschFieber, Rücken, Magen-Darm: Krankheiten sind bekanntlich ein Teil des Lebens. Doch der Versandhändler Amazon will sich nicht so mit ihnen abfinden. Mitarbeiter, die nicht so oft krank sind, sollen eine Prämie bekommen – allerdings nur, wenn das gesamte Team mitzieht. (…) Dabei koppelt Amazon diesen Gesundheitsteil an einen Gruppenbonus. Um die maximal mögliche Prämie von zehn Prozent des monatlichen Bruttogehaltes zu erhalten, zählen nicht nur die Krankheitstage des einzelnen Mitarbeiters, sondern auch der Krankenstand des gesamten Teams, in dem er arbeitet. Jeder, der sich krank meldet, gefährdet damit nicht nur seinen eigenen Bonus, sondern schwächt auch den Wert, den seine Kollegen erreichen können. Die Gewerkschaft Verdi, der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte und die Technikerkrankenkasse reagierten mit scharfer Kritik auf die Amazon-Regelung…“ Meldung vom 01. April 2017 bei N-TV externer Link und dazu:

  • [Video] Prämie fürs Nicht-Krank-Sein New
    „Eine Prämie für Mitarbeiter die sich nicht krankschreiben lassen, klingt erst einmal gut, führt aber in der Praxis dazu, dass Angestellte mit Grippe und Husten ins Büro kommen. Arbeiten statt Erholung ist ungesund. Außerdem werden so viele Kollegen angesteckt. Auch Wirtschaftsexperten halten solche Prämien deshalb für falsch. Ein Amazon-Mitarbeiter erzählt, dass es in diesem Unternehmen sogar Gruppen-Prämien fürs Nicht-Krank-Sein gibt. Wenn einer krank ist, bekommt keiner Geld. Stärkt man so das Gruppen-Gefühl oder verstärkt man einfach den Druck?“ Bericht von Fritz Sprengart vom 16. September 2017 bei der Aktuellen Stunde WDR externer Link (Länge: 3:52 Min., abrufbar in der WDR-Mediathek bis zum 16. September 2018)
  • Weltgesundheitstag – Beschäftigte bei Amazon streiken für einen Tarifvertrag und gesunde Arbeit
    Am heutigen Weltgesundheitstag (7. April 2017) haben die Beschäftigen an den Amazon-Standorten Rheinberg, Werne, Bad Hersfeld und Koblenz seit der Nacht bzw. dem frühen Morgen erneut die Arbeit nieder gelegt. Die Streiks für einen Tarifvertrag dauern vorläufig bis zum Ende der Spätschicht an. Amazon verweigert seinen Beschäftigten bisher grundsätzlich einen Tarifvertrag. „Der Arbeitsalltag bei Amazon ist geprägt von hohem Druck, Hetze und Kontrollen, überdurchschnittlich hohe Krankenraten sind die Folge. Doch statt mehr für die Gesundheit der Beschäftigten zu tun, führt Amazon Gesundheitsprämien ein, die Kranke unter Druck setzen und das Misstrauen der Beschäftigten untereinander fördern…“ ver.di-Meldung vom 07.04.2017 externer Link
  • der Originalbeitrag vom 1.4. in der Süddeutschen Zeitung ist nur im Abo, siehe daher: „… Zu dem Prämiensystem selbst kann man dem Original-Artikel in der Süddeutschen Zeitung entnehmen: »Am Logistikzentrum in Pforzheim etwa gilt: Wer keinen Tag im Monat wegen Krankheit fehlt, der ist Gold-Mitarbeiter. Wer einen Tag zu Hause war, hat Silber-Status. Bei zwei Krankheitstagen gibt es Bronze.« Und weiter erfahren wir zu Amazons Prämienmodell: »Die Gesundheitsprämie ist, dies zeigen die Dokumente, kompliziert konstruiert. Unter dem Strich können die Angestellten ihr Bruttomonatsgehalt durch die Prämie um maximal zehn Prozent steigern. In die Zahl fließen einerseits leistungsbezogene Kriterien ein, die insgesamt vier Prozent ausmachen. Das Kriterium Gesundheit wird mit sechs Prozent gewichtet. Diese Gesundheitskomponente wiederum gliedert sich einen individuellen Teil und einen Gruppenanteil. Das heißt: Ist die ganze Abteilung weniger krank, erhält jeder Einzelne mehr Geld. Erreicht eine Gruppe, die aus etwa 50 Mitarbeitern besteht, Gold-Status, steigt die Wahrscheinlichkeit des Einzelnen, eine höhere Prämie zu erhalten. Ein Logistikzentrum-Mitarbeiter verdient anfangs etwa 2000 Euro brutto im Monat. Nach Angaben von Amazon-Mitarbeitern kann er realistischerweise einen Bonus von 70 bis 150 Euro im Monat erreichen. Vorausgesetzt natürlich, die ganze Abteilung zieht mit. Das kann enormen Druck auf den Einzelnen ausüben.«...“ Aus dem Artikel von und bei Stefan Sell vom 1. April 2017 externer Link: „Amazon mal wieder. Diesmal mit einer „Anwesenheitsprämie“ für „Gesunde“und die dann auch noch gekoppelt an das ganze Team“, dort auch Beispiele aus anderen Unternehmen
Kurzlink: https://www.labournet.de/?p=114341
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